Verkohlte Baustämme ragen aus dem steinigen Boden, rundherum stehen dürre, meist abgestorbene Bäume. Stellenweise riecht man den Brandgeruch sogar noch. Die Schäden sind also noch deutlich sichtbar – auch ein Jahr nach dem verheerenden Waldbrand in Hirschwang an der Rax (Bezirk Neunkirchen).
Viele Schäden werden sogar erst jetzt sichtbar, etwa bei den Buchen, sagte Peter Lepkowicz, Forstverwalter der Stadt Wien: „Im Frühjahr haben die noch ganz normal ausgetrieben, aber über das Jahr hat sich die Rinde runtergeschält, und damit sind die Bäume abgestorben.“ Laut den wissenschaftlichen Erhebungen betrifft das heuer zehn Prozent der Bäume.
Ein Jahr nach dem Rax-Waldbrand
Genau vor einem Jahr haben in Hirschwang an der Rax 115 Hektar Wald gebrannt. Die Verursacher des größten Feuers, das es bis dahin in Österreich je gegeben hat, sind nach wie vor nicht gefunden. Allerdings gibt es jetzt eine neue Spur.
„Zukunftskapital“ zerstört
Der größte Schaden betrifft jedoch die kleinen, jüngeren, etwa drei bis vier Meter großen Bäume, die auf dem steinigen Boden viel langsamer wachsen als im Flachland. Diese Laubholzverjüngung sei durch den Brand komplett vernichtet worden, sagte Lepkowicz: „Das ist eigentlich unser Zukunftskapital gewesen, und das tut wirklich weh, weil diese 30, 40 Jahre kann mir keiner zurückgeben.“

Vom Waldbrand waren vor allem Laubbäume betroffen, die ganz gezielt gesetzt wurden. Über Jahrzehnte wurden Monokulturen betrieben, wie mit der Schwarzkiefer, die vor 200 Jahren für die Harzindustrie eine Rolle spielte. Mischwälder seien aber natürlich – und haben laut Lepkowicz den Vorteil, „dass der Boden Wasser viel besser filtert und speichert. Jetzt sind die Bäume ausgefallen, und wir müssen wieder von vorne anfangen.“
9.000 Helfer im Dauereinsatz
Jahrzehnte des langsamen Wachsens wurden in kurzer Zeit zerstört. Binnen weniger Stunden breiteten sich die Flammen im Vorjahr aus, bis mehr als 100 Hektar Wald in Brand standen, noch dazu in steilem und felsigem Gelände. Fast 9.000 Helfer kämpften gegen die Flammen, erst nach zwei Wochen konnte vorläufig „Brand aus“ gegeben werden.
Für ihren Einsatz wurden 400 Freiwillige – stellvertretend für ihre Kameradinnen und Kameraden – am Dienstag in der Feuerwehrschule in Tulln geehrt. Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner sprach dabei von einem der aufwendigsten Löscheinsätze der vergangenen Jahrzehnte. Und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ergänzte: „Ihr habt durchgehalten, und das hat gezeigt, die Sicherheitsfamilie hält zusammen.“
Neue Hoffnung der Polizei
Die Ermittlungen, wer den Waldbrand ausgelöst hatte, sind noch nicht abgeschlossen. Die Auswertung der Handydaten brachte bisher zwar keine Hinweise, allerdings gibt es laut Polizei neue Hoffnungen. Wanderer hätten am Tag vor Ausbruch des Brandes zwei Männer getroffen, die dort offenbar genächtigt hatten, sagte Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner: „Auffällig war, dass einer dieser Männer ein Handtuch des Bundesliga-Fußballclubs Rapid Wien bei sich hatte.“
Die Polizei hofft, dass sich die beiden als Zeugen melden und sich dadurch weitere Hinweise ergeben. Die Brandursache ist weiterhin ungeklärt. Die Ermittler gehen weiter von einer „fremden Zündquelle“ aus. Ein Lagerfeuer könnte dabei eine Rolle gespielt haben.
Erste Erfolge der Aufforstung
Im Wald begann man schon kurz nach dem Brand, den Boden aufzuforsten – mit Gräsern, Sträuchern und Bäumen. Laut dem Forstverwalter zeigen sich auch bereits erste Erfolge: „Dort, wo wir ausgesät haben, haben die Maßnahmen gefruchtet, weil der Boden durch die Wurzeln gleich zusammengehalten wird.“ Auf Flächen ohne Maßnahmen habe der Boden hingegen weiter erodiert.

Deshalb sei es notwendig, so schnell wie möglich „wieder von null anzufangen“ und weitere Aufforstungsmaßnahmen zu setzen. Nächstes Frühjahr sollen etwa auch Nussbäume gesetzt werden. Die Schäden des bisher größten Waldbrandes in Österreich werden allerdings auch noch in zehn Jahren oder darüber hinaus sichtbar sein und sich auswirken.
Drohnen im Einsatz
Deshalb wurde neben den ökologischen Maßnahmen auch in die Technik investiert. Ab sofort fliegt man das Areal immer wieder mit Drohen ab. Mit Hilfe der Kamera können auch schon die kleinsten Wärmequellen wie Lagerfeuer lokalisiert werden. Und in so einem Fall werden laut dem Forstverwalter künftig auch gleich die Einsatzorganisationen alarmiert.