Joesi Prokopetz
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„GANZ PERSÖNLICH“

Joesi Prokopetz: „Mein Weg war glückgesäumt“

Joesi Prokopetz ist dieses Jahr 70 geworden, hat sein erstes Buch geschrieben und ist derzeit mit seinem neuem Programm „Vienna waits for you“ auf Tour. „Mein Weg war glückgesäumt“, sagt er – auch, wenn der Erfolg Schattenseiten hatte.

Man kann ihn wohl getrost als Mulitalent bezeichnen. Joesi Prokopetz ist Kabarettist, Autor und Texter. Als Songtexter von Wolfgang Ambros feierte er schon ganz früh in seinem Leben riesige Erfolge. 1971 schrieb Prokopetz „Da Hofa“. Auch die Lyrics von Liedern wie „Du bist wia die Wintersun“, „Es lebe der Zentralfriedhof“, „Die Blume aus dem Gemeindebau“ oder „Baba und foi net“ stammen von ihm.

Dass es auch mit 70 Jahren noch nicht zu spät für etwas Neues ist, beweist Prokopetz mit seinem ersten Buch, das er vor Kurzem veröffentlichte – ein Krimi, der im Dunkelsteinerwald spielt. Im „Ganz Persönlich“-Interview spricht das Multitalent aber auch von den Schattenseiten des Erfolgs, Prokopetz hatte mit heftigen Depressionen zu kämpfen.

noe.ORF.at: Wir sind zu Gast bei Ihnen in Brunn am Gebirge. Sie gelten als der Ur-Wiener, leben aber schon seit 21 Jahren in Brunn. Ist das so etwas wie eine Flucht aus der Großstadt?

Joesi Prokopetz: Nein, das hat beziehungstechnische Gründe. Ich wollte nicht von Wien weg, es hat sich so ergeben. Aber mittlerweile muss ich sagen, bin ich ganz froh, dass ich dem Urbanen doch weitgehend entfliehen konnte.

noe.ORF.at: Sie sind dieses Jahr 70 geworden. Ein Geburtstag, den Sie, wie Sie sagen, erleiden. Wieso?

Prokopetz: Das ist ja keine Freude, wenn man so alt wird. Im Kopf bin ich 35 und ansonsten ist alles bereits – wie man sagt – old time. Wenn man ein bisschen nachdenkt in den späteren Tagen seines Lebens, dann denkt man ja doch, dass das Leben nicht ewig dauert.

noe.ORF.at: Sie sind trotzdem sehr umtriebig. Sie sind mit einem Kabarettprogramm auf Tour, der Watzmann wird auch gespielt – und Sie haben jetzt ein Buch herausgebracht, „Teufelskreuz“, ein Krimi. Wie ist es dazu gekommen?

Prokopetz: Ich wollte immer schon einen Roman schreiben, war aber zu faul. Da braucht man eben Sitzfleisch, wie man sagt. Und das hatte ich nie. Aber in diesen zwei Jahren der Pandemie, wo nichts war, konnte ich nicht spielen. Da habe ich den Roman geschrieben.

Joesi Prokopetz und Robert Friess beim Interview
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Joesi Prokopetz und ORF-NÖ-Reporter Robert Friess beim Interview

noe.ORF.at: Ihr erster großer Erfolg war die Zusammenarbeit mit Wolfgang Ambros, die Liedtexte zum „Hofa“ und zum Zentralfriedhof. Wie ist diese Zusammenarbeit zustande gekommen?

Prokopetz: Wir haben uns in der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien vor vielen Jahren kennengelernt – das ist das Gut Aiderbichl für gescheiterte Gymnasiasten. Wir waren 15, 16 und haben gemerkt, dass wir mehr oder weniger den gleichen Blick auf die Welt haben.

noe.ORF.at: Haben Sie damals mit dem Erfolg gerechnet?

Prokopetz: Nein, aber wie er dann da war, habe ich mir gedacht, das gehört so. Ich war damals keine 20 und habe mir gedacht, das ist so. Später lernt man dann dazu, dass das mitnichten so ist.

noe.ORF.at: Dann sind sie doch Sänger geworden. Das Deutsch- Österreichische Feingefühl (DÖF) war ein großer Erfolg mit Liedern wie „Codo“ und „Taxi“.

Prokopetz: Das war irgendwie ein Glücksfall, ein Juchaza des Schicksals. Alles, was auf dieser DÖF-Platte war, haben wir ganz schlecht mit einem Kasettenrekorder aufgenommen. Der Manager Markus Spiegel hat Annette Humpe als Produzentin einfliegen lassen und sie hat dann gesagt: ,Jungs, das ist so schräg, das mache ich.’ Danach hat das Schicksal seinen Lauf genommen.

noe.ORF.at: Über was lachen Sie selbst am liebsten?

Prokopetz: Ich kann mich zum Beispiel deppert lachen über Monty Python. Ich kann wahnsinnig lachen über Dick und Doof und andere Slapstick-Sachen – Comedy und Ähnliches interessiert mich überhaupt nicht. Worüber ich mich sehr vergnüge, ist wirklich gutes, spitzes Kabarett, das auch weh tut.

noe.ORF.at: Der Erfolg, das ständige Wuchtel-Schieben hat auch seine Schattenseiten. Sie hatten ja auch Depressionen.

Prokopetz: Ich hatte zwei hefige Depressionsschübe, wovon der erste der schwerere und längere war. Bis man darauf kommt, was man hat, dauert es. Man geht ja nicht gleich zum Arzt. Es dauert bis es so weit ist, dass man sagt, ohne Hilfe geht es nicht weiter. Zirka 15 Jahre später folgte der zweite. Nun ist es so, dass ich seit 2019 keine Medikamente mehr nehme, aber ich bin mir bewusst, dass die Depression jederzeit wieder kommen könnte.

noe.ORF.at: Sie sind Kabarettist, Buchautor und Interpret. Sie sind jetzt 70 Jahre alt. Wenn Sie noch einmal von vorne anfangen würden, für welchen Weg würden Sie sich entscheiden?

Prokopetz: Ich würde mich vermutlich für den gleichen Weg entscheiden, denn der Weg war ja glückgesäumt, mit den Erfolgen wie dem Hofer, Codo und dem Watzmann – also, ich würde es genauso machen.