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Wirtschaft

Hohe Inflation: Kunden bleibt wenig zum Sparen

Eine hohe Inflation und niedrige Sparzinsen machen das Sparen besonders schwierig. Das haben die Banken am Weltspartag bei ihren Kundinnen und Kunden gemerkt. Laut Arbeiterkammer legen sich aber immer mehr Leute einen „Notgroschen“ zur Seite.

Viele Banken warben am Weltspartag mit bunten Geschenken und einem Kinderprogramm, das die Kleinsten zum Sparen animieren soll. Bei einer Inflation von mittlerweile um die elf Prozent und steigenden Lebenshaltungskosten wird das Sparen allerdings immer schwieriger.

Der Weltspartag habe dennoch seine Bedeutung nicht verloren, meint Martin Hauer, Vorstand der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien. Nach zwei Jahren Pandemie können die Banken am heurigen Weltspartag wieder Kundinnen und Kunden empfangen. Außerdem sei es ein wichtiger Tag für die Gesellschaft, an dem man sich mit den Themen Geld und Geldanlagen auseinandersetzt.

Die beliebteste Form der Geldanlage sind nach wie vor das Sparbuch oder das Sparkonto – mehr dazu in Viele sparen trotz Krisenzeiten (noe.ORF.at; 21.10.2022). Man sollte aber auch darüber hinausdenken und sich etwa über Vermögensanlagen oder Aktien informieren, sagt Hauer. Sinnvoll sei auf jeden Fall, einen Notgroschen anzulegen.

Arbeiterkammer: „Leute wappnen sich mit Notgroschen“

Laut Robert Staudinger, Experte bei der Arbeiterkammer Niederösterreich, würden auch immer mehr Leute einen Notgroschen anlegen. „Die Preise steigen immer mehr. Die Leute wollen für die Zukunft gewappnet sein“, sagte er im Interview mit Werner Fetz in der Fernsehsendung „Niederösterreich heute“ am Montag.

Die Zinsen sind niedrig, die Inflation extrem hoch. Was soll man mit seinem Geld tun, wenn man eines über hat?

Robert Staudinger: Wir merken in der Arbeiterkammer Niederösterreich, dass es den Menschen zunehmend schwerer fällt, Geld zur Seite zu legen und ans Sparen zu denken. Nichtsdestotrotz sparen die Leute mehr als noch in den letzten Jahren, weil sie Angst vor der Zukunft haben. Es gibt eine unsichere Gemengenlage: niedrige Zinsen, hohe Inflation, die Preise steigen immer mehr. Die Leute wollen für die Zukunft gewappnet sein und sich den Notgroschen trotz hoher Preise auf die Seite legen und auf die Bank tragen.

Was macht man am besten mit dem Notgroschen, damit er durch die Inflation nicht an Wert verliert? Zuhause aufheben, auf das Sparbuch legen, Aktien, Fonds, Gold?

Staudinger: Wenn es der Notgroschen ist, würde ich ihn sicher nicht zuhause aufheben. Da ist er sehr unsicher. Ich würde ihn auf alle Fälle auf die Bank tragen. Hier gibt es doch einige Möglichkeiten. Es gibt Sparkonten oder die traditionellen Sparbücher. Natürlich kann ich das Geld dort nicht wertgesichert anlegen, aber wenn es ein Notgroschen ist, muss er jederzeit verfügbar sein. Da würde ich nicht dazu raten, in Aktien, Fonds oder Gold zu investieren. Wenn jemand mehr auf die Seite legen kann, wäre es schon interessant, sich mit dem Bankberater zu beraten. Ich würde aber nicht alles auf eine Karte setzen, sondern auf mehrere Beine verteilen.

Die Leitzinsen wurden zuletzt erhöht. Wie merken das die Menschen?

Staudinger: Bei den Sparzinsen fast gar nicht, da bewegen wir uns noch immer auf sehr niedrigem Niveau. Herr und Frau Niederösterreicher werden es aber merken, wenn sie einen Hypothekarkredit auf ihr Einfamilienhaus laufen haben oder in Zukunft ein Einfamilienhaus bauen wollen. Die Hypothekarzinsen werden steigen. Hier ist unsere Empfehlung, dass man sich den bestehenden Kreditvertrag zuhause anschauen soll, ob man – wenn man variabel verzinst ist – einen Teil oder das Ganze umschuldet und in einen Fixzins umwandelt. Hier gilt es aber zu bedenken, dass man sich anschaut, wie hoch die Spesen und die Zinssätze sind.

Wie viele Menschen können sich aktuell überhaupt noch einen Notgroschen zur Seite legen?

Staudinger: Es gibt sehr viele Menschen – mit denen haben wir primär zu tun – die sich das Leben schon gar nicht mehr leisten können. Es gibt auch schon Menschen, die sich einen Kredit aufnehmen müssen, um das tägliche Leben, ihre Strom- oder Gasrechnung finanzieren zu können. Diesen Menschen sollte man raten, dass sie sich beim Land, bei der Arbeiterkammer oder bei den Sozialorganisationen erkundigen, wo sie Hilfe bekommen. Bei jenen Leuten, die sich einen Notgroschen zur Seite legen können, haben wir die Tendenz, dass sie sogar mehr sparen, um einen Polster für etwaige noch höhere Preise auf der Seite zu haben.

Sie sind auch ein Energieexperte in der Arbeiterkammer Niederösterreich. Was ist in den nächsten Wochen zu erwarten?

Staudinger: Die kurzfristigen Senkungen beim Gaspreis werden sich bei den Haushaltskunden in den nächsten Wochen nicht auswirken. Wenn die Gaspreise längerfristig niedrig bleiben, werden die Erhöhungen von den Energielieferanten vielleicht nicht so hoch ausfallen. Auf der anderen Seite haben wir sehr hohe Gas- und Strompreise. Hier sollten die Konsumentinnen und Konsumenten sehr genau vergleichen.

Wir haben festgestellt, dass die Konsumentinnen und Konsumenten derzeit am Markt bei ihren Landesversorgern oder ihren Altverträgen noch am besten aufgehoben sind. Jetzt zu einem neuen Anbieter zu wechseln, zahlt sich überhaupt nicht aus. Sollte man beim alten Anbieter gekündigt werden, empfiehlt es sich, das neue Angebot über den Strom- und Gaspreisrechner zu kontrollieren, ob es nicht doch Alternativen am Markt gibt.