Am 13. Oktober bat Margit Schnabler in einem Facebook-Aufruf um Unterstützung: Sie möchte ihrem Sohn Ulrich zum Geburtstag am 17. Oktober einen großen Wunsch erfüllen und ihn mit so vielen postalischen Gratulationen wie möglich beschenken. Anfangs habe sie sich nichts Besonderes dabei gedacht, verrät Schnabler im Gespräch mit noe.ORF.at.
Mittlerweile habe Ulrich aber über 2.000 Karten, Briefe und Pakete aus der ganzen Welt bekommen. Sie fanden ihren Weg aus Irland, England, Frankreich, Belgien, Mauritius, Thailand und sogar den USA (New York, Orlando, Florida) nach Zwettl, wo der 22-Jährige ein möglichst selbstständiges Leben im Rahmen von Betreutem Wohnen führt, und Hofamt Priel (Bezirk Melk), dem Wohnort von Margit Schnabler. Innerhalb von Österreich seien die meisten Zusendungen aus Wien und der Steiermark gekommen, obwohl man hier gar nicht so viele Verwandte habe, erzählt die Mutter.
Kleine Geschenke und Geburtstagssong
Die Karten und Briefe stammen aber auch von ausgewanderten Österreicherinnen und Österreichern oder von Urlauberinnen und Urlaubern. Manche von ihnen haben sogar Pakete mit kleineren, liebevoll verpackten Geschenken geschickt. Von einer selbst gehäkelten Decke für den Rollstuhl über Hauben, Socken, T-Shirts, einem Seelenwärmer und Süßigkeiten mit persönlicher Inschrift bis hin zu Büchern war alles Erdenkliche dabei.
Post weiterhin erwünscht
Über Zusendungen – an die Adresse seiner Mutter – würde sich Ulrich Schnabler weiterhin sehr freuen:
Margit Schnabler
Getreidegasse 2a 1/1
3681 Hofamt Priel
„Es hat ihn vor Freude fast zerrissen“, erinnert sich Schnabler an die Momente zurück, in denen ihr Sohn die Post öffnete. Dafür benötigte er im Wohnheim und bei seiner Mutter mehrere Tage – und auch heute noch kommen täglich rund 14 Briefe und Karten an. Das Interessanteste an ihnen ist der Poststempel: „Die größte Magie für Ulrich ist es, festzustellen, woher die Postzusendungen kommen“, erklärt Schnabler.
Neben den mehr als 2.000 Glückwunschkarten, Briefen und Paketen hat Ulrich auch viele WhatsApp- und Messenger-Nachrichten erhalten. Doch damit nicht genug: Durch das Facebook-Posting ist innerhalb von zwei Tagen sogar ein eigener Geburtstagssong für den jungen Mann entstanden.
Serie als Auslöser für Wunsch
Und woher kommt eigentlich Ulrichs Faszination für Briefe und Glückwunschkarten? Sie stamme von einer bestimmten Folge der britischen Comedyserie „Mr. Bean“, berichtet Schnabler. In dieser schreibt sich der Protagonist selbst eine Geburtstagskarte, weil es sonst keiner tut. „Ulrich war sehr betroffen, dass Mr. Bean keine Karte bekommen hat, er hat ihm sehr leidgetan. Deswegen ist das Kartenschreiben zum Geburtstag sehr wichtig für Ulrich geworden“, klärt die Mutter auf.
Mitleid, aber vor allem auch Humor, ist für den 22-Jährigen selbstverständlich, da bei ihm nur der motorische Bereich des Gehirnes geschädigt ist. Geistig geht es ihm zwar gut, sprechen kann er jedoch nicht. Für die Kommunikation benutzt er deshalb einen Sprachcomputer, den er mit den Augen bedient. Mitte Jänner wird er mit ihm in eine neue Wohnanlage von Betreutes Wohnen in Amstetten übersiedeln, um seiner Familie, die ihn stets unterstützt, näher zu sein.