Chronik

Pflegemissstände: Drei Personen angeklagt

Im Fall der Pflegemissstände in einem Pflegeheim in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) sind drei Personen angeklagt. Zwei ehemalige Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter sollen pflegebedürftige Menschen gequält und vernachlässigt haben.

Die drei beschuldigten ehemaligen Pflegekräfte des SeneCura-Heims in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) müssen sich ab 12. Dezember in Wiener Neustadt vor dem Landesgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Frauen und dem Mann u.a. das Quälen und Vernachlässigen von wehrlosen Personen und fahrlässige Körperverletzung vor.

Die Schöffenverhandlung ist für drei aufeinanderfolgende Tage angesetzt, bestätigte die Sprecherin des Landesgerichts, Birgit Borns, auf Anfrage einen „Kurier“-Bericht vom Dienstag.

Zahlreiche Anklagepunkte

Die Vorwürfe sollen von der Verweigerung von Harnkathetern über das bewusste Streichen von Mahlzeiten bis zu mangelnder Körperhygiene reichen. Außerdem soll beispielsweise wochenlang nichts gegen den Ausbruch von Krätzmilben bei Pflegebedürftigen unternommen worden sein, obwohl die Betroffenen bereits Hautausschläge, Juckreiz und schmerzhafte Ekzeme aufwiesen.

Erich Habitzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, bestätigt gegenüber noe.ORF.at die zahlreichen Punkte der Anklageschrift. Zudem sei ihm zufolge beispielsweise bei der Essensgabe zu wenig Eindickungsmittel verabreicht worden, was bei einer Person zu gesundheitlichen Problemen geführt haben soll. Weiters sollen Bewohnerinnen und Bewohner sowohl mittels Medikamenten als auch mechanisch in ihrer Freiheit eingeschränkt worden sein.

Auch Heimbetreiber soll Buße zahlen

Ein weiterer Vorwurf betrifft Datenfälschung und damit den Versuch der Angeklagten, ihre Taten zu verschleiern. So soll „die Pflegedokumentation durch falsche Einträge manipuliert“ bzw. sogar gelöscht worden sein, so Habitzl.

Neben den drei Beschuldigten liegt dem Sprecher zufolge auch ein Antrag auf Verhängung einer Verbandsgeldbuße gegen den Heimbetreiber SeneCura selbst vor. Nach Bekanntwerden der Vorfälle wurden die drei Pflegekräfte entlassen.

Der Betreiber SeneCura hatte nach Bekanntwerden des Gutachtens von fehlendem Personal gesprochen und gab damals zu, dass das Haus in Kirchberg nicht immer den „hohen Qualitätsstandards entsprochen“ habe. Im April gab es laut der Aufsichtsbehörde bereits eine „wesentliche Verbesserung der Situation“. Nun werden etwa weiter die Dienstpläne geprüft, mittlerweile liege „in allen Berufsgruppen ein Stundenplus“ vor – mehr dazu in „Nach Missständen: Lage in Heim ‚gebessert‘“ (noe.ORF.at; 29.7.2021).