Zwei Batteriespeicher und ein paar Wechselrichter in einer Ecke in der Garage sowie ein Dach voller Photovoltaik – das Herz von Anita Lösers Haustechnik. Die Krankenpflegerin lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern auf 200 Quadratmetern in Niederfellabrunn (Bezirk Korneuburg).
Stück für Stück hat sich die Familie seit 2007 ihren Traum vom energieautarken Haus erfüllt. „Beim Bau ist schon eine kleine PV aufs Dach gekommen, dann ist es schrittweise gegangen – je nachdem wie das Geld da war“, sagt Anita Löser beim Hausrundgang mit noe.ORF.at.
Mittlerweile liegen Photovoltaik-Module mit einer Leistung von 28 Kilowattpeak am Dach. Das heißt, dass die Anlagen jährlich etwa 28.000 Kilowattstunden Strom erzeugen können. Die vierköpfige Familie verbraucht – inklusive der elektrischen Heizung und einem Elektroauto – etwa 8.800 Kilowattstunden pro Jahr. Den Rest speist Anita Löser ins öffentliche Netz ein.
„Ausgaben habe ich etwa zehn Mal herinnen“
Löser bezeichnet ihr Haus als „Plus-Energie-Haus“, weil es mittlerweile regelmäßig mehr Energie produziert als die Familie verbraucht. Wie viel die Umrüstung auf Energieautarkie gekostet hat, weiß Löser nicht. Alle Ausgaben über die Jahre habe man nicht aufgeschrieben. „Es ist aber auch egal, wie viel man investiert, es rentiert sich einfach. Für mich hat es sich schon zehn Mal rentiert“, so Anita Löser.
„Mutter Erde“
Wie hängen Energie- und Klimakrise zusammen: Von 6. bis 18. November widmet der ORF Beiträge in allen Programmen dem Thema „Bye, Bye CO2“.
Einschränken oder auf den Verbrauch aufpassen müsse sie nicht: „Ich kann alles normal im Haushalt erledigen, das Auto aufladen, es ist alles jederzeit möglich.“ Vor Jahren sei sie von Freunden und Kollegen wegen ihrer Pläne belächelt worden, nun wird sie um Rat und Empfehlungen gefragt. Was derzeit viele wegen der gestiegenen Energiepreise interessiert, haben die Lösers begonnen, weil sie unabhängig sein wollten. „Mein Papa hat schon immer gesagt, Kind, schau, dass du unabhängig wirst.“
Blackout, steigende Preise: „Betrifft uns nicht“
Die Energieautarkie ist sozusagen ein Familienhobby. Auch Anita Lösers Eltern leben in einem energieautarken Bauernhof, der Bruder baut gerade ein energieautarkes Haus, das nicht einmal mehr ans öffentliche Netz angeschlossen wird. Durch die Investitionen der vergangenen Jahre ersparen sich die Lösers in Niederfellabrunn nun einiges an Sorgen.
Die Teuerung ist bei ihnen kaum Thema. „Ob ein Blackout kommt oder die Preise steigen, das ist mir eigentlich egal, wenn ich das so sagen darf“, so Anita Löser. Angeschlossen an das Stromnetz ist das Haus noch, aber hauptsächlich um den überschüssigen Strom einspeisen zu können.
Bis zu gewissem Grad realistisch
Als inspirierendes Beispiel und als Vorbild, das zeigt wie Energieautarkie möglich ist, beschreibt Energieberaterin Julia Jüly das energieautarke Haus in Niederfellabrunn. Freilich – für jeden Haushalt ist Energieautarkie nicht möglich. „Die Kosten, um komplett energieautark zu sein, sind schon sehr groß“, so Jüly gegenüber noe.ORF.at.
Aber kleine Schritte würden schon unabhängiger machen: „Wenn man etwa bis zu 70 Prozent energieautark werden möchte, dann braucht man nicht mit vielen Mehrkosten rechnen. Aber für diese letzten 30 Prozent, das sind enorme Kosten.“ Dann brauche es noch größere Speicher und noch mehr Technik.
Ansetzen könne man zuerst bei der Dämmung. Wenn da alles auf dem neuesten Stand sei, könne man sich die Energieeffizienz von Haushaltsgeräten und der Haustechnik ansehen. Will man wirklich zu großen Teilen energieautark werden, empfiehlt die Expertin, sich in der Siedlung abzusprechen. „Weil im Verbund lassen sich Techniken schneller wirtschaftlich darstellen und große Strom- und Wärmespeicher kosten dann doch was.“ Derzeit seien die Preise für die Technik und deren Verfügbarkeit aber ohnehin eine Hürde.