Max Melchard auf der Bühne
Fivos Averkiou
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Sport

Zahnarzt startet als Bodybuilder durch

Der Wiener Neustädter Zahnarzt Max Melchard legt eine steile Karriere als Bodybuilder hin. In seiner ersten Saison holte er fünf Gold-, zwei Silber- sowie eine Bronzemedaille und sicherte sich damit den Vize-Europameister-Titel. Jetzt steht die Weltmeisterschaft an.

Beim Gedanken an ihren Zahnarzt fällt den meisten wohl eine besonders hilfreiche oder vielleicht auch eine besonders schmerzhafte Behandlung ein. Den wenigsten kommt wohl der Körper des Arztes in den Sinn. Genau daran denken aber die Patientinnen und Patienten von Max Melchard. Ein Termin beim Wiener Neustädter Zahnarzt inkludiert nämlich nicht nur Hilfe bei Zahnproblemen, sondern auch spannende Geschichten aus der Welt der Bodybuilder.

Top-Thema in der Ordination: Wie hat Dr. Melchard beim letzten Bodybuilding-Wettkampf abgeschnitten? „Die meisten Patienten sagen, dass mir das Zahnentfernen ja relativ leicht fallen muss und ob ich überhaupt noch eine Zange brauche“, erzählt Max Melchard beim Besuch in seiner Ordination. Viele haben sowieso schon Angst vor dem Zahnarzt, seine Muskelmasse vergrößere diese aber nicht, versichert der 30-Jährige lachend.

Wettkampf mit der Weltspitze in Los Angeles

Heuer hatte Melchard seinen Patientinnen und Patienten stets Erfolge zu berichten. Bei jedem Wettkampf, bei dem er in seiner ersten Saison startete, holte der Athlet Medaillen. Er wurde Vize-Europameister, holte sich zwei Gesamtsiege in Großbritannien und zwei Platzierungen in Ungarn. Am 19. November steht als Abschluss noch die Weltmeisterschaft in Los Angeles an, wo Melchard in der Profi-Klasse antritt.

Max Melchard auf der Bühne
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Viele Muskeln, wenig Körperfett – das ist, vereinfacht gesagt, das Ziel im Bodybuilding

Jahrelange Regeneration nach Wettkampfsaison

Ein Ziel für eine Platzierung nennt der Sportler nicht, das Wichtigste sei ihm, Erfahrungen zu sammeln: „Ich will einfach einmal schauen, wie ich im Vergleich zu anderen Profi-Natural-Bodybuildern ausschaue und Motivation sammeln für vielleicht kommende Saisonen.“

Mit dem Bodybuilding will Melchard auch künftig weitermachen, sagt er. Nach dieser Saison stehen aber erst einmal ein paar Jahre Pause an – so lange brauche der Körper, um sich zu erholen und wieder auf „Normalstatus“ zu kommen. Bodybuilding auf Wettkampf-Niveau ist nämlich eine große körperliche Strapaze; das harte Training ist nur ein Teil, die ständige Diät der andere.

Seit März auf strenger Diät

Seit März ist Melchard mittlerweile auf Diät, um seinen Körperfettanteil weiter zu verringern beziehungsweise niedrig zu halten. Alles, was er isst, wird vorher abgewogen – für den 30-Jährigen der härteste Teil seines „Extremversuches“, wie er seine erste Wettkampf-Saison bezeichnet.

Max Melchard auf der Bühne
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Am 19. November präsentiert sich Max Melchard noch einmal für diese Saison – bei der WM in Los Angeles

Gesund sei Wettkampf-Bodybuilding „definitiv nicht“, sagt Melchard – „weil man mit dem Körperfettanteil in so einen niedrigen Bereich kommt, dass der Körper Probleme hat, das System hormonell noch aufrechtzuerhalten. Man merkt, dass man in einem Extrembereich durchs Leben schreitet, der nicht gesund ist.“ Um seine Grenzen auszuloten, zu schauen was möglich ist und wie er aussehen kann, nehme er die Strapazen trotz allem in Kauf – und für das Gefühl auf der Bühne.

Gefühl auf der Bühne „wie auf einer Wolke“

Dort fühle er sich „überraschend gut“, sagt er. „Ich sehe es – als Vergleich – wie das Bestehen einer großen Prüfung, für die man lange lernt. Da hat man so einen kurzen Moment, wo man sich wie auf einer Wolken fühlt. Für mich ist das das Gefühl auf der Bühne – als würde ich auf einer Wolke schweben.“

Die Bodybuilding-Karriere startete Melchard aus Neugier, wie er verrät. „Mir ist es gar nicht so um den Wettkampfgedanken gegangen, sondern um die Erfahrung am Weg zum Wettkampf“, so der Athlet. „Ich mache seit 16 Jahren Kraftsport und ich wollte einmal wissen, wie es sich anfühlt mit so einem niedrigen Körperfettanteil durchs Leben zu schreiten.“ Das weiß der Zahnarzt aus Wiener Neustadt jetzt: Es ist ein extremer Weg, der „nicht möglich wäre, wenn ich nicht in meinem privaten Umfeld durch meine Freundin und meine Eltern die volle Unterstützung hätte“.