Sportmoderator Rainer Pariasek
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„GANZ PERSÖNLICH“

Pariasek: „Bin mein schärfster Kritiker“

Am 20. November beginnt in Katar die umstrittene Fußball-WM. Seit 20 Jahren ist für den ORF bei solchen Großereignissen Rainer Pariasek dabei. Gegenüber noe.ORF.at erzählt er, wie er die Kritik sieht und warum er beruflich etwas ganz anderes machen wollte.

Vom Skifahren bis zum Fußball – wer im ORF gerne diverse Sportereignisse verfolgt, kommt an Rainer Pariasek nicht vorbei. Pariasek, der mit seiner Familie in Hollenburg, einer Katastralgemeinde von Krems, wohnt, wird sich auch bei der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft aus Katar melden. Im „Ganz persönlich“-Interview geht er auf die massive Kritik an der WM ein und er verrät auch, wie er mit Versprechern umgeht.

noe.ORF.at: Wir haben uns für das Interview in einem Weingut am Wagram getroffen. Haben Sie eine besondere Beziehung zum Wein?

Rainer Pariasek: Die habe ich in der Tat durch meine Frau. Ich habe de facto in ein Weingut eingeheiratet, habe mich insofern natürlich auch sehr viel mit Wein beschäftigt und habe noch mehr Liebe als schon vorher zum Wein gefunden. Ich glaube, dass ich mich jetzt auch ein bisschen besser auskenne. Ich habe auch sehr viele Winzerinnen und Winzer kennengelernt, sowohl hier am Kamp als auch in der Wachau. Insofern habe ich einen gewissen Bezug zu Weinen.

noe.ORF.at: Sie sind Vater von drei Töchtern. Die Sportveranstaltungen sind ja hauptsächlich am Wochenende und auch mit Reisen verbunden. Belastet das nicht die Familie?

Pariasek: Optimal ist es nicht, aber dass es belastet, das hoffe ich dann doch nicht. Natürlich ist es sowohl fürs Familienleben als auch für Freundschaften nicht gerade optimal, weil die meisten am Wochenende Zeit haben und man arbeitet meistens am Samstag. Sonntag ist Fußball, im Winter Skisport am Wochenende. Aber ich habe dann unter der Woche wieder mehr Freizeit.

noe.ORF.at: Die Fußball-WM in Katar ist erstmals im Winter. Sie kommentieren ja auch Skirennen. Haben Sie sich da entscheiden müssen?

Pariasek: Ich habe es mir aussuchen können. Ich war hier in der glücklichen Lage. Hätte sich Österreich für die Weltmeisterschaft qualifiziert, dann wäre es eh klar gewesen, wofür ich mich entscheide. Ich habe kurz überlegt, mich aber dann doch für Fußball entschieden. Die Fußball-WM gibt es ja auch nur alle vier Jahre.

Sportmoderator Rainer Pariasek Robert Friess
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Sportmoderator Rainer Pariasek (l.) im Gespräch mit Robert Friess

noe.ORF.at: Eine Reise nach Katar bleibt Ihnen und Co-Moderator Herbert Prohaska aber erspart. Sie kommentieren von Wien aus.

Pariasek: Wir haben das Studio in Wien. Das war klar, als sich Österreich nicht qualifiziert hat – aus Kostengründen. Die Kommentatoren sind aber in Katar vor Ort.

noe.ORF.at: Was kommentieren Sie lieber, Fußball oder Skisport?

Pariasek: Im November, wenn es kalt und und nebelig in den Stadien ist, freue ich mich immer, wenn Fußball vorbei ist. Genauso ist es dann im März bzw. April, dann kann ich keinen Schnee mehr sehen. Insofern bin ich ganz froh, dass ich beides machen kann.

noe.ORF.at: Gibt es eine Sportart, die Sie überhaupt nicht kommentieren würden?

Pariasek: Es gibt viele, die ich nicht kommentieren könnte. Bei rhythmischer Sportgymnastik würde ich mir sehr schwer tun.

noe.ORF.at: Sportreporter zu werden stand aber zunächst nicht am Plan.

Pariasek: Ich wollte Strafverteidiger werden und habe Jus studiert. Ich musste dann aber nebenbei Geld verdienen und habe verschiedene Jobs gemacht. Angefangen habe ich bei der Austria Presse Agentur (APA) in der Sportredaktion. Sie haben Studenten gesucht und so bin in den Sportjournalismus hinein gewachsen. Danach kam die Tageszeitung „Die Presse“, Ö3 und schließlich das Fernsehen.

noe.ORF.at: Wer viel auf Sendung ist, dem passieren auch Versprecher. Sie sind ein beliebtes Objekt von Satirikern. Können Sie damit leben?

Pariasek: Ich kann sehr gut damit leben. Ich kann wirklich auch teilweise darüber schmunzeln und lachen, wenn man das dann anschaut. Natürlich gibt es auch richtige Hasskommentare. Die lese ich mir dann nicht durch, aber ich kann gut damit leben.

noe.ORF.at: Wer ist Ihr größter Kritiker?

Pariasek: Ich glaube, dass ich selbst mein schärfster Kritiker bin. Es gibt kaum eine Sendung, mit der ich wirklich zufrieden bin. Hie und da schaue ich mir dann eine Sendung an, um mir selbst ein Feedback geben zu können.

noe.ORF.at: Die Spiele der WM werden in gewohnter Manier auch von Herbert Prohaska analysiert. Ein ziemlich eingespieltes Team.

Pariasek: Wir sind wirklich schon so eingespielt wie ein altes Ehepaar. Wir verstehen uns blind und ich weiß oft genau, was er sagen und antworten wird, schon bevor ich mehr oder weniger die Frage stelle. Natürlich sage ich manchmal etwas Falsches, einen Namen, irgendeine Jahreszahl oder ein Ergebnis. Dann schaut er mich an und es genügt ein leichtes Zucken mit den Augenbrauen. Diese nonverbale Kommunikation funktioniert mittlerweile hervorragend.

noe.ORF.at: Die WM in Katar ist sehr umstritten, was die Menschenrechte und die Arbeiten während des Baus betrifft. Kritisiert werden ja die furchtbaren Bedingungen und die vielen Todesopfer. Was sagt da der Moderator dazu?

Pariasek: Wir haben natürlich schon länger in Sitzungen darüber diskutiert, wie wir mit dem Ganzen umgehen, inwieweit das dann wirklich auch bei den Fußballsendungen ein Thema sein wird. Wir haben in den Sportsendungen ausführlich darüber berichtet, aber auch in den Informationssendungen oder mit Dokumentationen, wir werden es wahrscheinlich bei der WM selbst nicht mehr wirklich groß zum Thema machen – außer es gibt Proteste oder Protestaktionen. Ich denke, jetzt ist es vielleicht wirklich für die Kataris ein Anlass, gewisse Sachen zu ändern, weil sie gemerkt haben, dass sie sehr viel Gegenwind bekommen haben, sehr viele Proteste weltweit, dass sich vielleicht da wirklich einiges zum Guten wendet.

noe.ORF.at: Wer wird Weltmeister?

Pariasek: Eine schwierige Frage für mich. Die Topfavoriten sind schon Brasilien und Frankreich. Aber (denkt nach) ich tippe auf Argentinien.