Feuerwehrmänner blicken auf das Brandgebiet
Matthias Fischer
Matthias Fischer
Chronik

Hirschwang: „Viele Menschen haben nicht daraus gelernt“

Ein Jahr nach dem Waldbrand in Hirschwang (Bezirk Neunkirchen) haben Politik und Helfer Rückblick und Ausschau gehalten. Viele Menschen hätten nicht viel daraus gelernt, kritisiert die Feuerwehr. Lagerfeuer in den Bergen seien weiterhin großes Thema.

Im Rahmen einer Pressekonferenz im niederösterreichischen Feuerwehr- und Sicherheitszentrum in Tulln wurde am Donnerstag der tagelange Einsatz aus dem Vorjahr in Erinnerung gerufen. Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) sprach von einer „beeindruckenden Leistungsschau“ und hob auch das Zusammenspiel der Helfer aus mehreren Bundesländern positiv hervor. Der Waldbrand in Hirschwang sei „keine Katastrophenstory, sondern eine Geschichte des unglaublichen Zusammenhalts“.

Seit dem Vorjahr wurden von Niederösterreichs Feuerwehren 18 neue Waldbrand-Spezialfahrzeuge um 3,7 Millionen Euro in den Dienst gestellt, betonte Pernkopf. Hinzu kommen in den nächsten Monaten acht Waldbrandlöschfahrzeuge, acht Pick-ups und 56 Rollcontainer für weitere 4,3 Millionen Euro.

Außerdem werde auf die vermehrte Ausbildung von Spezialkräften sowie auf sogenannte Waldfachpläne zur besseren Einsatzvorbereitung gesetzt. An 212 Stück davon wird derzeit gearbeitet. Forstwege werden dabei von Feuerwehren, Gemeinden, Behörden und Grundbesitzern kartiert, kategorisiert und digitalisiert. Die Erkenntnisse sollen schließlich mit den Einsatzorganisationen abgestimmt werden.

Offene Feuer: „Zweites Hirschwang“ droht

Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner hob hervor, dass mit 33 Waldbrandfahrzeugen „eine Schlagkraft in Niederösterreich aufgebaut“ worden sei, „die sich europaweit sehen lassen“ könne. In Sachen Prävention appellierte er, offenes Feuer im Gelände zu unterlassen. „Viele aus der Bevölkerung dürften nicht viel daraus gelernt haben. Wir haben wieder wöchentlich Lagerfeuer in den Bergen.“ Dies gelte es zu vermeiden: „Wenn heute eine kleine Windböe kommt und das nicht optimal abgelöscht ist, haben wir ein zweites Hirschwang, und das wollen wir auf keinen Fall.“

Die in Hirschwang vom Brand betroffenen Gebiete stehen im Eigentum der Gemeinde Wien und dienen teils als Quellenschutzwälder. Wiens Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) sagte, dass quasi mit dem „Brand aus“ das Investieren in die Wiederherstellung des Waldes begonnen habe. Er zeigte sich zuversichtlich, „dass wir den Schaden reparieren können“.

Fotostrecke mit 15 Bildern

Waldbrand an der Rax
Einsatzdoku/Patrik Lechner
Am 25. Oktober 2021 brach auf dem Mittagstein bei Reichenau ein Brand aus
Waldbrand an der Rax
Einsatzdoku/Patrik Lechner
Das Feuer breitete sich über Nacht auf 115 Hektar aus
Waldbrand an der Rax
Einsatzdoku/Patrik Lechner
300 Feuerwehrleute waren am Nationalfeiertag zunächst im Einsatz
Schneise im Wald
Feuerwehr
Um eine weitere Ausbreitung des Brandes zu verhindern, wurden Schneisen in den Wald geschnitten
Waldbrand Hirschwang Rax Tag 3
Matthias Fischer
Die Löscharbeiten in dem steilen, unwegsamen Gelände gestalteten sich schwierig
Polizeihubschrauber wirft Löschwasser ab beim Waldbrand in Hirschwang
ORF/Katharina Sunk
Die Löscharbeiten erfolgten daher zunächst vor allem aus der Luft
Tanklöschfahrzeug mit Wasserwerfer beim Waldbrand Hirschwang
Matthias Fischer
An neuralgischen Punkten wurden Einsatzfahrzeuge positioniert, die verhindern sollten, dass sich das Feuer durch Funkenflug weiter ausbreiten konnte
Feuerwehrmann löscht Glutnester beim Waldbrand in Hirschwang von Staumauer aus
ORF/Markus Posch
Von den teils senkrechten Felswänden stürzte immer wieder Gestein herab
Feuerwehrleute mit Pumpen beim Fluss beim Waldbrand in Hirschwang
Matthias Fischer
Bereits nach wenigen Tagen wurde auf 500 Helfer täglich aufgestockt
Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
Patrik Lechner/Einsatzdoku
Aufgrund des starken Windes flammten immer wieder Glutnester auf
Waldbrand bei Hirschwang Einsatz in der Nacht von Freitag auf Samstag
Patrik Lechner/Einsatzdoku
Als Schwerpunkt der Löscharbeiten galt die Ostflanke
Waldbrand in Hirschwang in der Nacht auf Freitag
Einsatzdoku/Patrik Lechner
Hinsichtlich der Brandursache verdichteten sich bereits nach wenigen Tagen die Hinweise, dass eine „fremde Zündquelle“ der Auslöser gewesen sein dürfte
Waldbrand
ORF
Am Höhepunkt des Löscheinsatzes waren 16 Fluggeräte – Hubschrauber und Flugzeuge – in der Luft
Ein italienisches Löschungflugzeug im Einsatz
APA/EINSATZDOKU.AT
Unterstützung kam auch aus dem Ausland, Italien schickte etwa Löschflugzeuge
Bilanz PK Waldbrand
ORF / Thomas Koppensteiner
Am 6. November konnte bei einer Pressekonferenz in Hirschwang das vorläufige „Brand aus“ gegeben werden

Aufforstung wird noch 20 Jahre dauern

Wiens Forstdirektor Andreas Januskovecz betonte, dass bei der Wiederaufforstung auch dem Klimawandel Rechnung getragen werde. Der Wald werde sich also verändern. Bleiben werde die Schwarzkiefer, hinzu kommen würden Tiefwurzler – angesprochen wurden hier etwa Nuss und Tanne. Bearbeitet werden stets Teilflächen. Die bisher für die Aufforstung angefallenen Kosten wurden mit 50.000 bis 100.000 Euro beziffert. „Das Thema ist, dass wir das lange, viele, viele Jahre jetzt nachhaltig machen müssen“, blickte Januskovecz voraus. Man werde „sicher 20 Jahre auf der Fläche zu tun haben“.

Der Waldbrand war am 25. Oktober 2021 am sogenannten Mittagsteig in Hirschwang ausgebrochen. Die Flammen breiteten sich extrem rasch aus – innerhalb von zehn Stunden von fünf auf etwa 115 Hektar. Feuerwehrangaben zufolge entwickelte sich in steilem und felsigem Gelände einer der aufwendigsten Löscheinsätze im Bereich der Waldbrandbekämpfung der vergangenen Jahrzehnte. Fast 9.000 Helfer waren in Summe an Ort und Stelle. Am 6. November 2021 wurde „Brand aus“ gegeben – mehr dazu in Vorläufiges „Brand aus“ im Rax-Gebiet (noe.ORF.at; 6.11.2021).

In Sachen Brandverursachung laufen weiterhin Ermittlungen. „Wir prüfen den Abschlussbericht des Landeskriminalamts“, sagte Erich Habitzl, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, am Donnerstag zur APA. Ermittelt werde gegen unbekannte Täter wegen Brandstiftung. Möglich wären auf Basis dieser rechtlichen Grundlage grundsätzlich bis zu zehn Jahre Haft.

Auf der Suche nach einem Verursacher wurden auch Handydaten vom Tatort ausgewertet. Dieser Vorgang dürfte aber laut Medienberichten keinen entscheidenden Treffer geliefert haben. Habitzl verwies in dieser Hinsicht zwar auf den zu prüfenden Bericht des Landeskriminalamts, räumte aber ein: „Das scheint so zu sein.“