Die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Universitätsklinikum Tulln gibt es seit 15 Jahren. Laut dem Leiter Paulus Hochgatterer seien die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie und des Ukraine-Krieges auf die Psyche junger Menschen enorm. Konkret werden in Tulln im Vergleich zu davor um bis zu 200 Prozent mehr Hilfesuchende verzeichnet.
„Wir sehen, dass das Thema Depression mit allem, was dazugehört, häufiger auftritt als vorher. Das heißt, das sind Kinder und Jugendliche, die sich zurückziehen, die nicht mehr so leistungsfähig sind wie vorher und die sich zum Teil selbst verletzen. Und gehen kann das bis zur Suizidalität“, sagt Hochgatterer. Deutliche Zunahmen gibt es laut dem Experten auch bei Angst- und Essstörungen.
Mehr Therapiemöglichkeiten und neue Patientengruppen
In einem neuen Gebäude soll künftig nicht nur mehr Platz für Therapien sein, es können auch neue Patientengruppen, etwa in Eltern-Kind-Zimmern, versorgt werden. „Das sind unter anderem Kinder mit frühkindlichem Autismus und ihre zum Großteil überforderten Elternteile. Das sind aber auch Elternteile und hier vor allem Mütter, die selbst psychisch krank sind und in ihrer Interaktion mit ihren Kindern professionell unterstützt werden müssen“, so der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Universitätsklinikum Tulln.

Auch das Home-Treatment, das ist die Versorgung zu Hause, wird von Tulln aus übernommen. Da geht es etwa um junge Patientinnen und Patienten, die sehr schwere Angststörungen haben und sich nicht aus dem Haus trauen. Neben dem Standort in Tulln gibt es in Niederösterreich noch zwei weitere stationäre Abteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie – in Mauer in Amstetten sowie in Hinterbrühl (Bezirk Mödling).
Neues Gebäude soll 2024 fertig sein
Die Arbeiten für das neue Gebäude in Tulln sollen in den kommenden Wochen starten. „In unserer Landesstrategie ist es ganz klar drinnen, dass die Gesundheitsvorsorge das Thema Nummer eins ist. Deswegen investieren wir hier am Standort Tulln. Insgesamt werden ja 48 Millionen Euro investiert, 10,8 Millionen hier direkt in dieses Projekt“, so Landeshauptfraustellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).
Mitte 2024 wird die Kinder- und Jugendpsychiatrie in das neue Gebäude übersiedeln. Insgesamt bietet der Neubau in Tulln 18 Untersuchungs- sowie Behandlungsräume. Dadurch wird auch Platz für die Erwachsenenpsychiatrie frei, die dann ebenfalls ihre Plätze aufstocken kann.