Messstation Schwarzau im Freiwald ZAMG
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Warum es im Waldviertel oft kühler ist

Eine neue Wetterstation bei Schwarzau im Freiwald (Bezirk Gmünd) misst die typischen Temperaturunterschiede im Waldviertel. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) erhofft sich dadurch bessere Informationen über die typischen Kaltluftseen.

Punktuell werden im Waldviertel immer wieder Temperaturen gemessen, die deutlich unter den Messwerten in der weiteren Umgebung liegen. Die Ortschaft Schwarzau im Freiwald etwa liegt in einer flachen Senke auf 800 Metern über dem Meeresspiegel. Zuletzt sind dort bis zu minus fünf Grad gemessen worden, während die Messstellen in der Umgebung Plusgrade meldeten, wie die ZAMG in einer Aussendung berichtet.

Meteorologen sprechen bei diesem Wetterphänomen von Kaltluftseen. Kaltluftseen entstehen vorwiegend in wolkenfreien, windstillen Nächten, wenn die Erdoberfläche ohne Wolkenschutz stark abkühlt. Je kälter Luft ist, desto dichter und damit schwerer ist sie. Die schwere, abkühlende Luft sammelt sich, ähnlich wie Wasser, am tiefsten Punkt – in Mulden, Senken und Becken. Nachströmende wärmere Luft wird darüber geschichtet, weshalb die Temperatur nach oben hin ansteigt. Ist die abkühlende Luft sehr feucht, entsteht zudem Bodennebel.

Kalte, schwere Luft sammelt sich in Senken

Wie schnell oder wie tief die Temperatur sinkt, hänge von vielen Faktoren ab, so die ZAMG. Unter anderem seien Seehöhe, Luftfeuchtigkeit, Höhenunterschied im Gelände und Schneebedeckung von großer Bedeutung, in jedem Fall aber bedarf es einer Senke. Auch der Bewuchs und die Bodenbeschaffenheit würden eine Rolle spielen. Kaltluftseen treten besonders im Wald- und Mühlviertel auf, besonders im Gebiet des Freiwalds und des Weinsberger Walds.

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Bildung Kaltluftsee 1
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Mit dem fortschreitenden Sonnenuntergang beginnt die Erde abzukühlen, und damit auch die bodennahe Luftmasse
Bildung Kaltluftsee 2
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Aufgrund der hohen Dichte fließt die Kaltluft langsam die Hänge herab. Ist die Luftmasse sehr feucht, entsteht Nebel.
Bildung Kaltluftsee 3
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Die kälteste Luft sammelt sich in den untersten Schichten, nachfließende wärmere Luft wird darüber geschichtet

Die neue Wetterstation der ZAMG in Schwarzau im Freiwald, einem Ortsteil der Gemeinde Moorbad Harbach (Bezirk Gmünd), soll dieses Wetterphänomen nun weiter erforschen. „Die neue Wetterstation hilft, das Mikroklima in Senkenlagen des Waldviertels besser zu erfassen, und unterstützt Vorhersage und Klimamonitoring in der Region“, so Marco Kopecky, Mitarbeiter der ZAMG-Abteilung Datenerfassung und treibende Kraft bei der Errichtung der Station. Die insgesamt rund 280 Messstationen der ZAMG befänden sich mehrheitlich auf exponierten Hügeln oder Anhöhen, weshalb Kaltluftseen bis dato nur teilweise erfasst werden konnten, heißt es.

Bedingungen in Schwarzau „nahezu perfekt“

„Die Station misst rund um die Uhr die Temperatur in zwei Meter Höhe und fünf Zentimeter über dem Boden.“ Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Menge und Dauer des Niederschlags sowie Windrichtung und Windstärke würden außerdem erfasst, so Kopecky.

Die Voraussetzungen für die Bildung von Kaltluftseen seien in Schwarzau im Freiwald „nahezu perfekt“, so die ZAMG. Eine frühere Messreihe des Instituts für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien habe bereits das Auftreten sehr tiefer Temperaturen ergeben. Eine Testmessung der ZAMG im Jahr 2022 bestätigte dieses Potenzial, die ZAMG beschloss daraufhin, eine dauerhafte Messstation in der Schwarzauer Senke zu errichten.