Ok für einmalige Nutzung im Zusammenhang mit Bericht über Natura 2000-Verstöße im Kamptal / NÖ. Keine Archivierung, keine Weiterverwendung, kein Verkauf.
Matthias Schickhofer
Matthias Schickhofer
Umwelt & Klima

Kritik an Abholzungen im Waldviertel

Der Umweltorganisationen Global 2000 sind Abholzungen im Kamp- und Kremstal ein Dorn im Auge. Die Gebiete haben eigentlich Schutzstatus. Die Naturschützer fordern Schlägerungsstopps. Der Waldbesitzer verweist auf „naturnahe Bewirtschaftung“.

Immer wieder werden im Kamptal 150 Jahre alte Bäume geschlägert. Naturschützer Matthias Schickhofer zeigt „Ö1“-Reporter Bernt Koschuh im Hornerwald eine entstandene Schneise. Übriggeblieben sind Baumstrünke. Dabei gilt der Wald eigentlich als Natura-2000-Schutzgebiet.

„Hier wurden die Habitate von streng geschützten Arten zerstört. Offensichtlich existiert Natura 2000 hier nur am Papier und diese Urwälder verschwinden scheibchenweise“, sagt Schickhofer. Jedes Jahr würden wieder ein paar Hektar fehlen, Anfang des Jahres seine etwa Buchen und Linden auf knapp einem halben Hektar gefällt worden.

Die Behörden würden zuschauen, kritisiert Schickhofer. Die Umweltorganisation Global 2000 fordert vom Land Niederösterreich als Sofortmaßnahme einen Schlägerungsstopp, sagt Biologe Dominik Linhard von Global 2000. Gelten soll dieser Stopp auf jenen Flächen, wo möglicherweise strenggeschützte Arten leben. Das mittlere Kamptal sei Heimat von mehreren hundert Hektar naturnahen, teils urwaldartigen Hangwäldern.

Schlägerungen trotz Schutzstatus

„Gerade einmal drei Prozent der verbliebenen Waldfläche in Österreich fallen unter die Definition eines Ur- oder Naturwaldes. Diese natürlichen Wälder gilt es dringend besser zu schützen, bevor sie ganz verschwunden sind“, betonte Biologe Linhard. Seit Ausweisung des Schutzgebietes im Jahr 1998 sei es aber zu „zahlreichen Schlägerungen, bei denen – auch urwaldartige – Wälder flächig abgeholzt wurden“, gekommen. Der Großteil davon sei in den vergangenen sechs Jahren erfolgt.

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Abholzung Hornerwald
ORF/Bernt Koschuh
Spuren der Abholzungen im Hornerwald
Ok für einmalige Nutzung im Zusammenhang mit Bericht über Natura 2000-Verstöße im Kamptal / NÖ. Keine Archivierung, keine Weiterverwendung, kein Verkauf.
Matthias Schickhofer
Der Lindenmischwald ist urwaldartig – hier ein Bild aus dem Jahr 2016 vor der Abholzung
Ok für einmalige Nutzung im Zusammenhang mit Bericht über Natura 2000-Verstöße im Kamptal / NÖ. Keine Archivierung, keine Weiterverwendung, kein Verkauf.
Matthias Schickhofer
In den Wäldern wurden immer wieder einzelne Bäume gefällt
Ok für einmalige Nutzung im Zusammenhang mit Bericht über Natura 2000-Verstöße im Kamptal / NÖ. Keine Archivierung, keine Weiterverwendung, kein Verkauf.
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Global 2000 kritisiert, dass vor solchen Schlägerungen keine Naturverträglichkeitsprüfungen durchgeführt werden, sondern alles nur nach Forstrecht behandelt werde. Global 2000 und die Organisation Ökobüro reichten deshalb einen Feststellungsantrag auf Durchführung einer Naturverträglichkeitsprüfung für Fällungen im Kamptal ein. An die zuständige Forstbehörde ergingen in Bezug auf geplante bzw. bereits erfolgte Schlägerungen zudem Anfragen nach dem NÖ Auskunfts-, dem Umweltinformations- sowie dem Auskunftspflichtgesetz.

Waldbesitzer kann Kritik nicht nachvollziehen

Waldbesitzer Rudolf Hoyos-Trauttmansdorff fühlt sich ungerecht behandelt, wie er dem ORF-Radio „Ö1“ sagt: „Mir tut es in der Seele weh, dass ich eigentlich die letzten 20 Jahre, in denen ich verantwortlich bin, bemüht war, unsere naturnahe Bewirtschaftung des Waldes auszubauen und weiterzuführen. Und dafür letztendlich jetzt am Pranger stehe.“

Behörden hätten ihm immer wieder bestätigt, dass die Art der Bewirtschaftung alle Kriterien erfülle. Buchen würden im Allgemeinen erst ab einem Alter von 100 Jahren geschlägert. Das passiere immer nur auf kleinen Flächen, so Hoyos-Trauttmansdorff. So könne der Wald nachwachsen.

Bäume im Wald
ORF/Felix Novak
Den Natura-2000-Gebieten fehlen teilweise nachvollziehbare Managementpläne

Land: Schützenswerte Waldteile bereits erfasst

Die Naturschutzorganisationen fordern jedenfalls die „Erstellung eines Natura-2000-Waldmanagementplans inklusive klaren, messbaren Zielen und gebietsgenauen Regelungen zur unversehrten Bewahrung der ökologisch wertvollen Wälder in Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern“. Seit Ende September läuft deswegen auch ein von der EU-Kommission eingeleitetes Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich wegen Mängeln bei der Umsetzung von Naturschutzrecht.

Von der Naturschutzabteilung des Landes, für die Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) zuständig ist, heißt es, dass eine Forderung von der EU und den Naturschützern teilweise schon erfüllt worden sei: Durch eine Kartierung habe man schützenswerte Waldteile erfasst. Und man sei mit Naturschutz- und Forstexperten im Gespräch, um Waldmanagementpläne weiterzuentwickeln.