Kaputte Kaffeemaschinen Reparatur
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Wirtschaft

Reparaturbonus bringt Firmen mehr Umsatz

Reparieren statt Wegwerfen – das ist seit etwas mehr als einem halben Jahr das Motto beim bundesweiten Reparaturbonus. Wer ein Elektrogerät reparieren lässt, bekommt die Hälfte der Kosten vom Staat bezahlt. Eine Bilanz zeigt: Der Bonus wird gut angenommen.

Seit Ende April wurden dank des Reparaturbonus in ganz Österreich etwa 300.000 Elektrogeräte vergünstigt repariert. Und etwa jede sechste dieser Reparaturen wurde von Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern in Auftrag gegeben. Das zeigen Daten der Kommunalkredit, die für die Auszahlung des Bonus an die Betriebe zuständig ist. Für all diese Geräte kam der Staat für die Hälfte der Reparaturkosten auf, höchstens aber für 200 Euro pro Reparatur.

Einer der Betriebe, die sich an der Aktion beteiligen, ist der von Christian Reihs in Felixdorf (Bezirk Wiener Neustadt). In seinem Geschäftslokal sind kaputte Mikrowellen, Fernseher und vor allem Kaffeevollautomaten aufgereiht. Reihs ist sich sicher: Eine Kaffeemaschine, aus der kein Kaffee mehr kommt, muss nicht sofort zum Sperrmüll.

Händler: Umsatz um 50 bis 60 Prozent gestiegen

Für 100 bis 150 Euro bringt er die Kaffeevollautomaten meist wieder zum Laufen – dank des Reparaturbonus sind es für die Kundinnen und Kunden nur noch 50 bis 75 Euro, und das lockt seit Ende April viele Menschen in sein Geschäft. „Der Umsatz ist sicher um 50 oder 60 Prozent gestiegen, weil die Geräte jetzt doch eher noch repariert werden, nachdem die Kosten sich ja durch den Reparaturbonus um die Hälfte vermindern“, erzählt Reihs. Vor allem Geräte, deren Reparatur vorher nicht rentabel gewesen wäre oder dem Kunden oder der Kundin zu teuer war, würden jetzt in seinen Betrieb gebracht, so Reihs.

Reparatur Kaffeemaschine
ORF/Tobias Hollerer
Christian Reihs hat dank des Reparaturbonus alle Hände voll zu tun

Bei diesem Ansturm kann es dann schon einmal länger dauern, bis der Kaffeemaschine, der Mikrowelle oder dem Fernseher wieder neues Leben eingehaucht wird. „Wenn mir jetzt jemand seine Kaffeemaschine oder seinen Fernseher bringt, dann beträgt die Wartezeit derzeit 14 Tage bis drei Wochen. Früher sind wir sicher mit einer Woche oder zehn Tagen durchgekommen“, meint der Inhaber.

600 Partnerbetriebe in ganz Niederösterreich

In etwa 600 Partnerbetrieben in Niederösterreich kann der Reparaturbonus eingelöst werden – für sämtliche kaputte Elektrogeräte von der Waschmaschine oder dem Geschirrspüler bis hin zu Laptop-Akkus, die den Geist aufgegeben haben, und Handydisplays, die einen kleinen Unfall nicht überlebt haben. Auf Letzteres ist Philipp Hillisch spezialisiert. Er führt ein Elektronikgeschäft in Wiener Neustadt.

Auch er spürt einen deutlichen Zuwachs bei den Reparaturen. Besonders vorteilhaft sei für die Kundinnen und Kunden das einfache System, meint Hillisch. „Man erstellt diesen Reparaturbon auf der Website, das geht total schnell, und den bringt man einfach mit und bekommt die Reparatur zum halben Preis.“ Natürlich gebe es immer wieder ältere Kundinnen und Kunden, die nicht internetaffin seien, diesen helfe man aber vor Ort, erzählt Hillisch.

Reparaturbon
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Mit diesem Bon bekommt man Reparaturen zum halben Preis, höchstens gibt es aber einen Nachlass in der Höhe von 200 Euro

Teuerungswelle als zusätzlicher Anreiz für Reparatur

Der einzige Kritikpunkt ist für den Geschäftsführer, dass er einige Zeit lang auf der Hälfte des Reparaturpreises sitzen bleibt. „Wenn zum Beispiel der Austausch eines kaputten Akkus 120 Euro kostet, dann zahlt der Kunde nur 60 Euro. Die restlichen 60 Euro, die auf meinen Preis fehlen, bekomme ich dann erst einige Wochen später überwiesen“, so Hillisch.

Einen weiteren Grund dafür, dass das Motto „Reparieren statt Wegwerfen“ immer mehr Anklang findet, sehen die Reparaturbetriebe auch in der Teuerung. In einer Zeit, in der die Kosten für das tägliche Leben in die Höhe schnellen, überlegen viele wohl zweimal, bevor sie ein Gerät ausmustern. „Man merkt natürlich: Je besser es den Leuten geht, desto eher wird dann gleich etwas weggeschmissen“, sagt Reihs. Und da es derzeit vielen Menschen finanziell nicht gut geht, kommt ihnen der Reparaturbonus wohl gelegen.

Reparieren statt Wegwerfen

Reparieren statt Wegwerfen, das nützen nun viele Menschen aufgrund der Teuerung – auch weil es seit etwas mehr als einem halben Jahr den Reparaturbonus gibt. Dabei bekommt man die Hälfte der Kosten der Reparatur vom Staat ersetzt.

„Vorteil für Händler, Kunde und Umwelt“

Für Hillisch ist der Reparaturbonus vor allem auch ein Schritt weg von einer Wegwerfgesellschaft, wie er sagt. Man könne so mehr Bewusstsein für die Reparatur an sich schaffen, denn ein Smartphone, dessen einziges Manko ein verbrauchter Akku sei, funktioniere nach dem Akkutausch wie ein nagelneues Gerät, so der Elektronikexperte.

„Dieser Bonus macht in Summe einfach großen Sinn. Er ist für uns ein Vorteil, aber genauso ein Vorteil für den Kunden sowie für die Umwelt“, resümiert er. Selbst wenn also das Smartphone-Display zersplittert ist, der Fernseher schwarz bleibt oder die Kaffeemaschine streikt, haben diese Geräte in vielen Fällen eine zweite Chance verdient – das ist wohl die wichtigste Botschaft des Reparaturbonus.