Kultur

„It works 2“: Selbstbestimmtes Leben im Film

Nach seinem Film „It works“ über drei Schüler mit Behinderungen hat Filmemacher Fridolin Schönwiese nach 21 Jahren den Faden wieder aufgenommen. „It works 2“ zeigt in den Kinos aktuell, wie die Protagonisten heute als junge Erwachsene leben.

Während seines Zivildienstes in einer Wiener Schule lernte Fridolin Schönwiese die drei Buben Valentin, Michael und Gerald kennen, alle haben Behinderungen. Er ist fasziniert und beglückt, was er mit ihnen alles erlebt und hält vieles davon in dem Kurzfilm „It works“ fest. Wenig später verließ er Europa und lebte in Mexiko.

Nach seiner Rückkehr nach fast zwei Jahrzehnten fand er in einem Koffer alte Fotos der drei Buben und beschloss, die drei Protagonisten ausfindig zu machen. Sie waren mittlerweile um die dreißig Jahre alt und standen mitten im Leben.

Filmszene aus „It works 2“
Filmarchiv
Ausschnitt aus „It works 2“

Bei der Wiederaufnahme des Projekts dachte er an dreißig Drehtage mit einem Kamerateam und zehn Tage, die er alleine filmend mit den dreien verbringen wollte, erzählte Regisseur Fridolin Schönwiese am Rande der Präsentation des Filmes im Kino im Kesselhaus in Krems. „Nach dem zehnten Drehtag hat sich das Konzept völlig verwaschen, weil es mit diesen drei sehr sensiblen Personen nicht möglich war, auf Befehl etwas zu machen“, erklärte er weiter. „Die Filmsequenzen entstanden dann ein wenig wie bei einem Vogelkundler: Man sitzt im Gebüsch und wartet, bis der blaue oder der bunte Vogel vorbei fliegt – im übertragenen Sinn.“

Kein Film über sondern mit den drei Hauptdarstellern

„Ich habe sie dann einfach über sehr lange Zeit beobachtet. Eigentlich ist es dadurch kein Film über sie, sondern mit ihnen. Wir haben den Streifen aus der gemeinsamen Zeit langsam mit ihnen gefunden und erfunden“, erklärt der Regisseur die Entstehung von „It works 2“.

250 Stunden Filmmaterial hat sich auf diese Weise in fünf Jahren ergeben. Dann kam die Coronavirus-Pandemie und Schönwiese habe selber das Material versucht zu ordnen, was sich als fast unmöglich herausgestellt habe. Als sich eine Cutterin hinzugesellte, konnte der Film auf drei Stunden eingegrenzt werden. Mit dem Feinschnitt kamen die beiden dann auf 103 Minuten. Dieser Film mit etwa eineinhalb Stunden Dauer hat jedoch keine Länge, so viel sei bereits gesagt.

Protagonist Michael bei der Filmpremiere im „Kino im Kesselhaus“
Filmarchiv
Protagonist Michael bei der gelungenen Filmpremiere im Kino im Kesselhaus Krems. Dort fand er aber auch kritische Worte.

Spannende, lustige, sensible Momente

Gerald ist in den vergangenen Jahren zu einem Songwriter und Blogger herangereift. Seine Songs vermarktet er unter dem Künstlernamen Golden G. Im Film ist man dabei, wie er einen neuen Song als Videoclip in den sozialen Medien veröffentlicht. Die Kamera begleitet ihn zu Konzerten, die er besucht, sowie auf der Love-Parade. Seine Videos zeigen ihn als sehr humorvollen Künstler.

Valentin aus Spitz an der Donau (Bezirk Krems) liebt ebenfalls die Musik, mischt sich bei Festen gerne unter die Leute und ist Stammgast einer Diskothek in seiner Wachauer Heimat. Es ist beglückend, wie er immer wieder mit seiner Art und seinen Äußerungen ein Lächeln in die Gesichter der Menschen zaubert. Eine berührende Szene im Film zeigt ihn, als er von Wachauer Perchten umzingelt wird und sich mit einer Mischung aus Angst, Faszination und Wissen, dass dahinter eigentlich harmlose Menschen stecken, diesen gemischten Gefühlen stellen muss.

Ein selbstbestimmtes Leben

Michael, der dritte Protagonist, ist stark von körperlichen Einschränkungen beeinträchtigt, aber mit einem wachen und kämpferischen Geist ausgestattet. Bei der Präsentation des Films erklärte er zu Recht, wie stolz er darauf sei, dass er ein selbstbestimmtes Leben führe. Das käme im Film nicht so deutlich heraus, lautete seine sanfte Kritik. Michael arbeitet bei den ÖBB und kann sich einen Assistenten leisten. Dieser begleitet ihn auf seinen vielen Reisen, auch zu den Paralympics, an deren Laufbewerbe Michael regelmäßig teilnimmt.

„It works 2“ ist ein 103 Minuten dauernder Film mit erhebenden, schönen und lustigen Momenten. Ein Film, der nie langweilig wirkt und sehr intelligent gestaltet ist. Er zeigt drei Menschen in ihren schwachen und in ihren sehr vielen starken Lebenssituationen. Wie schrieb die Wochenzeitung „Der Falter“ über den Streifen: „Achtung, kein Problemfilm!“