Wirtschaft

Mannersdorf: Pläne für CO2-neutralen Zement

Der französische Zementhersteller Lafarge plant ein Pilotprojekt in Österreichs größtem Zementwerk in Mannersdorf (Bezirk Bruck an der Leitha). Das bei der Zementproduktion entstandene CO2 soll abgesondert und in Kunststoff verwandelt werden.

Bis 2040 will Österreich klimaneutral werden. Damit das gelingen kann, ist bei der Industrie ein Umdenken erforderlich. Österreichs größtes Zementwerk in Mannersdorf am Leithagebirge will den ersten Schritt setzen. Der Inhaber Lafarge will mit Hilfe von Verbund, OMV und Borealis die Zementherstellung CO2-neutral machen.

In der Produktion fällt viel des klimaschädlichen Gases CO2 an, und zwar durch das Erzeugen von Kalkstein und durch Brennstoffe, sagt der Geschäftsführer der Österreich-Niederlassung von Lafarge, Berthold Kren. „Dieses CO2 kann relativ einfach eingefangen und aus dem Prozess geschleust werden. Mithilfe von grünem Wasserstoff, der vom Verbund kommen soll, aus Photovoltaik und Windanlagen, kann dieses CO2 dann weiter zu einem Synthesegas verarbeitet werden.“

CO2-Plastik wieder als Brennstoff im Werk

Das synthetische Gas soll anschließend durch die OMV und Borealis in Kunststoff umgewandelt werden. Dieses lande dann nach der neuerlichen Verwendung irgendwann wieder als Brennstoff im Zementwerk, so Kren: „Als Ersatzbrennstoff, weil wir hauptsächlich nicht rezyklierbaren Kohlenstoff als Ersatzbrennstoff aufbereiten und einsetzen, in einer Größenordnung von plus 90 Prozent. Und damit würden wir den Kohlenstoffkreislauf wieder schließen.“

Unterstützt wird das Projekt von Klimaökonom Stefan Schleicher vom Wegener Center für Klima und globalen Wandel, einem Institut an der Universität Graz. „Wenn wir wirklich 2040 als den Zielpunkt für Klimaneutralität weiterhin glaubhaft in Angriff nehmen wollen, dann sind solche Technologien wirklich eine unabdingbare Voraussetzung“, so Schleicher im Interview mit ORF-Brüssel-Korrespondent Benedict Feichtner.

Lafarge-Zement in Mannersdorf
ORF
Die Zementindustrie gehört weltweit zu den Hauptverursachern von Treibhausgasen

Grüner Wasserstoff fehlt

Essenziell für das Projekt: grüner Wasserstoff. Nur damit kann aus dem CO2 klimaneutral Plastik hergestellt werden. 150.000 Tonnen grünen Wasserstoff will Österreich bis 2030 selbst produzieren. Aber diese Menge reiche gerade einmal für sein Projekt, bekräftigt Kren.

In Mannersdorf würde also noch einmal so viel grüner Wasserstoff gebraucht werden, wie er für ganz Österreich vorgesehen ist. „Es gibt keinen Zugang zum Wasserstoffbackbone in Europa. In den beiden Fällen CO2 und Wasserstoff ist Österreich eine komplett weiße Landkarte. Da tut sich nichts“, kritisiert Kren.

Klimaneutralität

Diese kann erreicht werden durch Vermeiden und Reduzieren von Treibhausgasen sowie indirekt durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten (Kompensation).

CO2-Neutralität

Diese besagt, dass kein CO2 emittiert wird oder die CO2-Emissionen vollständig kompensiert werden. Andere Treibhausgase wie Methan oder Lachgas werden weiter ausgestoßen.

Bessere Rahmenbedingungen gefordert

Und noch einem Problem muss sich das Projekt stellen. Lafarge muss CO2-Zertifikate kaufen – eine Art Ausgleichszahlung für das Emittieren des klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids. Die Verwertung des CO2 zu Kunststoff würde diese Strafzahlung nicht verringern, lediglich die Absonderung und Speicherung von CO2 führe zu einer niedrigeren Zahlung. In Österreich ist das aber verboten.

„Das heißt, die einzige Möglichkeit, die ich habe, ist, ich nehme das CO2“, sagt Kren, „lade es in Lkws und Tanklastzüge, von denen es keine Waggons gibt. Es gibt auch keine Infrastruktur zur Verladung. Das muss ich alles noch machen. Und dann fahre ich an die Nordsee oder an die Adria und verpresse das CO2 dort in Bohrlöcher.“

Kren betont abschließend, dass die Firma zur Klimaneutralität beitragen möchte. Die Industrie brauche jedoch Planungssicherheit und einen gesetzlichen Rahmen, um Projekte wie jenes der CO2-neutralen Zementproduktion durchführen zu können.