Oswald Lechner
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CHRONIK

Masseur als Lebensretter am Fußballplatz

Es waren dramatische Momente, die sich bei einem Fußballspiel im April 2022 im Bezirk Baden ereignet haben: Ein Spieler bricht zusammen und „verschluckt“ seine Zunge, Masseur Oswald Lechner greift ein. Dafür wird der 67-Jährige nun ausgezeichnet.

Wenn Oswald Lechner heute auf den Sportplatz des FC Tribuswinkel zurückkehrt, denkt er sofort an die dramatischen Momente am 15. April 2022 zurück. Er saß auf der Betreuerbank, als im Meisterschaftsspiel gegen Neunkirchen plötzlich Mittelfeldspieler Milos Jovanovic zusammenbrach. Der 67-jährige Masseur reagierte geistesgegenwärtig und lief sofort aufs Spielfeld.

Jovanovic lag bewusstlos am Boden. „Ich habe dann versucht seinen Mund zu öffnen und habe erkannt, dass die Zunge nicht mehr zu sehen war, sie war nach hinten gerutscht.“ Der Masseur zögerte nicht, griff in den Mund des Spielers, um die Zunge zu erreichen, doch die ersten Versuche scheiterten.

Oswald Lechner und Milos Jovanovic
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Lechner (r.) und Milos Jovanovic sind heute noch in Kontakt

„Es hätte der letzte Moment sein können“

„Beim vierten Mal hatte ich dann die Zunge in der Hand, ich habe sie herausgezogen und nicht mehr losgelassen“, erzählt Lechner. Auch der Obmann des FC Tribuswinkel erinnert sich daran, wie der Masseur zum Lebensretter wurde. „Als die Rettungskräfte eingetroffen sind, war er noch immer bei ihm. Man kann sagen, dass er wirklich ein Lebensretter ist, und wir sind sehr froh, dass wir ihn da bei uns gehabt haben“, so Obmann Ernst Kopunec.

Mittelfelsspieler Milos Jovanovic geht es heute wieder gut. Erinnerungen an die dramatischen Momente hat er kaum. „Ich bin dann aufgewacht, der Ossi war neben mir und noch einige andere Menschen. Dann habe ich einmal kurz nach oben geschaut und der Ossi hat gesagt, ‚der Milos ist wieder da‘." Richtig bewusst wurde ihm der Ernst der Lage erst später. „Als ich im Krankenwagen lag hat mir der Arzt das dann gesagt hat, wie knapp das war und da habe ich dann nachgedacht darüber, dass das vielleicht der letzte Moment hätte sein können“, sagt Jovanovic im Gespräch mit noe.ORF.at.

Lebensretter am Fußballplatz

Es waren dramatische Momente, die sich bei einem Fußballspiel im April 2022 im Bezirk Baden ereignet haben: Ein Spieler bricht zusammen und „verschluckt“ seine Zunge, Masseur Oswald Lechner greift ein. Dafür wird der 67-Jährige nun ausgezeichnet.

Zum zweiten Mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Eine ähnliche Situation erlebte Oswald Lechner übrigens schon einmal. Als er vor vielen Jahren Mannschaftsbetreuer in der Akademie St. Pölten war, hatte auch ein Spieler seine Zunge „verschluckt“. „Damals musste ich nicht mit den Fingern in den Mund des Spielers greifen, sondern durch stabile Seitenlage und ständiges Röcheln des Spielers kam die Zunge zum Glück wieder von selber nach vor“, erinnert sich Lechner.

Oswald Lechner
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Lechner ist schon zweifacher Lebensretter: Auch bei einem Nachwuchsspiel half er einem Spieler, der seine Zunge „verschluckt“ hatte

„Ich bin wahrscheinlich geboren worden, um solche Situationen gut einzuschätzen und anderen Personen zu helfen“, sagt Lechner zu seiner schnellen Reaktionsfähigkeit. Der 67-jährige ist mittlerweile als Masseur beim SC Feller Günselsdorf (Bezirk Baden) tätig. Privat hat der Vater eines Sohnes und Lebensgefährte von Monika vor allem den Fußball als große Leidenschaft. Er ist großer Fan des SK Rapid Wien.

Mit Milos Jovanovic ist er nach wie vor in engem Kontakt. Wenn sie zusammenkommen, denken sie oft an die bewegenden Momente zurück. Für Oswald Lechner ist Helfen ohne zu Zögern aber auch heute selbstverständlich. „Ich bin in diese Welt wahrscheinlich geboren worden, um solche Situationen gut einzuschätzen und anderen Menschen zu helfen.“ Bei der großen Lebensrettergala des ORF und der „Kronen Zeitung“ am 19. Dezember (ORF 2, 21.05 Uhr) wird er für seine Courage und sein Engagement zum niederösterreichischen Lebensretter 2022 ausgezeichnet.