Bahnstreik ÖBB Auswirkungen St. Pölten Baden
ORF/Werner Fetz
ORF/Werner Fetz
Verkehr

Zugverkehr am Dienstag wieder in Betrieb

Seit Mitternacht stehen alle Züge von ÖBB und Westbahn sowie die S-Bahnen still. Grund ist ein 24-stündiger Warnstreik wegen der festgefahrenen Kollektivvertragsverhandlungen. Am Dienstag wird der Zugverkehr laut ÖBB wieder aufgenommen.

Eine ungewohnte Stille vor allem für einen Wochenbeginn herrschte Montagfrüh am Bahnhof in St. Pölten, wo die Züge der ÖBB (Regional-, Fernverkehrs- und Nachtzugverbindungen) und Westbahn – wie im ganzen Land – seit 0.00 Uhr stillstehen. Wo üblicherweise bis zu 25.000 Passagiere pro Tag gezählt werden, sind es am Montag nur wenige hundert gewesen.

Leere Bahnsteige, ein Rail Jet am Gleis 4, für den am Sonntagabend vor Beginn des Streiks in St. Pölten „Endstation“ war. Nur vom und zum Bahnsteig der Mariazellerbahn waren Fahrgäste unterwegs. Für die Lokale am Bahnhof bedeutete der Streiktag deutlich weniger Umsatz. Im Parkhaus am Hauptbahnhof der Landeshauptstadt standen genügend Abstellplätze zur Verfügung.

Bahnstreik ÖBB Auswirkungen St. Pölten Baden
ORF/Werner Fetz
Alle Züge der ÖBB und Westbahn sind am Bahnhof St. Pölten Montagfrüh ausgefallen, nur die Mariazellerbahn fährt

Normalerweise sind in Niederösterreich pro Tag etwa 2.300 Züge im Nahverkehr unterwegs, dazu kommen noch etwa 300 Fernzüge. Von den Bahnstreiks sind am Montag etwa 300.000 Menschen in der Ostregion betroffen. Gegenüber noe.ORF.at zeigen die Menschen Montagfrüh großteils Verständnis, wobei die Befragten eine Alternative zum Zug wie den Bus haben.

Vom Streik überrascht

Etwas mehr Betrieb herrschte am Bahnhof in Baden, wo die Züge der Badner Bahn ganz normal verkehren. Laut Unternehmen gibt es alle 15 Minuten eine Verbindung nach Wien, wobei manche Intervalle auch kürzer sind. Die Züge waren allerdings nicht überlastet, wie ein Lokalaugenschein von noe.ORF.at ergab. Auch hier zeigten die meisten Menschen Verständnis, wobei dann doch einige Pendlerinnen und Pendler vom Streik überrascht waren.

Die Schuld am Streik sahen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter jeweils beim anderen. Die Arbeitnehmervertreter der Gewerkschaft vida forderten zuletzt 400 Euro mehr auf alle Kollektivvertrags- und Ist-Löhne für Eisenbahnerinnen und Eisenbahner. Die Arbeitgebervertreter der Wirtschaftskammer lehnten die Forderung ab – mehr dazu in Verhandlungen gescheitert – morgen Streik (news.ORF.at; 27.11.2022).

„Ecken und Kanten zeigen“

„Für einen Eisenbahner ist das das Schlimmste“, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft vida, Horst Pammer. Als Eisenbahner sei man gewohnt, dass Züge „pünktlich und sicher fahren, das ist unser Job, aber manchmal muss man auch auf die eigenen Leute schauen, Ecken und Kanten zeigen, und das ist heute der Fall.“ Der Streik soll bis 24.00 Uhr dauern.

ZIB-Reporter Fetz zur Streik-Situation in St. Pölten

Mehr als eine Million Fährgäste sind vom aktuellen Streik betroffen, rund 8000 Züge stehen in Österreich still. Welche Auswirkungen sind etwa in St. Pölten zu spüren? Werner Fetz berichtet vom Hauptbahnhof St. Pölten.

Bei den ÖBB bedauerte man, dass es zum Streik kam und „sich die Sozialpartner nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen konnten“, sagte ÖBB-Sprecher Christopher Seif. Die Bundesbahnen könnten dadurch ihrer ureigensten Aufgabe nicht nachkommen. „Die Fahrgäste sind die Leidtragenden.“ Die ÖBB baten die Fahrgäste sich um Alternativen umzusehen, Fahrgemeinschaften zu gründen, oder wenn möglich Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückzulegen.

Seif ging jedenfalls davon aus, dass der Nahverkehr ab Dienstag wieder reibungslos funktionieren wird. Kurz nach Mittag gaben die ÖBB das offiziell auch in einer Presseaussendung bekannt. Bei internationalen Verbindungen seien hingegen Umläufe und Vorlaufzeiten zu berücksichtigen, die auch am Tag nach dem Streik noch bemerkbar sein könnten.

Was der Streik für Arbeitnehmer und Schüler bedeutet

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die für den Weg zur Arbeit auf den Schienenverkehr angewiesen sind, seien aufgefordert, „zumutbare Alternativen“ zu prüfen, so die Arbeiterkammer (AK). Sollte es keine Alternativen zur Bahn geben, rät die AK, den Arbeitgeber rasch zu verständigen. „Für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die ihren Dienst nicht rechtzeitig antreten können, liegt ein Dienstverhinderungsgrund vor. Es muss daher auch kein Zeitausgleich oder Urlaub genommen werden“, so die AK auf ihrer Website.

Bahnstreik ÖBB Auswirkungen St. Pölten Baden
ORF
Bei der Station Baden-Viadukt der Badner Bahn war der Andrang Montagfrüh überschaubar

Schülerinnen und Schüler gelten grundsätzlich als entschuldigt, wenn sie für ihr Zuspätkommen nichts können, heißt es aus der Bildungsdirektion Niederösterreich. „Wer wegen eines Streiks nicht zur Schule kommen kann, gilt als entschuldigt“, betont Dieter Kraus, der Sprecher von Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP).

Bereits gekaufte ÖBB-Standard- und Sparschienentickets blieben laut dem ÖBB-Sprecher bis 5. Dezember gültig. „Bei Zeitkarten sieht es so aus, dass Sie über die bestehenden Fahrgästerechte entschädigt werden“, kündigte Seif an. Er rechnet damit, dass der überwiegende Teil der Verbindungen Dienstagfrüh wieder zur Verfügung stehen werden. Bei internationalen Zugverbindungen würden jedoch „Auswirkungen bis in den Dienstag hinein spürbar sein“, so Seif.