Blutproben werden im Labor untersucht.
ORF/Petra Ottitsch
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„Im Fokus“

CoV-Verlauf: Spital „blickt in die Zukunft“

Dank einem Laborparameter kann man im Landesklinikum Wiener Neustadt „24 Stunden in die Zukunft blicken“, wie der ärztliche Direktor erzählt. Dort kann man seit kurzem vorhersagen, welche Patienten einen schweren CoV-Verlauf entwickeln.

Im Zentrallabor des Landesklinikums Wiener Neustadt werden die Blutproben der Covid-19-Patientinnen und -Patienten untersucht. Der Laborparameter suPAR ist dabei eine wertvolle Hilfe für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte. Wenn er einen gewissen Schwellenwert überschreitet, dann können sie rasch und vor allem rechtzeitig mit einer intensiven medizinischen Therapie beginnen, denn dann ist es wahrscheinlich dass der oder die betroffene Patientin einen schweren CoV-Verlauf entwickelt.

„Uns ist es gelungen, mit dem Parameter eine Möglichkeit zu haben, 24 Stunden in die Zukunft des Patienten zu blicken“, sagt Ojan Assadian, ärztlicher Direktor des Landesklinikums Wiener Neustadt, gegenüber noe.ORF.at. „Wir wissen also mit hoher Wahrscheinlichkeit, ob jemand am nächsten Tag schwer erkranken wird oder nicht. Dadurch können wir Operationen wesentlich planbarer und vor allem sicherer für die Patienten machen.“

Labormarker für CoV-Patienten

Welche Patienten einen schweren CoV-Verlauf entwickeln, konnte zu Beginn der Pandemie vor zwei Jahren noch nicht vorhergesagt werden. Das Landesklinikum Wiener Neustadt hat jetzt dafür einen neuen Laborparameter eingeführt. So können Erkrankte mit einer intensiven Therapie unterstützt werden, bevor sich ihr Zustand verschlechtert.

Mehr Protein bei aktiviertem Immunsystem

Dank des Parameters ist es möglich, den den Allgemeinzustand des Patienten abzuschätzen bevor sich etwa dessen Atemsituation verschlechtert. Weil die Intensivmedizin eine begrenzte Ressource sei, sei die richtige Patientenauswahl ein wesentlicher Faktor, sagt Helmut Trimmel, der Vorstand der Abteilung für Anästhesie, Notfall- und Allgemeine Intensivmedizin.

Darüber hinaus könne man, wenn man weiß, „dass eine Erkrankung bestimmte Organsysteme in Mitleidenschaft zieht – also vor allem die Lunge, aber auch die Niere“ und man einen Parameter habe, „der diese Bedrohung vorhersagt“, therapeutisch entsprechend reagieren.

Blutproben landen im Labor.
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Über eine Blutprobe kann der Laborparameter bestimmt werden

Nur bei stationären Patienten im Einsatz

Um den Labortest durchzuführen genügen geringe Mengen an Blut, sagt Wolfgang Tauber. Er ist der stellvertretende Vorstand des Institutes für medizinisch-chemische und molekularbiologische Labordiagnostik. „Beim Parameter suPAR handelt es sich um ein Protein, das von verschiedenen Zellen im Körper gebildet wird, vor allem von Abwehrzellen. Dessen Konzentration im Blut korreliert mit dem Aktivierungsgrad des Immunsystems. Das bedeutet: Je stärker das Immunsystem aktiviert ist, desto mehr Protein suPAR wird von den Zellen gebildet“, so Tauber.

Studien zeigen, dass ab einem gewissen Schwellenwert bei Covid-19-Patienten aufgrund einer überschießenden Entzündungsreaktion mit der Entwicklung von schweren Krankheitsverläufen zu rechnen ist. Dank dem Parameter können Erkrankte nun mit einer intensiven Therapie unterstützt werden bevor sich ihr Zustand verschlechtert. Er wird derzeit allerdings nur für stationär aufgenommene Patientinnen und Patienten im Krankenhaus eingesetzt.