Chronik

E-Card-Probleme: Kammer will Ausgleichszahlungen

Nach Problemen mit dem E-Card-System in Ordinationen in Niederösterreich gibt es laut Ärztekammer nun auch Ausfälle in der Steiermark und Salzburg. Die Kammer fordert Ausgleichszahlungen vom Dachverband der Sozialversicherungsträger.

Zu den ersten Systemunterbrechungen kam es laut der Vizepräsidentin der Ärztekammer für Niederösterreich, Martina Hasenhündl, am 7. November, dem ersten Montag nachdem ein E-Card-Systemupdate eingespielt wurde. „Das wird üblicherweise am Wochenende gemacht, wo nur wenige Ordinationen offen haben. Hier dürfte es ein Problem gegeben haben. Seither funktioniert es jeden Montag in den Anfangsstunden nicht“, so Hasenhündl, die auch selbst Hausärztin in Stetten (Bezirk Korneuburg) ist.

Hasenhündl
ORF
Hasenhündl ist Vizepräsidentin der niederösterreichischen Ärztekammer

In Niederösterreich gebe es 817 allgemeinmedizinische Ordinationen, die im Schnitt 80 Personen pro Tag versorgen. Große Ordinationen hätten sogar bis zu 120 Patientinnen und Patienten täglich. „Wenn Sie eine Zeitverzögerung von zwei bis drei Minuten pro Patient einrechnen, können Sie einfach ausrechnen, wie viele Stunden das sind. Das ist einfach Zeit, die wir nicht haben und nacharbeiten müssen. Vier Mal reicht, es muss jetzt endlich etwas geschehen“, sagte Hasenhündl in Richtung des Providerbetreibers.

Ärztekammer fordert „ordentliche Ressourcen“

Nach einem Bericht des ORF Niederösterreich vom Montag hatte die Bundesärztekammer (ÖAK) am Dienstag in einer Aussendung erklärt, dass die Probleme auch die Steiermark und Salzburg betreffen würden. „Zu klagen, dass wir zu viele Wahlärzte und zu wenig Kassenärzte haben, gleichzeitig aber den Kassenärzten nicht mal eine funktionierende E-Card-Technik zur Verfügung zu stellen, das geht nicht zusammen“, sagte Edgar Wutscher, Obmann der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer.

„Die Sozialversicherung hat dafür Sorge zu tragen, dass die niedergelassenen Kassenärzte nicht auch noch bei der Elektronik behindert werden“, so Wutscher. Diese Infrastruktur müsse endlich „ordentlich mit Ressourcen ausgestattet werden“. Es sei nicht das erste Mal, dass die Kassenärzte mit technischen Ausfällen kämpfen müssen.

Auch „Schaden für Patienten“ entsteht

Die Sozialversicherung solle endlich ihre Hausaufgaben machen „und nicht – wie in anderen Bereichen – alles schönreden und bestreiten“, betonte auch Dietmar Bayer, der stellvertretende Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte der ÖÄK. Der Unmut über die technischen Ausfälle sei „riesengroß“, so Bayer, der auch Ausgleichszahlungen forderte. Denn jeder einzelne Ausfall bedeute einen Mehraufwand, „allein schon bei der Patientendokumentation“.

Hasenhündl sprach im Interview am Dienstag von einer „Zumutung“. Durch die technischen Probleme würde nicht nur ein finanzieller Schaden für die Ärztinnen und Ärzte entstehen, sondern auch „ein Schaden für die Patienten, indem sie lange Wartezeiten haben. Die Assistentinnen sind gestresst. Das muss nicht sein, wenn dieses Problem behoben wird. Das kann doch nicht so schwierig sein.“

Dachverband: „Nutzung war zu jeder Zeit möglich“

Seitens des Dachverbands der Sozialversicherungsträger hieß es auf APA-Anfrage, im November sei es an vier Tagen zu derartigen Problemen gekommen. „In einigen Fällen musste – abhängig von der benutzten Software – die Anfrage wiederholt werden“, so das schriftliche Statement. Die Nutzung der E-Card-Web-Oberfläche sei „zu jeder Zeit uneingeschränkt möglich“ gewesen. Man arbeite aktuell an der Fehleranalyse, der laufende Betrieb des E-Card-Systems sei aber sichergestellt.

Ausfälle bei E-Card-System

Systemausfälle gibt es derzeit rund um die E-Card. Schuld daran ist laut Ärztekammer der Dachverband der Sozialversicherungsträger. Dort weist man die Kritik zurück.

Vizepräsidentin Hasenhündl widerspricht dieser Darstellung. „Die Arbeit steht zeitweise. Wir haben Kollegen, die zusperren mussten, weil sie nichts mehr tun konnten. Sie konnten nicht krankmelden, sie konnten keine E-Rezepte mehr versenden und auch die eigene Software wurde beeinträchtigt.“

Eine genaue Zahl der betroffenen Ordinationen ist nicht bekannt. Laut Hasenhündl gebe es jedoch regionale Unterschiede. So soll in Niederösterreich etwa der Raum Amstetten am stärksten von den Ausfällen beim E-Card-System betroffen sein.