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Jahresrückblick

2022: Das politische Jahr im Rückspiegel

Im Jahr 2022 prägten ein Krieg in Europa, eine Energiekrise sowie Turbulenzen im Bund das politische Handeln. In Niederösterreich wurden zwei Gemeinderatswahlen geschlagen und es wurden 100 Jahre Landesgeschichte gefeiert.

ÖVP verliert Absolute in Waidhofen an der Ybbs

Die Gemeinderatswahl in Waidhofen an der Ybbs Ende Jänner ist geprägt von Diskussionen rund um eine CoV-Impfpflicht sowie diverse CoV-Maßnahmen. Die impfkritische Partei MFG schafft es auf Anhieb auf Platz drei. Die ÖVP fährt deutliche Verluste ein und verliert die absolute Mehrheit. Bürgermeister Werner Krammer (ÖVP) bleibt jedoch im Amt. Er wird im März im Gemeinderat wiedergewählt.

Armin Bahr, SPÖ / Bürgermeister Werner Krammer (WVP) / Martín Dowalil (FUFU) Waidhofen an der Ybbs
ORF/Ottitsch
Armin Bahr (SPÖ), Bürgermeister Werner Krammer und Martin Dowalil (FUFU) präsentieren im März ihr Programm (v.l.)

SPÖ siegt mit Verlusten in Krems

Anfang September wählen die 20.000 Kremserinnen und Kremser einen neuen Gemeinderat. Die SPÖ bleibt stimmenstärkste Partei, muss aber deutliche Verluste hinnehmen. Über Zugewinne können sich insbesondere die Kleinparteien freuen. Koalition oder Arbeitsübereinkommen gibt es nicht. Bürgermeister Reinhard Resch (SPÖ) wird aber im Amt bestätigt.

Bürgermeister Reinhard Resch
ORF/Claudia Schubert
Reinhard Resch – hier am Wahlabend – bleibt weiterhin Kremser Bürgermeister

Wahlrecht für Zweitwohnsitzer fällt

Der Landtag stimmt im Februar einstimmig dafür, das Wahlrecht für Zweitwohnsitzer abzuschaffen. Bisher waren auf Landes- und Gemeindeebene auch Nebenwohnsitzer bei Wahlen stimmberechtigt, mit 1. Juni ist das jedoch Geschichte. Für Politikexperten war dieser Schritt längst überfällig.

Landtagssitzung am 24. Februar 2022 zum Aus des Zweitwohnsitzer-Wahlrechts
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Der Landtag stimmt im Februar einstimmig für eine Abschaffung des Wahlrechts für Zweitwohnsitzer

Niederösterreich führt Strompreisrabatt ein

Um den weiteren massiven Anstieg der Strompreise abzufedern, kündigt das Land Niederösterreich im Juli einen „Strompreisrabatt“ an. Während zu diesem Zeitpunkt auf Bundesebene noch diskutiert wird, geht das Land damit einen eigenen Weg. Die Unterstützung bekommen alle Menschen, die zum 1. Juli ihren Hauptwohnsitz in Niederösterreich hatten. Ein Förderdeckel soll außerdem zum Energiesparen anregen. „Wer weniger Strom verbraucht, profitiert überdurchschnittlich“, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Später wird auch heftig über einen Gaspreisdeckel diskutiert.

Pressekonferenz im NÖ Landhaus mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (2.  v. r.), LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (2. v. l.), EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz und IV-Chefökonom Christian Helmenstein.
NLK Filzwieser
Bei der Pressekonferenz zum Strompreisrabatt: Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (2. v. r.), Landeshauptfrau- Stellvertreter Stephan Pernkopf (2. v. l.), EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz und IV-Chefökonom Christian Helmenstein

Landesrechnungshof prüft Inserate

Die schweren Korruptionsvorwürfe gegen die ÖVP auf Bundesebene wirken sich auch auf Niederösterreich aus. SPÖ, FPÖ, GRÜNE und NEOS beauftragen den Landesrechnungshof mit einer Sonderprüfung. Es geht um mutmaßliche illegale Parteienfinanzierung. Im Oktober sagt die Direktorin des Landesrechnungshofes Edith Goldeband, dass es bis zu diesem Zeitpunkt keine meldepflichtigen Wahrnehmungen gegeben habe. Später sorgen erste Prüfberichte für heftige Kritik – unter anderem deshalb, weil die Empfänger der Inseratengelder nicht genannt werden.

NÖ-Landesrechnungshof Direktorin Edith Goldeband und ORF NÖ Chefredakteur Benedikt Fuchs
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Die Direktorin des Landesrechnungshofs, Edith Goldeband, weist die Kritik an den Prüfberichten in der Inseratencausa zurück

Waldhäusl muss sich vor Gericht verantworten

Während österreichweit gegen Ende des Jahres heftig über steigende Asylzahlen diskutiert wird, muss Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) auf der Anklagebank Platz nehmen. Ihm wird rund um eine frühere Asylunterkunft in Drasenhofen, die mit einem Stacheldraht gesichert war, Amtsmissbrauch vorgeworfen. Waldhäusl wird beim Prozess im September freigesprochen. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft legt Einspruch ein.

Waldhäusl im Gericht
APA/Benedikt Loebell
Gottfried Waldhäusl wird vom Vorwurf des Amtsmissbrauchs freigesprochen

Niederösterreich feiert 100 Jahre

Generell steht das Jahr 2022 in Niederösterreich im Zeichen der Feierlichkeiten. Im Juni finden die Bezirksfeste statt. Darüber hinaus gibt es im September ein Landhausfest samt Auftritten von Stars sowie einem Tag der offenen Tür und im Palais Niederösterreich wird zu einer besonderen Jubiläumsmatinee geladen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen mahnt dabei in einer Rede zu Solidarität.

Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen beim Festakt 100 Jahre Niederösterreich im Palais Niederösterreich
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Bundespräsident Alexander Van der Bellen mahnt bei der Jubiläumsmatinee zu Solidarität und fordert, „uns nicht spalten zu lassen“

Land reformiert die Kinderbetreuung

In Niederösterreich wird das Eintrittsalter in den Kindergarten gesenkt. Ab 2024 sollen Kinder ab zwei Jahren in den Kindergarten gehen dürfen. Für den Ausbau der Kinderbetreuung seien maximal 600 neue Kindergartengruppen und 250 weitere Gruppen für Kleinkindbetreuung nötig, so Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). Zudem soll das Personal in den kommenden Jahren deutlich aufgestockt werden.

Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und NÖ Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl bei der Pressekonferenz
NLK Pfeffer
Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und NÖ Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl kündigen kleinere Gruppengrößen in den Kindergärten und weniger Schließtage an

Massive Kritik an Verkauf der Borealis-Düngemittelsparte

Dass die OMV-Chemietochter Borealis ihre Düngemittelsparte an den tschechischen Agrofert-Konzern verkaufen möchte, stößt beim niederösterreichischen Bauernbund auf massive Kritik. Bauernbund-Obmann und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) kündigt im Juli eine kartellrechtliche Prüfung an. Zudem holt er sich Unterstützung. Verfassungsjurist Heinz Mayer wird engagiert, der den Verkauf für unzulässig hält. Borealis will hingegen am Verkauf festhalten.

Verfassungsexperte Heinz Mayer (links) und Topmanager Claus Raidl (rechts) untersttzen NÖ Bauernbundobmann LH-Stv. Stephan Pernkopf im Kampf gegen den Borealis-Deal
NÖ Bauernbund / Mirjam Reither
Verfassungsexperte Heinz Mayer (links) und Manager Claus Raidl (rechts) unterstützen NÖ-Bauernbund-Obmann Stephan Pernkopf im Kampf gegen den Borealis-Deal

Parteien bringen sich für Landtagswahl in Stellung

Generell nutzen die Parteien das heurige Jahr auch intensiv dafür, um sich für die Landtagswahl Ende Jänner 2023 in Stellung zu bringen. Für die NEOS geht Landessprecherin Indra Collini als Spitzenkandidatin in die Wahl. Sie will mit den NEOS Klubstatus erreichen.

Indra Collini
NEOS NÖ
Indra Collini führt NEOS wie schon 2018 als Spitzenkandidatin in die Landtagswahl 2023

Bei den Grünen steht schon seit langem fest, dass Helga Krismer als Spitzenkandidatin ins Rennen gehen wird. Sie setzt im Wahlkampf voll und ganz auf den Klimaschutz. Als einzige Partei sind die Grünen bereits Ende November offiziell in den Wahlkampf gestartet.

Wahlkampfauftakt der Grünen in Horn
ORF/Felix Novak
Helga Krismer beim Landeskongress in Horn Ende November

Für die FPÖ geht Landesparteichef und Klubobmann Udo Landbauer als Spitzenkandidat in die Wahl. Er stellt den Anspruch auf den Landeshauptmann.

Udo Landbauer
APA/ROBERT JAEGER
Für die FPÖ stellt Udo Landbauer den Anspruch auf den Landeshauptbmann

Von einer „historischen Chance“ im Hinblick auf die Landtagswahl spricht auch der SPÖ-Spitzenkandidat und Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl beim Landesparteitag Anfang Oktober. Man werde die nächste „Landtagswahl rocken“ und „St. Pölten erschüttern“, sodass man es bis nach Wien spüre.

SPÖ-Landesparteivorsitzender Franz Schnabl bei seiner Rede beim Landesparteitag der SPÖ Niederösterreich
APA/GEORGES SCHNEIDER/PHOTONEWS.AT
Man habe die „historische Chance“, die Bundesregierung und die absolute Mehrheit im Land endlich „zum Teufel zu jagen“, zeigte sich Schnabl in seiner Rede zuversichtlich in Hinblick auf die bevorstehende Landtagswahl

Die ÖVP tritt zum zweiten Mal mit Parteichefin und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner an der Spitze bei einer Landtagswahl an. Derzeit hält die ÖVP die absolute Mandatsmehrheit. Im April wurde Mikl-Leitner als Parteichefin wiedergewählt. Die ÖVP werde am „Miteinander“ und an der Zusammenarbeit in Niederösterreich festhalten, auch wenn immer öfter manche Parteien im Land es schwermachen würden, zu diesem Kurs zu stehen, sagte sie.

Pröll und Mikl-Leitner
APA/TOBIAS STEINMAURER
Große Freude nach der Wiederwahl: Der ehemalige Landeshauptmann Erwin Pröll gratulierte Johanna Mikl-Leitner

Gewählt wird in Niederösterreich am 29. Jänner.