Niederösterreichischer Familienpass
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Politik

„Familienpass“: Aus Karte soll App werden

40 Jahre nach Einführung des sogenannten „Familienpasses“ hat das Land Niederösterreich eine Befragung durchführen lassen. Das Ergebnis: Die Karte ist zwar bekannt und wird angenommen, muss sich aber weiterentwickeln. Aus der Karte soll eine App werden.

In Zeiten der Teuerung wünschen sich Familien Unterstützung. Am höchsten ist der Bedarf bei Gesundheitsleistungen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Institutes für für Strategieanalysen im Auftrag des Landes. Dort hat man den sogenannten „Familienpass“ nach 40-jährigem Bestehen unter die Lupe genommen und 1.000 Menschen online befragt.

Mehr als jede zweite befragte Person (54 Prozent) gab an, dass Kinder mit hohen finanziellen Herausforderungen verbunden sind. Vergünstigungen bei Einkauf und Freizeitgestaltung sind folglich gefragt und würden auch geschätzt, so Peter Filzmaier vom Institut für Strategieanalysen, das mit der Durchführung der Befragung beauftragt wurde: „Über 90 Prozent sehen die Familienkarte als sinnvoll, mehr als die Hälfte sogar als sehr sinnvoll und das inkludiert bei den Befragten sogar jene, die selbst gar keine Kinder haben.“

Familien wünschen sich beratende und finanzielle Hilfe

Die Umfrage erhob auch Bereiche, in denen sich Familien Unterstützung wünschen, die heute durch die Karte nicht oder wenig abgedeckt werden und teils weniger auf direkte Rabatte abzielen, sondern auf Beratungsangebote wie etwa Eltern-, Erziehungs- oder Finanzberatung.

An erster Stelle lag jedoch der Bereich Gesundheit der Kinder. Sehr hohen Unterstützungsbedarf orteten hier 48 Prozent der Befragten – beispielsweise bei Zahnspangen. Familienlandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) räumte zwar ein, dass einzelne Leistungen der Karte im Gesundheitsbereich noch ausgebaut werden könnten, „aber Unfallversicherungsangebote sind dabei, Zahnspangen zugegebenermaßen noch nicht. Ich möchte aber auch ein bisschen die Kirche im Dorf lassen. Der Familienpass ist ein Pass, der dafür sorgen soll, dass man Vergünstigungen bekommt, aber die eierlegende Wollmilchsau ist er nicht und wird er auch in der Zukunft nicht sein können.“

Digitalisierung ist „klare Botschaft“ der Erhebung

Der Pass ausschließlich in Kartenform ist 40 Jahre nach seiner Einführung nicht mehr zeitgemäß. Knapp drei Viertel der Familien (72 Prozent) heute würden die Vorteile gerne digital am Handy nützen, so ein weiteres Ergebnis der Befragung. In anderen Bundesländern – beispielsweise in Vorarlberg – ist der Familienpass mittlerweile digitalisiert und auch als App am Handy verfügbar.

Christiane Teschl-Hofmeister
NLK Filzwieser
Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister kündigte am Mittwoch eine Digitalisierung des Familienpasses an

Ein digitales Modell empfahl Katrin Praprotnik vom Institut für Strategieanalysen bei der Präsentation der Ergebnisse auch für Niederösterreich. „Die Zustimmung heute ist schon sehr deutlich und in die Zukunft gedacht erwarte ich, dass diese bereits hohe Bereitschaft noch einmal weiter ansteigt, weil die jüngeren Familien, die in Zukunft nachkommen, natürlich noch mehr vertraut sind mit den elektronischen Medien und Apps.“

Politisch wolle man dieses Ergebnis ernst nehmen, betonte Teschl-Hofmeister: „‚Familienpass goes digital‘ ist klar die Botschaft, die wir dieser Umfrage entnommen haben und wir werden mit den Vorbereitungsarbeiten dafür mit dem heutigen Tag offiziell beginnen.“ Wann die digitale Variante verfügbar sein soll, ließ die Landesrätin auf Nachfrage offen. Ihr gehe es „nicht um Tempo, sondern um Qualität“. In anderen Bundesländern mit bereits vorhandenen digitalen Varianten „können wir uns natürlich umschauen und lernen, was die zu Beginn falsch gemacht haben, um dann perfekt zu starten“. Zudem versprach Teschl-Hofmeister, dass die Karte – ob digital oder analog – kostenlos bleiben werde.