Karl Merkatz 2014
APA/Herbert Pfarrhofer
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Schauspieler Karl Merkatz gestorben

Karl Merkatz ist tot. Der in Wr. Neustadt geborene Schauspieler ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Seine Paraderollen waren der Fleischhauer Karl Bockerer und der Elektriker Edmund „Mundl“ Sackbauer.

Wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag ist der große österreichische Volksschauspieler Sonntagfrüh zu Hause in Salzburg-Land verstorben. Das gab seine Familie gegenüber der APA bekannt. Den Österreicherinnen und Österreichern hat er sich als Fleischhauer Karl Bockerer in Franz Antels Filmen und als Edmund „Mundl“ Sackbauer in Reinhard Schwabenitzkys TV-Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ eingeprägt: zwei raue, aber herzliche Proletarier.

„Das Wort ‚Karriere‘ existiert in meinem Wortschatz nicht. Mir ist es immer darum gegangen zu arbeiten, Menschen zu unterhalten, ihnen, so gut es geht, eine Freude zu bereiten. Manchmal ist mir das, so hoffe ich, gelungen.“

Karl Merkatz, 1930–2022

In seinen über 150 Bühnenrollen spielte Merkatz vor allem Nestroy-, Raimund- und Shakespeare-Figuren. Im Lauf seiner Karriere war Merkatz in mehr als 250 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen und schrieb damit heimische Film- und Fernsehgeschichte.

Gelernter Tischler, der Bühnenkarriere machte

Geboren wurde Merkatz am 17. November 1930 als Sohn eines Werkzeugmachers und einer Weberin in Wiener Neustadt. Schon als Kind war er vom Theater fasziniert und spielte in einer Laiengruppe, doch auf Wunsch seiner Eltern, „ein richtiges Handwerk“ zu erlernen, machte er zunächst eine Tischlerlehre. Nach absolvierter Lehre ging er nach Zürich und verfolgte dort sein Ziel, Schauspieler zu werden. Nach dem Schauspielunterricht, unter anderem in Wien, begann er ein Studium am Mozarteum in Salzburg, das er 1955 mit Auszeichnung abschloss.

Seine ersten Bühnenengagements hatte Merkatz am Kleinen Theater in Heilbronn und am Salzburger Landestheater. In Heilbronn lernte er auch seine Frau Martha Metz kennen, mit der er seit 1956 verheiratet war. Danach ging er für einige Jahre nach Deutschland, wo er an den Städtischen Bühnen Nürnberg, an den Bühnen der Stadt Köln, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Thalia Theater Hamburg und den Münchner Kammerspielen arbeitete.

Fotostrecke mit 14 Bildern

Ein echter Wiener geht nicht unter
„Die Renovierung“
November 1976
ORF
Karl Merkatz schrieb mit dem „Mundl“ in den 1970er-Jahren österreichische Fernsehgeschichte
Karl Merkatz in „Ein echter Wiener geht nicht unter“
ORF
Edmund Sackbauer und seine Ehefrau Antonia, genannt Toni: Karl Merkatz und Ingrid Burkhard
Karl Merkatz
ORF
Die Polizei – Herbert Fux und Stephan Paryla (v.l.) – war nicht immer Edmunds Freund und Helfer
Karl Merkatz
ORF
„Mei Bier is ned deppat!“ ist einer der bekanntesten Aussprüche Mundls
Ein echter Wiener geht nicht unter
ORF
Edmund Sackbauers Ansichten und Aussprüche waren von 1975 bis 1979, als der ORF „Ein echter Wiener geht nicht unter“ sendete, oft Tagesthema
Filmpremiere Echte Wiener 2008
APA/Herbert P. Oczeret
Karl Merkatz mit einem Teil der Darsteller bei der Premiere des Kinofilms „Echte Wiener“, 17. Dezember 2008, Wien
Karl Merkatz und Ernst Hinetrberger 2009
APA/Hans Klaus Techt
Karl Merkatz und Drehbuchautor Ernst Hinterberger bei der Pressekonferenz zu „Echte Wiener II. Die Deppat’n und Die Gspritzt’n“, 9. Dezember 2009, Wien
Karl Merkatz und Ingrid Burkhardt 2010
APA/Herbert Pfarrhofer
Karl Merkatz und Ingrid Burkhard bei der Premiere des Kinofilms „Echte Wiener 2 – Die Deppat’n und die Gspritzt’n“, 14. Dezember 2010, Wien
Der Bockerer II – Österreich ist frei
epo-film
Die zweite Rolle, mit der Karl Merkatz berühmt wurde, ist jene des Wiener Fleischhauers Karl Bockerer
Der Bockerer II – Österreich ist frei
epo-film
Als prinzipiell unpolitischer Mensch steht Karl Bockerer den Ereignissen nach dem „Anschluss“ 1938 verständnislos gegenüber und weigert sich, den Führerkult der NS-Zeit mitzumachen
Alles Leinwand – Filmgeschichten in Rot-Weiß-Rot (3/3)
Pammer Film
Für die Nazis ist der Fleischhauer Bockerer ein Spinner
Der Bockerer
Neue Delta-Film
Karl Bockerer steht aber auch nach 1938 zu seinen bisherigen Freunden und verleugnet sie nicht
Drehbeginn von Bockerer II 1996
ORF/Milenko Badzic
Dreharbeiten zu „Bockerer II“ mit Heinz Marecek, Helmut Pirnat, Franz Antel, Caroline Vasicek, Ida Krottendorf, Reinhard Reiner und Karl Merkatz (v.l.), 8. Juli 1996
Karl Merkatz Franz Antel und Heinz Petters Drehstart zu Bockerer III 2000
ORF/Milenko Badzic
Drehstart zu „Bockerer III“ mit Karl Merkatz, Regisseur Franz Antel und Heinz Petters (v.l.), Wiener Westbahnhof, 21. September 1999

Eines seiner Lieblingsstücke war Samuel Becketts „Warten auf Godot“. Am Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen 2005 war er in „König Ottokars Glück und Ende“ zu sehen und gab im selben Jahr im „Jedermann“ den armen Nachbarn. Merkatz wirkte auch in Operetten mit und gastierte in Hamburg ebenso wie an der Niederländischen Oper Antwerpen.

1993 spielte er erstmals in einer Musicalrolle am Stadttheater Klagenfurt als „Der Mann von La Mancha“ und später am Theater an der Wien als Milchmann Tevje in „Anatevka“. 2009 gab er seinen Abschied von der Theaterbühne bekannt – sein großer Wunsch, einmal den König Lear zu spielen, war nicht in Erfüllung gegangen. Nachdem er ab 2008 erfolgreich sein Kabarettprogramm „Der Blunzenkönig“ auf die Bühne brachte, kam das Stück 2015 mit Merkatz in der Hauptrolle auch in die heimischen Kinos – beileibe nicht der einzige Leinwandauftritt des Vielseitigen.

Karl Merkatz verstorben

Wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag am 17. November ist der große österreichische Volksschauspieler Karl Merkatz Sonntagfrüh zu Hause in Salzburg-Land verstorben. Das gab seine Familie bekannt.

Der „Mundl“ brachte den Durchbruch

Im Lauf seiner Karriere war Merkatz in mehr als 250 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Den Durchbruch und seinen bis heute prägendsten Auftritt hatte er in Schwabenitzkys „Ein echter Wiener geht nicht unter“ (1975 bis 1979). Die Rolle des „Mundl“ wurde zu einer der populärsten Fernsehfiguren der Zweiten Republik und machte Merkatz zu einem der beliebtesten Schauspieler. 2008 fand die Erfolgsgeschichte des Edmund Sackbauer mit dem Film „Echte Wiener – Die Sackbauer-Saga“ eine erfolgreiche Fortsetzung, der sich 2010 „Echte Wiener 2 – Die Deppat’n und die Gspritzt’n“ anschloss.

Seine zweite Leibrolle wurde die des Bockerer in Antels gleichnamiger Filmreihe. Für die Rolle als Bockerer wurde er 1982 mit dem Filmband in Gold und dem Deutschen Schauspielpreis ausgezeichnet. Für „Anfang 80“ schließlich erhielt er 2013 unter anderem den Österreichischen Filmpreis als bester Hauptdarsteller.

Fotostrecke mit 10 Bildern

Karl Merkatz und Peter Simonischek in Jedermann Salzburger Festspiele 2005
APA/Hans Klaus Techt
Karl Merkatz als Gott der Herr und Peter Simonischek als Jedermann bei den Salzburger Festspielen, Juli 2005
Karl und Josefine Merkatz im Wiener Ronacher 1998
APA
Karl und Josefine Merkatz in der Ronacher-Show „So bin ich“, November 1998
Karl Merkatz in Anatevka 1997
APA/Barbara Gindl
Karl Merkatz als Milchmann Tevje (r.) mit Josefine Merkatz als seine Tochter Zeitel (M.) und Frank Hangen als Schneider Mottel (l.) in „Anatevka“ im Theater an der Wien, Jänner 1997
Georg Kern  Karl Merkatz und Bibiane Zeller in dem Film Der Unfisch
APA/Peter Korrak
Unter der Regie von Robert Dornhelm spielten in „Der Unfisch“ Bibiana Zeller, Karl Merkatz und Georg Kern (v.r.), August 1996
Karl Merkatz bei der Eröffnung der Wiener Festwochen 2004
APA/Günter R. Artinger
Karl Merkatz moderierte die Eröffnung der Wiener Festwochen, Mai 2004
Karl Merkatz Robert Dornhelm 2014
APA/Hans Klaus Techt
Regisseur Robert Dornhelm (l.) und Karl Merkatz bei der Filmpräsentation „State Of The Art – Stimmen zur Kunst“ im August 2014, Wien
Kristianna Loken Omar Sharif Karl Merkatz Filmball Wien 2013
APA/Georg Hochmuth
Kristanna Loken, Omar Sharif und Karl Merkatz (v.l.) wurden im März 2013 beim Wiener Filmball ausgezeichnet
Karl Merkatz und Margarethe Tiesel Filmpreis 2013
APA/Herbert Pfarrhofer
Jänner 2013 im Wiener Rathaus: Den Österreichischen Filmpreis 2013 erhielten Karl Merkatz („Bester männlicher Darsteller“) und Margarethe Tiesel („Beste weibliche Darstellerin“)
Martha und Karl Merkatz bei der Romy Gala 2016
APA/Herbert P. Oczeret
Karl Merkatz und seine Ehefrau Martha bei der „Romy Gala 2016“ in der Wiener Hofburg
Karl Merkatz 2010
APA/Herbert Pfarrhofer
Karl Merkatz bei der Filmpräsentation von „Echte Wiener 2 – Die Deppat’n und die Gspritzt’n“, Dezember 2010, Wien

Aber auch von offizieller Seite gab es zahlreiche Ehrungen, etwa das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, die Goldene Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien oder 2002 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. 2017 wurde er Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Wiener Neustadt. „So bin ich“ heißt seine 2005 erschienene Autobiografie (Styria Verlag), „Ein Schamerl braucht vier Haxen“ war der Titel seiner 2015 von Christoph Frühwirth aufgezeichneten Erinnerungen (Amalthea Verlag).

TV-Hinweis

„In memoriam Karl Merkatz: Vom Tischler zum echten Wiener“, 4.2.2022, 23.07 Uhr, ORF2

„Facettenreicher und liebenswürdiger Mensch“

Politikerinnen und Politiker aller Couleurs reagierten am Sonntag auf das Bekanntwerden der Todesmeldung. „Karl Merkatz hat in seinem vielfältigen Schaffen Film- und Fernsehgeschichte geschrieben und war auch ein großartiger Theaterschauspieler“, reagierte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) auf das Ableben von Merkatz, „er war aber nicht nur ein ganz Großer der Schauspielkunst, sondern vor allem auch ein unglaublich facettenreicher und liebenswürdiger Mensch.“