Die von Günther Oberhollenzer und Gerda Ridler kuratierte Einzelausstellung gibt einen Einblick in Reinholds Schaffen seit 2007. Unter den fünfzehn großformatigen ausgestellten Gemälden befinden sich Bilder aus den Werkgruppen „Ariadne“ (2007), „Pendants“ (2013) oder „Matrix“ (2017). Auch neue, noch nie gezeigte Arbeiten aus der Serie „Curva“ (2022) direkt aus dem Atelier des Malers sind zu sehen.
„Thomas Reinholds Gesamtwerk gehört zu den klassischen Positionen der zeitgenössischen österreichischen Kunst. Reinhold hat über viele Jahre ein stringentes malerisches Werk geschaffen. In seiner konsequenten Abstraktion, in seiner stimmigen Farbgebung und Formensprache ist sein Werk von einer unverwechselbaren künstlerischen Handschrift geprägt“, betonte Gerda Ridler, künstlerische Direktorin der Landesgalerie Niederösterreich, anlässlich der Ausstellung.
Komplexe Schüttvorgänge mit selbst gemischten Farben
Die Bilder werden gemeinsam mit zwei Skulpturen aus dem Jahr 1988 und der achtteiligen Fotoserie „Malendes Licht, lebende Schatten“ gezeigt. Die 2010 in Shanghai entstandenen Fotos verdeutlichen, wie Reinhold mit der Verselbständigung der Medien Fotografie und Malerei experimentiert, heißt es aus der Landesgalerie. In einem Film können die Besucherinnen und Besucher dem Künstler beim Arbeiten über die Schulter blicken. Die Ausstellung mache so den dynamischen Entstehungsprozess Reinholds Malerei spürbar, heißt es.
In der Ausstellungsbeschreibung werden Reinholds Bilder als „komplexe, minutiös arrangierte Schüttvorgänge, die der Künstler mit selbst gemischten Farben auf der Leinwand verteilt“ bezeichnet. Zwischen Planung und Intuition würden so fein übereinander gelegte Malschichten mit dichten Partien, aber auch mit Leerstellen entstehen.
Mit seinen abstrakten Werken untersuche der Künstler das Zusammenwirken von Farbe und Form, künstlerischer Lenkung und Zufall. Der Prozess seiner Malerei stehe dabei im Mittelpunkt der Ausstellung. Reinhold studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien und war Mitinitiator der „Neuen Wilden“. Als „Neue Wilde“ oder „Neue Heftige“ werden Künstler bezeichnet, die in den 1980ern mit einer subjektiven, unbekümmerten und lebensbejahenden Malerei auffielen.
Zweiter Würdigungspreisträger in Einzelausstellung
Die Präsentation der niederösterreichischen Würdigungspreisträgerinnen und -preisträger ist fixer Bestandteil des jährlichen Ausstellungsprogramms von Gerda Ridler. Reinhold wurde für sein künstlerisches Lebenswerk bei den diesjährigen Kulturpreisen in der Kategorie Bildende Kunst ausgezeichnet.
Der Direktorin sei es ein besonderes Anliegen, heimische Künstlerinnen und Künstler von überregionaler Bedeutung für die Öffentlichkeit sichtbarer zu machen. Nach der verstorbenen Künstlerin Isolde Maria Joham ist Thomas Reinhold der zweite Würdigungspreisträger, den die Landesgalerie Niederösterreich in einer Einzelausstellung vorstellt.