Eislaufplatz Stockerau
ORF/Tobias Mayr
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Lifestyle

Eislaufen: Kunststoff als Alternative

Viele Gemeinden verzichten aufgrund der Energiekrise heuer auf ihre Eislaufplätze. Eine energiesparende Alternative versprechen Kunststoffplätze. Diese verbrauchen kaum Energie, sind bis zu achtmal wiederverwendbar und können danach recycelt werden.

Auf dem Hauptplatz von Mistelbach steht heuer ein Eislaufplatz, der in Wahrheit keiner ist: Denn die großen und kleinen Eislaufbegeisterten wetzen hier mit ihren Kufen nicht über gefrorenes Wasser, sondern über Polyethylenplatten.

Der Grund ist die Energiekrise. Die Stadt hätte sich die prognostizierten Energiekosten für den Platz nicht leisten können, sagt Bürgermeister Erich Stubenvoll (ÖVP). An einigen anderen Orten fällt das Eislaufen deswegen heuer ganz ins Wasser: St. Pölten, Eggenburg (Bezirk Horn) und Bad Vöslau (Bezirk Baden) sperren ihre Plätze gar nicht auf. In Purkersdorf (Bezirk St. Pölten) wurde die Saison stark verkürzt. Gemeinden wie Stockerau (Bezirk Korneuburg), wo der Eislaufplatz heuer normal betrieben wird, rechnen mit enormen Mehrkosten.

Hohe Energiekosten prognostiziert

So war es auch in Mistelbach. Mit bis zu vier- bis fünfmal so hohen Stromkosten habe man gerechnet, erzählt Stubenvoll. Bei bisherigen Betriebskosten von 12.000 Euro pro Saison wären es heuer also 40.000 bis 60.000 Euro gewesen. „Das war in etwa das Investment für die Kunststoffplatten“, sagt Stubenvoll und ergänzt: „Es passt einfach auch irgendwie nicht mehr so richtig in die Zeit, wenn man vom Sparen und der Energiekrise spricht, dann sollte man das auch hier zeigen, auf dem Eislaufplatz.“

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Eislaufplatz Mistelbach
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Auf den ersten Blick ist es kaum zu erkennen, dass hier nicht auf Eis Schlittschuh gelaufen wird…
Eislaufplatz Mistelbach
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…sondern auf Polyethylen-Steckplatten. Diese können bis zu achtmal auf- und abgebaut werden.
Eislaufplatz Stockerau
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Teure Eismaschinen, wie hier auf dem Eislaufplatz Stockerau, braucht die Kunststoffeisbahn nicht
Eislaufplatz Stockerau
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Dafür ist das Fahrgefühl, im Vergleich zum richtigen Eis, auch ein bisschen anders

Die Kunststoffplatten werden zu Beginn der Saison zusammengesteckt, als Fundament dient ein Bett aus Styropor. Im Februar wird die Stadt die Platten dann über den Sommer einlagern. Laut Hersteller könne man mit acht Jahren Laufzeit rechnen, „und danach werden die Platten recycelt“, erklärt der Stadtchef – umgerechnet auf die laufenden Betriebskosten eines richtigen Eislaufplatzes also eine Ersparnis von Hunderttausenden Euro.

Kunststoffplatz braucht weniger Personal

Und auch bei den sonstigen Kosten schneide die Kunststoffbahn besser ab. Zwar müsse die Bahn regelmäßig mit Schiebern und einem Reinigungsmittel poliert werden, doch brauche es dafür keine teure Eismaschine. „Beim Eis mussten wir jeden Tag in der Früh aufspritzen, da ist die neue Bahn vom Personalaufwand wesentlich besser“, so Stubenvoll.

Und das kommt indirekt den Bürgerinnen und Bürgern zugute, denn der Eislaufplatz in Mistelbach ist gratis. „Damit die Kinder beschäftigt sind, während Papa oder Mama vielleicht ihre Weihnachtsgeschenke einkaufen“, erklärt der Bürgermeister.

Rutschiger, dafür weniger hart

Das Fahrgefühl sei zwar anders als auf echtem Eis, betonen die jungen Eisläuferinnen und Eisläufer beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at, aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase fällt die Bilanz bei den meisten positiv aus. Es brauche mehr Kraft und der Kunststoff biete weniger Grip als das Eis, heißt es. Aber: Der Kunststoff sei auch weniger hart, wenn man hinfällt, und vor allem nicht so nass wie Eis.