Chronik

Missbrauchsvorwürfe gegen Musikschuldirektor

Schwere Vorwürfe gibt es gegen den Direktor einer Musikschule im Weinviertel, wie zuerst der „Falter“ berichtet hat. Betroffene und Zeugen sprechen von Machtmissbrauch, Drohungen und sexuellen Belästigungen. Der Mann wurde am Mittwoch zwangsbeurlaubt.

Die Stimmung in der Musikschule wird von vielen als Klima der Angst beschrieben, wie die Wochenzeitung „Falter“ berichtete. Ein ehemaliger Lehrer bestätigte das jetzt auch dem ORF. Der Direktor soll laut Schilderung von Wolfgang Golds „aufgebracht ins Konferenzzimmer“ gekommen sein und gesagt haben: „Wenn ich das nächste Mal Kolleginnen einstelle, müssen sie sich vorher sterilisieren lassen. Jetzt ist schon wieder eine schwanger“, so Golds.

Eine ehemalige Lehrerin berichtete dem ORF anonym von sexuellen Belästigungen. Bei der Begrüßung habe sie der Direktor „immer fest an der Hüfte herangezogen“. Er soll zudem „Bussis auf den Mund“ gegeben haben. „Nach meiner Kündigung hat er mir gedroht, meine Karriere zu zerstören“, so die ehemalige Lehrkraft.

Keine Anzeigen, „weil Frauen Angst hatten“

Der Direktor habe damit geprahlt, beste Kontakte in die Landespolitik zu haben, sagte „Falter“-Redakteurin Lina Paulitsch, die mit 23 Betroffenen sprach. Anzeigen seien keine erstattet worden, „weil die Frauen Angst hatten“, so Paulitsch. „Wenn jemand über gute politische Kontakte am Land verfügt, dann wird er nicht angegriffen – und das wirkt bei Betroffenen als Einschüchterung.“

Für die Musikschule sind mehrere Gemeinden zuständig. Die Bürgermeister dieser Kommunen, die den Direktor entlassen können, seien mehrmals informiert worden, hieß es. Passiert ist aber bis Mittwoch offenbar nichts. Eine Bürgermeisterin, die seit drei Wochen im Amt ist, bestätigte dem ORF telefonisch, dass der Direktor beurlaubt wurde. Ein angekündigtes Interview sagte sie aber wieder ab. Der Direktor war für den ORF bisher nicht erreichbar. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

„Schritte zur Aufklärung eingeleitet“

Seitens des Musik & Kunst Schulen Managements wurde mittels Aussendung bekanntgegeben, dass „im Auftrag von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) das Musik & Kunst Schulen Management sofort gehandelt und Kontakt mit der zuständigen Obfrau des lokalen Musikschulverbandes zur lückenlosen Aufklärung aufgenommen hat“.

Die Vorwürfe gegen den betreffenden Musikschuldirektor werden „von allen Seiten sehr ernst genommen, und es wurden umgehend Maßnahmen in die Wege geleitet“, hieß es weiter. „Mit den zurzeit in der Musikschule unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrern sowie mit dem Obmann des Elternvereins wurden bereits Gespräche für die kommenden Tage fixiert, um die Vorwürfe restlos aufzuklären.“

Mikl-Leitner: „Dulden so ein Verhalten nicht“

Landeshauptfrau Mikl-Leitner gab im Interview mit noe.ORF.at an, nichts von den Vorwürfen gewusst zu haben – sie habe erst am Dienstagabend davon erfahren und habe sofort ein Gespräch mit der Obfrau des Gemeindeverbandes geführt sowie eingefordert, dass sofort und konsequent gehandelt werden müsse. Das sei durch die Zwangsbeurlaubung auch passiert.

„Das sind schwere Vorwürfe, und da erwarte ich 100-prozentige Aufklärung“, sagte Mikl-Leitner. „Als Landeshauptfrau und Mutter zweier Töchter sage ich ganz deutlich, dass wir so ein Verhalten in unserem Land nicht dulden.“ Zur Frage, ob sich jemand bei ihr persönlich für den Verbleib des Mannes starkgemacht habe, sagte Mikl-Leitner auf APA-Anfrage: „Nein. Und das würde ich auch niemandem raten.“