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ORF/Thomas Puchinger
ORF/Thomas Puchinger
Verkehr

Gewerkschaft übt heftige Kritik am VOR

Die Gewerkschaft vida übt heftige Kritik am Verkehrsverbund Ostregion (VOR). Die Rede ist von untragbaren Arbeitsbedingungen und Ausschreibungen, die sich nicht an Qualität, sondern am günstigsten Preis orientieren. Der VOR weist die Vorwürfe zurück.

Stundenlanges Busfahren ohne Pause, keine Zeit, um etwas zu essen oder auf die Toilette zu gehen, unrealistische Zeitpläne – viele Busfahrerinnen und Busfahrer hätten mit diesen und ähnlichen Problemen zu kämpfen, hieß es bei dem Kongress „VOR BUS NÖ – zukunft.bewegt.alternativlos?“ von der Gewerkschaft vida und mehreren Busunternehmen in St.Pölten.

„Das Problem ist, dass wir mitten in der Pampa stehen, weil auf dem Busbahnhof, wo wir stehen sollten, hast du keinen Platz. Da kann sich keiner hinstellen, da stehst du jedem nur im Weg. Also stehst du illegal auf dem Billa-Parkplatz“, schilderte etwa Busfahrer Martin Salat in einem Video, das auf dem Kongress gezeigt wurde. Den Bus dort zu parken sei zwar verboten, doch es sei die einzige Möglichkeit für den Busfahrer, eine Pause zu machen. Außerdem gebe es nur dort eine öffentliche Toilette.

Auch Vanessa Pelikan erzählte über ihre Probleme als Busfahrerin. Sie fährt regelmäßig durch die Gemeinde Irnfritz (Bezirk Horn). „Mittwochs hat alles zu, der Nahversorger, das Gasthaus, somit gibt es auch keine WC-Anlagen in der Nähe, die man benutzen kann“, sagte sie. Ähnlich geht es Busfahrer Hans Fischer in Orth an der Donau (Bezirk Gänserndorf). Außerdem könne er den Fahrplan mit den geltenden Geschwindigkeitsvorgaben unmöglich einhalten, betonte er.

Massive Kritik am VOR

Massive Kritik am Verkehrsverbund Ostregion kommt von der Gewerkschaft vida. Sie bezeichnet die Arbeitsbedingungen als für BusfahrerInnen als menschenunwürdig. Bei Ausschreibungen würden die billigsten Angebote der Busunternehmen gewinnen. Der Verkehrsverbund Ostregion weist die Vorwürfe zurück.

Billigstbieter-Wettbewerb im Busgewerbe

Das müsse sich ändern, forderten die Gewerkschaft vida und die Busunternehmen – ebenso wie die Vergabe von ausgeschriebenen Busdienstleistungen. Denn derzeit werde weniger auf die Qualität der Angebote der Busunternehmen als vielmehr auf den günstigsten Preis geachtet, so Horst Pammer, Vorsitzender der Gewerkschaft. „Viel besser wäre ein Bestbieterprinzip. Weil was haben wir davon, dass der VOR vorschreibt, wie der Bus ausschaut und wo die Pickerl picken? Das ist alles reguliert. Aber es ist nicht reguliert, dass es Pausenräume gibt, es ist nicht reguliert, dass es WC-Anlagen gibt.“

Er sprach sich dafür aus, dass etwa Kriterien wie verpflichtende Frauenförderpläne, die Ausbildung von Lehrlingen oder entsprechende Schulungen für Buslenkerinnen und -lenker bei Vergaben berücksichtigt werden. Es brauche eine Offensive, um gegen den Billigstbieter-Wettbewerb vorzugehen, betonte Pammer. Denn: „Derzeit geht der Wettbewerb zwischen den Busunternehmen zu Lasten der Beschäftigten. Das geht so weit, dass das Personal wochenlange Unsicherheiten beim Wechsel auf einer Linie hinnehmen muss und bei Übernahme durch ein neues Unternehmen sogar Einkommensverschlechterungen im Raum stehen.“

VOR weist Anschuldigungen zurück

Der Verkehrsbund Ostregion widerspricht den Vorwürfen. Man prüfe immer genau, welches Unternehmen die Kriterien am besten erfülle, so VOR-Sprecher Georg Huemer gegenüber noe.ORF.at: „Die Unternehmen, die sich um einen Auftrag bewerben, bekommen Zusatzpunkte, wenn sie bestimmte Qualitäts- und Sozialkriterien erfüllen, wie eine Lehrlingsquote oder eine Quote für ältere Arbeitnehmer.“ Das Unternehmen mit dem besten Angebot erhalte schließlich den Auftrag.

Viele Themen, die in den Vorwürfen der Gewerkschaft angesprochen werden, würden aber nicht in der Hand des VOR liegen. Fragen rund um Arbeitszeiten und Ruhepausen seien etwa kollektivvertraglich und arbeitsrechtlich geregelt. In anderen Belangen seien wiederum die Busunternehmen selbst zuständig: „Die Frage, wie ein bestimmter Schichttag eines Arbeitsnehmers gestaltet wird, das liegt in der Verantwortung des jeweiligen Unternehmens. Wir als ausschreibende Stelle machen nicht die Einsatzpläne der Arbeitnehmer.“

Es spreche aber nichts dagegen, „wenn Sozialpartner, wie auch diejenigen, deren Kritik uns hier scheinbar trifft, sich dafür einsetzen, diese Regelungen entsprechend ihren Interessen zu verändern“, hielt Huemer fest. Der VOR versuche innerhalb des vom Gesetzgeber vorgegebenen Rahmens „Verbesserungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer umzusetzen“. Denn: „Am Ende ist unser aller Ziel, einen bestmöglichen öffentlichen Verkehr für unsere Fahrgäste umzusetzen.“