Robert Ziegler im „NÖ heute“-Studio
ORF/Hans Leitner
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Orf NÖ

Schwere Vorwürfe gegen Landesdirektor Ziegler

Interne Dokumente, Chats und Mails aus dem ORF-Landesstudio Niederösterreich sorgen für massive Kritik an Landesdirektor Robert Ziegler. Die Reaktionen seitens der Politik reichen bis hin zu Rücktrittsaufforderungen.

Sowohl der „Standard“ als auch die „Presse“ berichteten am Freitagabend darüber, dass sich Robert Ziegler in seiner Zeit als Chefredakteur immer wieder für Berichterstattung zugunsten der ÖVP und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner eingesetzt haben soll. Laut den Berichten, die auf internen Unterlagen und Chats aus dem Landesstudio fußen sollen, habe er mit konkreten Hinweisen, die als Wünsche zu verstehen gewesen seien, auf die politische Berichterstattung des Landesstudios zugunsten der ÖVP eingewirkt.

Die Vorwürfe werden laut den Tageszeitungen auch von anonym zitierten Redaktionsmitgliedern erhoben. Als ein Beispiel angeführt wird, dass Ziegler zur Berichterstattung über den Leopolditag 2020 minutiöse Anweisungen gegeben habe, wie ein Video von Mikl-Leitner auszuwerten sei. Ein bekannter Fall sei, dass Ziegler nachträglich in einen Kulturbeitrag für die „ZiB“ einen O-Ton Mikl-Leitners eingebaut haben wollte.

Massive Kritik von SPÖ, FPÖ, Grünen und Neos

Die Medienberichte sorgten am Freitagabend auch für massive Kritik seitens der Politik. Die Grünen Niederösterreich reagierten als erste und forderten in einer Aussendung den sofortigen Rücktritt Zieglers, sollten die veröffentlichten Mails der Wahrheit entsprechen: „Bei eindeutigem Wahrheitsgehalt hat Landesdirektor Robert Ziegler zum Schutz des ORF NÖ per sofort seinen Rücktritt zu vermelden", so Landessprecherin Helga Krismer.

„Es ist nicht akzeptabel, wenn ein Chefredakteur eines öffentlich-rechtlichen Senders versucht, die politische Meinung seiner Zuschauer durch einseitige Hofberichterstattung zu beeinflussen“, kommentiert SPÖ-Niederösterreich-Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar die Vorwürfe. Der Skandal betreffe laut ihm aber nicht „die vielen RedakteurInnen, die objektiv und gewissenhaft ihre Arbeit machen wollen“ sondern sei ein „Skandal der ÖVP NÖ, die in ihrem Machtrausch keine Grenzen kennt“.

Auch FPÖ-Niederösterreich-Chef Udo Landbauer reagierte noch am Freitagabend: „Dieser Medienskandal zeigt einmal mehr, dass sich das System ÖVP wie ein schwarzer Faden durch alle Instanzen zieht“, so Landbauer. „Was alle immer schon vermutet haben, konnte durch eine Geschichte des ‚Standard‘ nun schwarz auf lachsrosa aufgedeckt werden: Der ORF-Niederösterreich ist Mikl-Leitners Privatfernsehen." Angesichts dieses Medienskandals müsse das ORF-Gesetz dringend geändert werden, forderte Landbauer.

„Der ORF ist nach dem Landesrechnungshof bereits die zweite, eigentlich parteiunabhängige Institution in dieser Woche, die von der Sobotka-ÖVP vor den Karren der Parteipolitik gespannt wird. Es ist widerwärtig, wie dieses korrupte System alles mit sich in den schwarzen Abgrund reißt", kommentierte NEOS-Landessprecherin Indra Collini die Berichte. "Die Leidtragenden sind die Redakteurinnen und Redakteure des ORF, die in Niederösterreich nicht frei und unabhängig berichten können, aber auch die Menschen im Land, die sich eine objektive Berichterstattung erwartet und ÖVP-PR bekommen haben.“

Ziegler: „Diffuse und nicht nachvollziehbare Vorwürfe“

Robert Ziegler selbst spricht von „diffusen und nicht nachvollziehbaren Vorwürfen“. „Ich kenne das angebliche Konvolut nicht“, so Ziegler in einer Stellungnahme. Er habe die Redaktion sechs Jahre lang nach „bestem Wissen und Gewissen“ geleitet. „Die Redaktion leistet tolle und erfolgreiche Arbeit. Unabhängig, selbstständig, hoch qualifiziert“, so Ziegler.

Redaktion: „Vorwürfe müssen untersucht werden“

„Die medial kursierenden Vorwürfe sollen und müssen natürlich untersucht werden", betonten die Redaktionssprecher des ORF Niederösterreich am Freitagabend. Gleichzeitig dürfte es aber nicht zu „einer pauschalen Vorverurteilung der gesamten Redaktion des ORF Niederösterreich kommen. Die Redakteurinnen und Redakteure des Landesstudios geben ihr Bestes, um schnell, umfassend und objektiv zu berichten“ – mehr dazu in Redaktion: „Vorwürfe müssen untersucht werden“ (noe.ORF.at; 16.12.2022).