Szenenfotos aus „Die Fledermaus“ in Baden
Christian Husar
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Kultur

„Die Fledermaus“: Party bei Oligarchin

In Baden wird zur Party bei der russischen Gazprom-Oligarchin Alexandra Orlofskaya geladen: Michael Lakner hat „Die Fledermaus“ von Johann Strauss mit einer textlichen Neufassung versehen. Die Premiere im Stadttheater wurde freundlich aufgenommen.

Es ist einiges anders und „Fledermaus“-Kenner werden vielleicht keine reine Freude damit haben: Regisseur Lakner will das Werk in seiner Inszenierung in die Jetztzeit hieven, unter reichlicher thematischer Einbeziehung von tages- und weltpolitischem Geschehen vom Ukraine-Krieg bis zum Artenschutzabkommen. Dabei dreht er die dramaturgische Schraube im Libretto weiter und lässt auch die Gefängnisszene als insgesamt fingiertes Arrangement erscheinen.

Verena Scheitz als Orlofskaya schlüpft in die Rolle des Gefängniswärters, was der legendären Frosch-Szene nicht unbedingt gut tut, samt Düringer-Verschnitt mit Perücke, falschem Gebiss und humorvoll gemeisterter Pannen. Schon während der Ouvertüre tut sich Bezeichnendes auf der Bühne: Ein Richter mit Perücke und Talar lässt sich offensichtlich von Anwälten schmieren. Gekaufte Justiz – und das ersichtlich nicht unterm Doppel-, sondern unterm Bundesadler.

Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb muss Eisenstein in den Arrest. Paul Arnim Edelmann spielt ihn mit bravouröser Grandezza, Cornelia Horak ist eine souveräne Rosalinde (im Programmheft wird ihre Rolle als „Sopranistin von verhinderter Weltklasse“ charakterisiert).

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Szenenfotos aus „Die Fledermaus“ in Baden
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Vom 19. Jahrhundert in die Jetztzeit geht es in Baden
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Der Schauplatz Gartensalon gehört in dieser Version einer Oligarchin
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Verena Scheitz als Gefängniswärter, angelehnt an Roland Düringers Breitfuss aus der Serie „MA 2412"
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Szenenfotos aus „Die Fledermaus“ in Baden
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Mundl-Charme und Vorstadtweiber ohne Happy End

Clemens Kerschbaumer verkörpert Rosalindes ehemaligen Studienkollegen Alfred („ein Tenor, der eine große Zukunft bereits hinter sich hat“) mit Verve. Dass er nicht, wie gewohnt, dreist in Eisensteins Schlafrock diniert, sondern im Unterleiberl, verleiht ihm allerdings etwas Mundl-Charme. Wie auch Rosalinde schon bald anmerkt: „Ich komm mir vor wie bei den Vorstadtweibern.“

Diesen Eindruck verstärkt nicht nur Scheitz, die offenbar an Adele (Loes Cools wirkt stimmlich gut, darstellerisch noch ausbaufähig) Gefallen findet, sondern auch Angelika Niedetzky als einigermaßen derbe Ida. Thomas Zisterer hingegen ist ein smarter Dr. Falke, Gezim Berisha ein überzeugender Direktor Frank, Beppo Binder ein idealer Dr. Blind.

Zackig unterwegs ist das Orchester unter der Leitung von Michael Zehetner, ansprechend das repräsentative Bühnenbild von Michael Waba. Das übliche versöhnliche Happy End bleibt bei Lakner aus: Rosalinde entscheidet sich für Alfred, Gabriel Eisenstein bleibt als blamierter Verlierer allein zurück. Die Rache der Fledermaus fällt in Baden heftig und gar nicht operettenselig aus.