Triestingtalbahn fährt ein im Bahnhof Berndorf
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Soziales

„Trainworker“ gegen Konflikte im Zug

Zuletzt haben sich laut ÖBB die Beschwerden über jugendliche Fahrgäste gehäuft, die die Triestingtalbahn als sozialen Treffpunkt nutzen. Im Rahmen des Projekts „Fahrplan“ sind nun Jugendarbeiterinnen – „Trainworker“ – auf der Strecke unterwegs.

Montagvormittag am Bahnhof Berndorf (Bezirk Baden): Die Triestingtalbahn fährt zu, Fahrgäste steigen ein und aus. Als der Zug weiterfährt, ist der Bahnsteig leer und es wird still. Nicht immer soll es aber auf der Strecke der Triestingtalbahn zuletzt so geruhsam zugegangen sein wie beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at.

Vor allem während der Lockdowns habe es Probleme gegeben, sagt der ÖBB-Regionalmanager für die Ostregion, Christof Hermann: „Es wurden uns Auffälligkeiten gemeldet über laute Musik im Zug oder auch Vandalismus, teilweise Konflikte zwischen älteren und jüngeren Reisenden.“ Seit einem Jahr sind daher Sozialarbeiterinnen zwischen Leobersdorf und Weissenbach-Neuhaus (beide Bezirk Baden) unterwegs, um das Gespräch mit Jugendlichen und Erwachsenen zu suchen.

Sozialarbeiter reden mit einem Kind am Bahnhof Berndorf
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Der 15-jährige Benni im Gespräch mit den Jugendarbeitern Sarah Passweg und Severin Sagharchi (v.l.)

Rund 1.000 Gespräche haben die in Anlehnung an das englische Wort „Streetworker“ auch „Trainworker“ genannten Jugendarbeiter im vergangenen Jahr geführt. „Sie sind nicht nur da für Jugendliche mit Problemen, sondern auch für Jugendliche ohne Probleme“, sagt der 15-jährige Benni und es ist sofort klar, dass er nicht zu jenen gehört, die laut sind oder Dinge kaputt machen. „Meine Erfahrung mit den Jugendarbeitern war bis jetzt sehr positiv. Sie halten ihr Wort und geben uns Möglichkeiten. Was uns fehlt, ist ein Basketballkorb.“

„Jugendliche brauchen einen konsumfreien Raum“

Die „Trainworker“ sind nicht nur im Zug unterwegs: Zum Beispiel machen sie einmal in der Woche mit den Jugendlichen Sport. Natürlich gehe es manchmal auch darum, soziale Spielregeln im Zug zu erklären. Aber es sei auch wichtig, die Bedürfnisse der jungen Menschen ernst zu nehmen, sagt Jugendarbeiterin Sarah Passweg: „Das, was wir immer von den Jugendlichen hören, ist, dass sie keine Plätze haben. Das heißt, vor allem im Winter ist natürlich der Zug ein guter Platz, um sich aufzuhalten: Es ist warm, es gibt Licht. Und es ist kein Konsumzwang, man muss nichts kaufen.“

Plakate am Bahnhof in Berndorf
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Schwerpunkt des Projekts „Fahrplan“ ist Berndorf

Weil das Projekt „Fahrplan“ laut ÖBB so erfolgreich ist, dass die Beschwerden um fast ein Viertel zurückgegangen sind, wird es nun für mindestens ein Jahr verlängert. Für die Finanzierung kommen neben den ÖBB auch die Gemeinde Berndorf und das Land Niederösterreich auf. „Wir wollen hiermit konfliktfreie Zonen schaffen im öffentlichen Verkehr, dass er attraktiv bleibt für die Menschen und dass Jugendliche konfliktfreie Zonen haben“, so Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP).

Königsberger-Ludwig: „Politik muss hinschauen“

„Jugendliche müssen ernst genommen werden in ihrer Gesamtheit, mit ihren Sorgen, mit ihren Wünschen, mit ihren Herausforderungen. Und wir Erwachsene, auch die Politik, müssen hinschauen“, sagt Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Zumindest in Berndorf scheint das auch zu funktionieren: Nicht nur einen konsumfreien Raum, sondern auch den heißersehnten Basketballkorb sollen die jungen Menschen hier bald bekommen, sagt Bürgermeister Franz Rumpler (ÖVP) gegenüber noe.ORF.at.