Obus nachts
ORF.at/Georg Hummer
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Verkehr

Aufleben von altem Bus-System in St. Pölten

Der Oberleitungsbus, der eigentlich schon vor Jahrzehnten seine Hochphase gehabt hat, erlebt nun einen Aufschwung. Die Stadt St. Pölten will das elektrifizierte Bus-System nun einführen – und rechtfertigt das mit dem Klimaschutz.

Der erste Oberleitungsbus Österreichs war bereits 1907 in Gmünd unterwegs. Mittlerweile gibt es allerdings nur mehr zwei Städte, in denen O-Busse in Betrieb sind: Salzburg und Linz. Schon bald dürfte allerdings auch St. Pölten folgen. Einer aktuell von der Stadt in Auftrag gegebenen Studie zufolge gibt es ausgeprägte Verkehrsachsen in der Landeshauptstadt, die das O-Bus-System ideal bedienen könne.

Nord-Süd-Achse soll besser befahrbar werden

Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) will das elektrifizierte Bus-System deshalb als Ergänzung zum bestehenden „LUP“-Bussystem einführen. Bereits 1992 gab es ein Verkehrskonzept mit einer entsprechenden Forderung, die aktuelle Studie soll das Projekt nun wieder aufleben lassen. Das Defizit im öffentlichen Verkehrssystem betreffe vor allem das Umland der Landeshauptstadt, der „O-LUP“ soll deshalb unter anderem die Nachbargemeinden Wilhelmsburg und Herzogenburg anfahren.

Konkret geht es um eine innerstädtische Nord-Süd-Achse, die „T1“ genannt wird und von Viehofen nach St. Georgen reicht. Die zweite Linie („T2“) soll vom Traisenpark nach Oberwagram führen. Die Verlängerung der Hauptachse bildet „T3“ nach Norden bis Herzogenburg sowie nach Süden bis Wilhelmsburg. Somit sollen die wichtigsten Ziele des Zentralraums direkt angefahren werden können.

Alternative zu Diesel oder Batterie

Der Oberlinienbus habe einen höheren Wirkungsgrad als Batterie- oder Dieselbusse, er verbrauche also weniger Energie, so Verkehrsexperte Gunter Mackinger, der die Studie gemeinsam mit Walter Brenner durchgeführt hat. Im Vergleich zu anderen E-Bus-Systemen seien nur kleine Batterien für kurze Streckenabschnitte notwendig, um Störungen, Bahnübergänge oder Baustellen überbrücken zu können.

„Wir sehen das O-Bus-System aufgrund des hohen Wirkungsgrades und der langen Nutzungsdauer als eine wirklich tolle Alternative für diesen Raum“, so Stadler. Rund fünf Millionen Fahrgäste würde das LUP-Bussystem jährlich befördern, besonders praktisch seien die geplanten Bus-Verbindungen für die vielen Pendlerinnen und Pendler.

Getaktete Verbindung in der Landeshauptstadt

Bei den Erstinvestitionen sei mit rund 124 Millionen Euro zu rechnen, zuerst folgen allerdings Gespräche über Finanzierungsbeteiligungen. „Das Bus-System ließe sich sehr rasch realisieren, wenn sich Bund und Land, Städte und Gemeinden im Zentralraum verständigen“, so Stadler. In etwa zwei Jahren könne das Projekt umgesetzt werden. Die Masten, die für die Busse notwendig sind, seien teilweise bereits vorhanden.

Es sei „höchst an der Zeit, sowohl ökonomisch als auch ökologisch“, ein solches Projekt umzusetzen, betont Rudolf Ameisbichler, Bürgermeister von Wilhelmsburg (SPÖ). Man stehe in den Gemeinden vor der Herausforderung, attraktive Alternativen zum Auto anzubieten, so Christoph Artner, Bürgermeister von Herzogenburg (SPÖ). Die Anbindung an ein regionales O-Bus-System mit einer getakteten Verbindung in die Landeshauptstadt sei hier „die logische Erweiterung“.