Kost-nix-Laden Mank
ORF/Tobias Hollerer
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Chronik

Kost-nix-Läden wegen Teuerung gefragt

Einkaufen gehen und nichts dafür bezahlen – in sogenannten Kost-nix-Läden ist das möglich. Jeder kann mitnehmen, was er braucht und hinbringen, was er nicht mehr braucht. Gerade in Zeiten massiver Teuerungen ist das ein beliebtes Konzept.

Im Kost-nix-Laden in Mank (Bezirk Melk) ist der Name Programm – alles, was angeboten wird, ist kostenlos. Wer einen Korb voller Deko-Gegenstände, Bücher oder Spielzeug mit nach Hause nimmt, muss sich vor einer langen Rechnung nicht fürchten. Preisschilder und Kassa? Fehlanzeige. Und das scheint anzukommen: Bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at herrschte im Laden jedenfalls schon rund 15 Minuten nach dem Aufsperren am Freitagnachmittag reger Andrang.

Elisabeth Steindl, die das Geschäft im September 2022 ins Leben rief, ist davon überzeugt, dass zu viele funktionstüchtige Gegenstände in der Mülltonne landen. „So sind wir jetzt die Schnittstelle zwischen dem, der sagt, ‚das brauche ich nicht mehr‘ und dem anderen, der sagt, ‚das nehme ich mit, das brauch ich und ich muss kein Geld ausgeben’“, so Steindl.

Gerlinde Seltz aus Texingtal (Bezirk Melk) kommt regelmäßig in den Laden. „Man sieht schöne Sachen, die man auch verschenken kann und ich bastle auch sehr gerne, also wenn etwas nicht mehr ganz neu ist, dann peppe ich es einfach auf“, erzählt sie. Seltz bringt auch selbst immer wieder Gegenstände, die bei ihr ohnehin nur verstauben würden. Vorbeibringen kann man alles, was in Ordnung und sauber ist. Und sperrig sollte es nicht sein, denn der Platz in den Räumlichkeiten der Pfarre, die für den Laden kostenlos zur Verfügung stehen, ist begrenzt.

Spende
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Um die Stromkosten decken zu können, bittet der Kost-nix-Laden um eine kleine Spende, auch wenn grundsätzlich alles gratis ist

„Wollen Wegwerfgesellschaft den Kampf ansagen“

Ein weiterer Kost-nix-Laden, der ebenfalls immer freitags geöffnet hat, lockt in Edlitz (Bezirk Neunkirchen) schon seit etwa zwei Jahren Kundinnen und Kunden aus der Umgebung an. Ein Schild mit der Aufschrift „Wer will mich?“ hängt neben einigen Wandbildern. Diese Frage stellt sich dort aber nicht nur bei Bildern, Geschirr und Gesellschaftsspielen.

In diesem Kost-nix-Laden soll vor allem gebrauchter Kleidung wieder neues Leben eingehaucht werden. „Man sollte bedenken, wie Kleidung produziert wird und dass manche Sachen wirklich nicht oft getragen werden. Es ist ein großer Nachhaltigkeitsgedanke dahinter, wir wollen der Wegwerfgesellschaft den Kampf ansagen“ sagt Marianne Lakinger, die Gründerin des Ladens in Edlitz.

Die Idee für den Kost-nix-Laden kam Lakinger bei einem Kleiderbasar der Katholischen Jugend. Geld spielt auch im Edlitzer Laden keine Rolle, zumindest fast keine. „Über eine freie Spende freuen wir uns natürlich, da werden die Betriebskosten bezahlt und der Rest geht in die Forschung an einer seltenen Krankheit“, erklärt die Gründerin. Und auch in Mank steht neben der Tür eine Spendenbox bereit – so sollen die Stromkosten gedeckt werden.

Dame mit neuer Jacke im Laden
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Pensionistin Trude Kronaus fand im Kost-nix-Laden eine Winterjacke, die sie kostenlos mitnehmen konnte

„Könnte ich mir sonst nicht kaufen“

Trude Kronaus aus der Nachbargemeinde Grimmenstein (Bezirk Neunkirchen) war beim Besuch von noe.ORF.at zum ersten Mal im Kost-nix-Laden, um Ausschau nach einer neuen Jacke zu halten, denn ihr Budget ist als Pensionistin gering. „Ich habe eine wunderschöne Daunenjacke gefunden. Die würde ich mir sonst niemals kaufen bzw. könnte ich sie mir gar nicht kaufen“, schwärmt sie.

„Dieses Konzept ist sehr nachhaltig, gerade in der heutigen Zeit, wo die Leute eh kein Geld haben und sparen müssen“, ergänzt Claudia Rigo aus Frauenkirchen (Burgenland). Auch wenn es viele Kundinnen und Kunden nicht aussprechen, sind die Teuerungen wohl einer der Gründe dafür, dass die Läden so gut ankommen, meinen die Gründerinnen.

„Die Komponente ist sicher dabei. Begonnen haben wir zwar nicht mit diesem Aspekt, aber durch die Teuerungen geht natürlich das eine ins andere“, sagt Steindl. Lakinger erzählt, es gebe natürlich immer wieder Notfälle in Familien, die sich dann einfach kein neues Paar Schuhe leisten könnten, „aber da helfen wir dann natürlich aus, weil man sich ja bei uns eh alles gratis aussuchen kann.“