Der Grund für den hohen Zustrom im Advent liege vor allem am Erwartungsdruck rund um Weihnachten, sagt die Leiterin der Telefonseelsorge der Erzdiözese Wien, Antonia Keßelring. Eine große Angst sei es, zu Weihnachten nicht das zu bekommen, was man sich erwartet – nicht nur im materiellen Sinne.
Weihnachten als das Fest der Liebe und der Familie würden viele nicht als solches erleben, weil sie etwa nichts Schönes geschenkt bekommen oder sich mit Verwandten streiten, so Keßelring. Auf kein Fest werde so viel gewartet wie auf Weihnachten. Dadurch baue sich ein enormer Erwartungsdruck auf.
Einsamkeit, Depression, Ängste
Heuer im November seien die Anfragen mit einer Zahl von 1.769 Anrufen besonders hoch gewesen – nämlich um 40 Prozent höher als noch in Vor-Coronavirus-Zeiten. Im Dezember setze sich der Trend fort, heißt es. Zum Vergleich: Auch im Dezember des Vorjahres gab es österreichweit 600 Anfragen mehr als im November 2021. Die Erzdiözese Wien rechnet daher auch in diesem Monat mit einem weiteren Anstieg der Anrufe.
Telefonische Beratungen
- Telefonseelsorge der Diözese St. Pölten: 142, rund um die Uhr
- Ö3-Kummernummer: 116 123, täglich 16.00-24.00 Uhr
Zudem merke man, dass die Gespräche intensiver und länger werden, da viele Anrufende von multiplen Belastungen – wie Einsamkeit, psychischen und physischen Erkrankungen sowie Depressionen – berichten. Diese Belastungslage betraf vor Pandemiebeginn weniger Anrufende als jetzt. In diesem angespannten gesellschaftlichen Klima sei es daher besonders wichtig zu erleben, dass einem zugehört wird.
142 rund um die Uhr erreichbar
170 freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind deswegen bei der Telefonseelsorge im Einsatz und beantworten die Anfragen. Es gehe vor allem darum, zuzuhören und Raum zu schaffen, so Keßelring. Die Telefonseelsorge ist kostenlos Tag und Nacht unter der Nummer 142 erreichbar.