Gesundheit

Grippe: Experten raten auch jetzt noch zu Impfung

Die Grippewelle ist so früh und so stark wie schon lange nicht mehr. Ein Ende des Anstiegs ist noch nicht abzusehen, sogar eine zweite Welle ist denkbar. Expertinnen und Experten raten dazu, sich auch jetzt noch gegen Influenza impfen zu lassen.

Die Grippe ist unterwegs, gemeinsam mit ihrem Begleiter, dem grippalen Infekt. 6.000 Menschen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner sind derzeit an Grippe beziehungsweise grippeähnlichen Infekten, wie Fieber, Husten, Schnupfen und/oder Heiserkeit erkrankt – so viele wie schon lange nicht mehr um diese Zeit.

Auf der Website Influenza.at, herausgegeben von der Medizinischen Universität Wien, zeigt sich ein rot eingefärbtes – also ein sich über ganz Österreich erstreckendes – Infektionsgebiet mit einer fast exponentiell gestiegenen Anzahl der Nachweise im Dezember.

Obwohl der Impfschutz frühestens nach zehn Tagen eintritt, raten die Experten auch jetzt noch, mitten in der Grippewelle, zur Schutzimpfung. Nur rund zehn Prozent der Bevölkerung sind gegen Grippe geimpft, die Durchimpfungsrate sei viel zu niedrig, beklagt der Präsident der Ärztekammer Niederösterreich, Harald Schlögel.

Ältere und Kranke sollen sich impfen lassen

Vizelandessanitätsdirektorin Regina Klenk rät „vor allem Personen, die älter als 60 Jahre alt sind sowie Personen mit chronischen Erkrankungen“, sich impfen zu lassen. „Influenza ist eine sehr ernstzunehmende Erkrankung, die man nicht unterschätzen sollte“, so Klenk.

Ein Ende des Anstiegs der Fälle ist derzeit noch nicht absehbar. Weil die Grippewelle dieses Mal viel früher anrollte, gibt es die Hoffnung, dass sie auch früher enden könnte. Andererseits gibt es aber auch die Befürchtung einer zweiten Welle Ende Jänner. Derzeit seien vor allem Kinder und junge Erwachsene stärker betroffen, in der zweiten Welle könnte es die älteren Bevölkerungsgruppen treffen, befürchtet Schlögel.

Immunsystem nicht ausreichend vorbereitet

„Wir erleben momentan eine extrem starke Grippewelle“, so der Präsident der Ärztekammer Niederösterreich. „Wir haben in den letzten drei Jahren deutlich flachere Verläufe gehabt. Das war auch dem geschuldet, dass wir viel mit Masken unterwegs waren, dass wir auf Hygiene geachtet haben, zum Beispiel mit regelmäßigem gründlichen Händewaschen, und dass es keine größeren Menschenansammlungen gegeben hat.“

„Die Schutzmaßnahmen gegen Covid-Erkrankungen haben auch gegen die Influenza gewirkt. In dieser Zeit hat aber leider auch die Immunität gegen die Grippeviren abgenommen“, so die Vizelandessanitätsdirektorin. 2020 gab es nur 2.300 Fälle. Allein bei der niederösterreichischen Gesundheitskasse sind derzeit mehr als 23.000 Patientinnen und Patienten mit grippalen Infekten gemeldet, 1.300 mit echter Grippe.

Derzeit keine überlasteten Arztpraxen

Überfüllte Arztpraxen, wie zuletzt aus Wien gemeldet, gebe es laut Ärztekammer in Niederösterreich nicht. „Wir gehen vom mündigen Bürger aus, der wegen erhöhter Temperatur, mit Schnupfen, Husten oder Ähnlichem, nicht gleich den Arzt aufsucht, sondern zuerst mit den bewährten Hausmitteln wie Ruhe und ausreichendem Trinken die Krankheit bekämpft. Man kann sich jederzeit vertrauensvoll an den praktischen Arzt wenden, wenn dies notwendig ist“, erklärt Schlögel.

In den Spitälern kämpft man derzeit ebenfalls, wie in vielen anderen Branchen, mit Ausfällen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wegen der Grippewelle. Von den etwa 22.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind – mit Stand 27. Dezember – 1.037 im Krankenstand bzw. Pflegeurlaub. „Schon die letzten Jahre waren durch die Pandemie herausfordernd, aber zu keinem Zeitpunkt waren unsere Kliniken gesperrt oder die Akutversorgung nicht gewährleistet. Dies ist der unglaublichen Einsatzbereitschaft unserer gesamten Belegschaft zu verdanken“, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der Landesgesundheitsagentur.