Als Maria Gstöttner im Jahr 1998 zum USV Neulengbach kam, wurde Hermann Maier in Nagano Olympiasieger, war Thomas Klestil Bundespräsident und Österreich trauerte um Pop-Ikone Falco. Diese Zeitreise beweist, wie lange Gstöttner dem niederösterreichischen Verein die Treue hielt. Dabei hätte ihre Karriere beinahe einen ganz anderen Verlauf genommen.
Bundesliga-Debüt mit 14 Jahren
„In der Jugend habe ich mich gerne manchmal ins Tor gestellt und das war meine Lieblingsposition. Weil ich aber auch sehr viele Tore geschossen habe, war es dem Trainer dann doch lieber, dass ich Stürmerin bleibe“, erzählt Gstöttner im Gespräch mit noe.ORF.at. Nach dem Wechsel von Würmla zum USV Neulengbach kam sie bereits im Alter von 14 Jahren in der höchsten Frauenfußballliga zum Einsatz.
Im Jahr 2003 gelang der erste Meistertitel mit dem Verein, elf weitere sollten bis 2014 folgen. „Der damalige Obmann Bruno Mangl hat mit dem gesamten Verein tolle Strukturen geschaffen. Es war eine wunderbare Zeit“, erinnert sich Gstöttner, die in 465 Spielen 393 Bundesliga-Tore für Neulengbach erzielte und damit die Rekord-Torschützin ist.
Wegbegleiterin von zahlreichen Top-Spielerinnen
Gstöttner war nicht nur eine Ausnahmespielerin in Neulengbach, sie bestritt ihre Karriere auch lange Zeit gemeinsam mit Spielerinnen, die Österreichs Fußball prägten und nach wie vor prägen. In Neulengbach spielte sie mit der Brasilianerin Liese Brancao, die mittlerweile Erfolgstrainerin beim Lokalrivalen SKN St. Pölten ist.
Bei ihren 35 Länderspielen für das österreichische Nationalteam stand „Mary“, wie sie von allen genannt wird, gemeinsam mit heutigen ÖFB-Stammspielerinnen wie Manuela Zinsberger und Carina Wenninger oder der ehemaligen Teamkapitänin Viktoria Schnaderbeck auf dem Platz. Bei der sensationellen Europameisterschaft 2017 in den Niederlanden war sie aus Altersgründen nicht mehr dabei.
„Das ist natürlich schade, dass ich diesen dritten Platz und damit den Meilenstein im Frauenfußball nicht mehr aktiv mitgestalten konnte. Ich war aber als Zuschauerin beim Turnier dabei und habe mich über diesen Erfolg sehr gefreut“, so Gstöttner.
Internationale Highlights in der Champions League
Maria Gstöttner hatte aber auch ihre glanzvollen Auftritte im internationalen Fußball. Mit 26 Toren führte sie Neulengbach ins Spitzenfeld der Champions League. Einmal wurde sie sogar Torschützenkönigin im wichtigsten Bewerb des Clubfußballs.
Höhepunkt war der Einzug in das Viertelfinale in der Saison 2013/2014, als sich die Niederösterreicherinnen erst dem damaligen schwedischen Top-Club Tyresö geschlagen geben mussten. Gstöttner darf also zu Recht auf eine großartige Laufbahn im nationalen und internationalen Fußball zurückblicken. Mit 38 Jahren war im November nach dem Derby gegen St. Pölten Schluss.
Dass nach dem Spiel zahlreiche Fans, Funktionäre und auch die Gegnerinnen Spalier standen und „Mary“ mit einem Feuerwerk in die Fußball-Pension schickten, rührt Gstöttner bis heute. „Das waren unglaubliche Momente. Da sind viele Tränen geflossen und ich habe lange gebraucht, um diese tollen Stunden zu verarbeiten.“
In den kommenden Monaten will es die Rekord-Torjägerin erst einmal ruhiger angehen. „Ich genieße es, gerade jetzt in der kalten Jahreszeit, dass ich nicht unbedingt trainieren gehen muss. Ich kann meine Freizeit so gestalten wie ich gerne möchte“, freut sie sich auf die Zeit ohne Fußball. Fraglich ist nur, ob sie das lange aushalten wird.
Ein Vorbild auf und neben dem Platz
Ihre Kolleginnen vom USV Neulengbach sind nämlich sicher, dass es ohne Fußball nicht gehen wird. „Egal, wann man auf die Anlage in Neulengbach gekommen ist, war Mary schon da. Sie hat auch jedes Match der Jugend und der Männer verfolgt und den Club immer unterstützt“, erinnert sich Sonja Hickelsberger-Füller.
Nicole Konrath beschreibt ihre Ex-Teamkollegin als „besondere Sportlerin, die trotz der zahlreichen Erfolge sehr bodenständig geblieben ist.“ Maria Gstöttner stehen die Türen bei ihrem Langzeit-Verein also immer offen. Es wäre nicht allzu überraschend, wenn Fußball auch weiterhin einen großen Platz in ihrem Leben einnehmen würde.