Pianist Florian Krumpöck
Lukas Beck
Lukas Beck
Kultur

Gar nicht böse: Zweites Bösendorfer Festival

In den Wiener Neustädter Kasematten findet das Bösendorfer Festival ab 10. Jänner seine Fortsetzung. Wie im Debütjahr 2021 kommen Größen aus der Theater- und Musikwelt. Auf dem Spielplan von Intendant Florian Krumpöck stehen acht Veranstaltungen.

An den Grundzutaten hat sich im Vergleich zum ersten Bösendorfer Festival wenig geändert: namhafte Kunstschaffende aus dem Musik- und Theaterbereich, die aus klassischen Werken ebenso rezitieren wie aktuelle Bezüge herstellen, Abende, die jeweils unter einem bestimmten Thema stehen, und Intendant Florian Krumpöck selbst, der sich hinter das Klavier setzt und den Flügel zum Klingen bringt.

Was sich hingegen geändert hat, ist die Zusammenstellung der Künstlerinnen und Künstler, die die Abende gestalten, und die Inhalte, die sie auf die Bühne bringen. Der Veranstaltungszyklus startet am 10. Jänner mit Erika Pluhar, die eine sehr persönliche Seite offenlegt.

Autobiografie in Liedern

Die Schauspielerin, Sängerin und Autorin blickt zurück auf ein vielseitiges Künstlerleben und präsentiert eine mitreißende autobiografische Retrospektive in Liedern. Gemeinsam mit ihrem musikalischen Begleiter Roland Guggenbichler erzählt und singt Erika Pluhar von Lebensfreude und Lebensleid, von Trotz, Schwermut und Heiterkeit und den Melodien ihres Lebens.

Erika Pluhar
Christina Häusler
Der erste Abend in den Kasematten gehört Erika Pluhar und damit einer der wandelbarsten Protagonistinnen der österreichischen Kulturwelt

Der Abend steht unter dem Motto: „Es war einmal. Ein Lebensrückblick in Liedern.“ Erika Pluhar war ihrem Alter „immer voraus“, wie sie selbst sagt. „Mich hat der 80. Geburtstag nicht geschreckt. Natürlich rückt man der eigenen Vergänglichkeit unweigerlich näher. Das blende ich auch gar nicht aus. Das Leben ist eine Zumutung. Aber im Wort ‚Zumutung‘ steckt auch ‚Mut‘. Das ist so etwas wie meine Lebensparabel.“

Bunter Jänner von Schubert bis Schlagertherapie

Das Programm in den Kasematten ist durchaus hochkarätig und verspricht auch an den übrigen Vorstellungsabenden Unterhaltung auf hohem Niveau. Am 17. Jänner widmet sich Martina Ebm „Im Weichselgarten“ einem aktuellen Thema und bringt Literatur aus der Ukraine auf die Bühne. Begleitet wird sie von dem in Kiew geborenen und in Graz ausgebildeten Nachwuchs-Pianisten Dmytro Choni.

Auf die „Winterreise von Franz Schubert“ begeben sich am 24. Jänner der weltweit gefragte Opernsänger Günther Groissböck und Intendant und Starpianist Florian Krumpöck. Den Abend widmen sie einem der berühmtesten Liederzyklen der Musikgeschichte, die „schauerlichen Lieder“ von Schubert nach Texten von Wilhelm Müller.

Am 31. Jänner sprechen Thomas Gansch, Sebastian Fuchsberger, Leonhard Paul und Michael Hornek mit ihrer „Schlagertherapie“ die Einladung an das Publikum aus, dem Alltag mit seinen negativen Schlagzeilen des Weltgeschehens zu entfliehen. „Vergessen wir für eine kurze Weile die Sorgen der Welt und ergeben wir uns unseren sehnsüchtigsten Träumen – damit wir es danach wieder frisch gestärkt mit der Realität aufnehmen können“, so Gansch.

Reisen in die Vergangenheit und Gegenwart

Die vier Abende im Februar eröffnet Florian Krumpöck mit einem Klavierrezital mit Werken von Frédéric Chopin. Der Ausspruch „Das Klavier ist mein zweites Ich“ zeugt von Chopins seelischer Verschmelzung mit dem Instrument. Am 7. Februar gibt Krumpöck tiefe Einblicke in die ausdrucksreich-virtuosen und mitunter düster-sehnsuchtsvollen Klangwelten des Komponisten.

Heiterer wird der 14. Februar, an dem Maria Köstlinger und Soley Blümel „Wanderjahre“ in die Kasematten bringen und sich dazu eines imaginären Reisetagebuchs bedienen. Frei nach dem Motto Johann Wolfgang von Goethes unternehmen die Schauspielerin und die 14-jährige Klaviervirtuosin Soley Blümel eine Reise nach Italien, nach Frankreich, in die Schweiz, nach Mallorca und zu vielen weiteren faszinierenden Destinationen, die literarisch und musikalisch vielfach von Dichtern und Komponisten eingefangen wurden.

Publikumsliebling Cornelius Obonya rezitiert am 21. Februar ausgewählte Passagen aus Joseph Roths monumentalem Werk „Radetzkymarsch“. Klanglich untermalt wird Roths Jahrhundertwerk von dem aufstrebenden Bösendorfer-Artist Simeon Goshev. Text und Musik rund um den Aufstieg und Fall der Familie Trotta führen dabei in Österreichs Geschichte der letzten Jahre der Donaumonarchie.

Den Abschluss bildet der Humorist Robert Meyer am 28. Februar, der ganz im Zeichen von Karl Valentin stehen wird. Das Motto: „Die Zukunft war früher auch besser!“ Dabei begibt sich Meyer, der ähnlich sprach- und spielverliebt ist wie Valentin, auf dessen Spuren und jongliert einen Abend lang mit virtuosen Anekdoten, begleitet von Bösendorfer-Artist Emre Yavuz.