Heinz Karl Gruber
APA/HERBERT NEUBAUER
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Kultur

Vom Sängerknaben zum „Frankenstein!!“

Der Komponist, Dirigent und Chansonnier Heinz Karl Gruber, auch „HK“ Gruber genannt, feiert am 3.1.2023 seinen 80. Geburtstag. Er begann seine musikalische Laufbahn bei den Wiener Sängerknaben, einer seiner größten Erfolge ist das Werk „Frankenstein!!“.

Als Komponist katapultierte ihn das 1978 von Simon Rattle uraufgeführte „Frankenstein!! Ein Pandämonium für Chansonnier und Orchester“ nach Kinderreimen von H.C. Artmann an die internationale Spitze. Erfolg feierte Gruber, der aktiv etwa von Leonard Bernstein gefördert wurde, in den folgenden Jahrzehnten auch mit seinen Streicherkompositionen, darunter zwei für Ernst Kovacic komponierte Violinkonzerte und ein Cellokonzert für Yo-Yo Ma. „Aerial“, 1999 für den Trompeter Hakan Hardenberger geschrieben, hat sich mit über 60 Aufführungen zum Klassiker entwickelt.

Er selbst habe kein Problem damit, zu einer Art „dritter Wiener Schule“ gerechnet zu werden, gestand HK Gruber dem Autor dieser Zeilen bei der im Dezember des vergangenen Jahres stattgefundenen Überreichung des goldenen Ehrenzeichens des Landes Niederösterreich. Doch wie würden die beiden anderen darüber denken, Kurt Schwertsik und Otto M. Zykan, mit denen er 1968 das Ensemble MOB art & tone ART gründete, damals als er als Kontrabassist dem Niederösterreichischen Tonkünstler-Orchester angehörte?

Heinz Karl Gruber
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„Mit zunehmendem Alter wird man kritischer seinen Kompositionen gegenüber“, erzählt der Jubilar HK Gruber

Heute, so erzählte überlegt er sich dreimal ob er ein Cis oder C auf Notenblatt schreibe, er sehe genauer hin beim Komponieren und schreibe daher viel langsamer, denn die Qualität sei ihm heute immer wichtiger, erläuterte er im Gespräch.

Gruber als Mitglied vieler Ensembles

Angedockt an die drei war auch noch Friedrich Cerha, mit dem HK Gruber, oder auch „Nali“ Gruber genannt, im Ensemble „die reihe“ zeitgenössische Musik aus der Taufe hob. Was die genannten vier Komponisten verbindet, ist der Humor, auch der Humor in der Musik, die Hochachtung für die „Beatles“ und der unkonventionelle Komponierstil, in dem viele Elemente von tonaler Technik bis hin zu Wortspielen sehr vieles Platz hat. Reicht das schon für den Begriff „Schule“?

Ich glaube, kaum mehr Gemeinsamkeit ist es auch bei der ersten Wiener Schule, den "Wiener Klassikern, Mozart, Beethoven und Haydn nicht zu finden. Erst die zweite Wiener Schule kann ohne Tadel als solche bezeichnet werden. Schönberg selbst hat sie als solche angelegt, mit seinen wesentlichen Schülern, Alban Berg und Anton Webern.

HK Gruber, der Vielseitigste unter den Vielseitigen

Heute lebt und komponiert Heinz Karl Gruber in Wien und in Rosenburg am Kamp (Bezirk Horn). Rosenburg habe aber eine größerer Bedeutung für ihn als einfach nur Sommersitz, erzählte er im Dezember am Rande der Verleihung des Ehrenzeichens in Sankt Pölten. Ihm wurde die Auszeichnung verliehen, weil er nicht nur im Entstehungsprozess des Wolkenturms mitgewirkt hat, sondern später auch die erfolgreiche Leiste „Ink still wet“, den Komponisten – und Dirigenten-Workshop in Gafenegg, mitentwickelt hat.

Geboren wurde Heinz Karl Gruber am 3. Jänner 1943 in Wien, wo er mit zehn Jahren Sängerknabe wurde (bis 1957). Anschließend studierte er bis 1963 an der Wiener Musikhochschule Kontrabass, Horn, Elektronik, Filmmusik, Tanz, Zwölftontheorie und Komposition (bei Alfred Uhl, Erwin Ratz und Gottfried von Einem). Später war er bis 1969 Kontrabassist des Tonkünstler-Orchesters und von 1969 bis 1995 Mitglied des ORF Radiosymphonieorchesters. Auch dem Ensemble „die reihe“ ist Gruber eng verbunden, was ebenso für das Ensemble Modern und die London Sinfonietta gilt.