Messstation Wiener Wald
ORF
ORF
Umwelt

Warmer Winter schadet Wald und Mensch

Derzeit ist es zu warm für die Jahreszeit. Die Wälder schalten bei lang anhaltendem mildem Winter auf „Frühlingsmodus“. Kommt dann der Frost, so schädigt dies die Knospen. Bei Menschen ist derzeit mit verstärkter Migräne und Kreislaufschwierigkeiten zu rechnen.

Gibt es für längere Zeit Tagestemperaturen um die sieben Grad plus im Winter und bleiben die Nächte auch warm, begeben sich die Bäume aus der Winterruhe und beginnen Knospen auszutreiben, erklärt Hubert Hasenauer, Leiter des Instituts für Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. „Irgendwann kommt dann der Frost und da besteht die Gefahr, dass diese Knospen Frostschäden bekommen“, führt Hasenauer aus.

Ist es zu warm, werden auch Schädlinge wie der Borkenkäfer früher und heftiger aktiv. Sie überleben den Winter besser und können früher eine zweite Generation ausbilden. Auch Zecken wurden von Förstern jetzt schon gesichtet. Eine Schneedecke wäre günstiger und zwar als Wasserspeicher für den Frühling, so der Experte, denn: „Wenn im Frühjahr ein Baum in Trockenstress kommt, dann ist das für das Baumwachstum wirklich ein Problem. Man sieht dies deutlich an der Jahresringproduktion.“

Landwirtschaft tangiert der Wärme-Einbruch weniger

Für die Landwirtschaft stellt sich die derzeitige Situation nicht so beunruhigend dar. Doch auch da wäre eine Schneedecke auf den Feldern gut, erläutert Hans-Peter Kaul, Vorstand des Instituts für Pflanzenbau an der Universität für Bodenkultur. „Weil der Schnee die Temperaturen aus der Atmosphäre abpuffert. Unter der Schneedecke ist es wärmer. Das heißt, die Pflanzen wären geschützt.“

Natur schaltet auf Frühling

Das neue Jahr begrüßt uns mit Rekordtemperaturen, es ist viel zu mild für diese Jahreszeit. In Zeiten des Klimawandels wird diese Entwicklung mit Sorge betrachtet. Wenn die Wärmephase länger dauert, schaltet die Natur auf Frühling.

Insgesamt puffert der Boden die Temperaturen ziemlich stark. 80 Zentimeter tief im Boden ist die Temperatur fast ganzjährig konstant, nur die obersten fünf Zentimeter sind von den Temperaturschwankungen betroffen, so Kaul.

Milder Winter: Migräne, Müdigkeit und Kreislaufprobleme

Auch Menschen haben unter dem frühlingshaften Wetter im Winter zu leiden. „Prinzipiell müssen wir uns bewusst sein, dass auch Menschen so etwas wie Jahresrhythmen haben“, sagt Andrea Dungl-Zauner, Allgemein-Medizinerin und Stress- und Burnout-Expertin. „Gewichtsabnahme ist im Winter schwieriger als im Frühling oder Sommer. Diese Veränderungen haben Einfluss auf unseren Hormon-Stoffwechsel und dadurch kommt es sekundär zu Kopfschmerzen, Migräne, Herz-Kreislaufproblemen und Müdigkeit.“

Abhilfe schaffen in diesen Fällen Spaziergänge im Freien, einfaches Kneippen, in dem man kaltes Wasser über Unterschenkel oder Arme rinnen lässt oder Wechselduschen. Ausgiebiges Tee-Trinken und gesunde Ernährung helfen ebenso. Insgesamt täte eine Wende in Richtung „echtem Winter“ gut. Bloß zu plötzlich sollte der Temperaturwechsel nicht stattfinden, denn auch das schade Mensch und Natur, so die Ärztin.