Im Spätherbst 2022 wurde bekannt, dass die Stadt Korneuburg sich mit dem Stadtentwicklungsgelände der alten Werft als Standort für die Central European University bewirbt, nun soll die Stadt im Vergabeverfahren laut Rathaus eine Stufe nach oben gerückt sein: Das Areal habe es auf die Shortlist der Standortvergabe geschafft, so eine Aussendung der Stadt vom Mittwoch.
Darüber zeigt man sich bei der Central European University allerdings höchst erstaunt. Die Existenz einer Shortlist könne man nicht bestätigen, so CEU-Sprecherin Anna Maria Hirtenfelder zu noe.ORF.at. Jegliche Entscheidung über den neuen Standort werde vom Universitätsvorstand erst im Juni 2023 getroffen, zur Aussendung der Stadt Korneuburg könne man sich entsprechend nicht äußern, so Hirtenfelder.
Stadt: Über Shortlist schriftlich informiert worden
Beim Stadtentwicklungsfonds SEFKO beteuert man, die Universität habe der Stadt die Aufnahme in die Shortlist schriftlich mitgeteilt. Woher das Missverständnis rühre, sei für die Stadt nicht nachvollziehbar, so SEFKO-Geschäftsführer Roland Raunig. Wie viele Objekte sich auf der fraglichen Shortlist befinden, sei der Stadt nicht bekannt.
Die CEU ist derzeit – einmal wieder – auf Standortsuche, nachdem der Plan auf die Baumgartner Höhe in Wien-Penzing zu ziehen aus finanziellen Gründen geplatzt ist – mehr dazu in Korneuburg bewirbt sich als Unistandort (noe.ORF.at; 4.12.2022). 2019/2020 musste die Universität aus politischen Gründen ihren Stammsitz Budapest verlassen und fand in Wien-Favoriten ein Zwischenquartier, 2025 steht nun erneut ein Umzug an. Insgesamt 13 Objekte bewarben sich im Herbst um die begehrte Eliteuniversität – weitere Details nannte die Universität mit Verweis auf das laufende Vergabeverfahren nicht.
CEU soll 800 neue Arbeitsplätze schaffen
Bei der Stadt Korneuburg sieht man die kolportierte Aufnahme in die Shortlist derweil als „Beweis für die Standortqualität“. Sollte Korneuburg tatsächlich den CEU-Standort zugesprochen bekommen, so rechnet man im Rathaus mit bis zu 800 neuen Arbeitsplätzen und 2.000 Studierenden, die die regionale Wirtschaft und das Stadtbild beleben würden.
Bürgermeister und ÖVP-Landtagsabgeordneter Christian Gepp gab das Erreichen der „Top Fünf“ als Losung aus. „Alleine durch das Bewerbungsverfahren wird der Standort Korneuburg bereits international aufgewertet“, zeigt sich der Bürgermeister zufrieden.
Bürgergruppe wünscht sich Wasserlabor
Geplant ist auf dem rund 18 Hektar großen Gelände der ehemaligen Werft ein neuer Stadtteil mit Wohnraum für 1.500 Menschen entstehen. Für das Großbauprojekt, an dem der Immobilienkonzern Signa Holding zur Hälfte beteiligt ist, läuft gegenwärtig die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Von Anfang an wünschte sich die Stadt in dem Stadtteil auch eine Bildungseinrichtung. „Nun haben wir die einmalige Möglichkeit, dies umzusetzen“, zeigt sich SEFKO-Vorsitzende Bernadette Haider-Wittmann optimistisch.
Die Ansiedelung einer Bildungseinrichtung wird auch von der neu gegründeten Bürgergruppe „Brennpunkt Werft“, die sich im Rahmen der UVP an der Entwicklung beteiligen möchte, begrüßt. Inhaltlich favorisiere die Gruppe eine Forschungseinrichtung zum Thema Wasser. Durch die Erfahrung mit dem Grundwasserskandal vor zehn Jahren und der Nähe zur Donau wäre das die optimale inhaltliche Ausrichtung, so Regina Gruber von „Brennpunkt Werft“ zu noe.ORF.at.