Müll Entsorgung Gelber Sack Sortieranlage Wölbling Brantner
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Umwelt

Mülltrennung mit Magneten und Luftdruck

Seit 2023 gibt es in Niederösterreich ein neues Müllsammelsystem. Alle Plastik- und Metallverpackungen kommen nun in den Gelben Sack bzw. die Gelbe Tonne. Sortiert wird der Müll dann nahe St. Pölten, dabei behilft man sich mit Magneten und Luftdruck.

Plastikflaschen, Geschenkspapier und Aludosen türmen sich in der Anlieferungshalle der Müllentsorgungsfirma Brantner in Wölbling (Bezirk St. Pölten) mehrere Meter hoch bzw. über eine Länge von etwa 40 Metern. Teilweise ist der Müll noch in Gelben Säcken verpackt, teilweise liegt er lose herum. Und kaum ist der Berg etwas abgetragen, kommt die nächste Lieferung.

Pro Jahr werden in dieser Anlage mehr als 20.000 Tonnen Kunststoffmüll abgeladen, drei Viertel des gesamten Plastikmülls in Niederösterreich. Das neue Sammelsystem merkt man aber noch nicht, schildert Betriebsleiter Thomas Mayer: "Ich gehe doch davon aus, dass die Bevölkerung noch etwas braucht, außerdem dauert es etwas, bis überall die ersten Gelben Säcke mit Metall abgeholt und zu uns gebracht wurden.

Ein einheitliches System

Bisher gab es allein in Niederösterreich fünf unterschiedliche Systeme. Seit Jahresbeginn gilt: Alle Verpackungen aus Plastik und Metall kommen in den Gelben Sack bzw. die Gelbe Tonne, Verpackungen aus Glas oder Papier nicht. Für Stefan Tollinger, Geschäftsführer bei Brantner, sprechen jedenfalls mehrere Fakten für das neue System: „Es ist flächendeckend gleich, wir können es einheitlich kommunizieren, es ist leicht verständlich und damit wird es auch akzeptiert werden.“

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Pro Tag laden in der Sortieranlage in Wölbling zwischen acht und zwölf solcher Lkw Müll ab, zusätzlich kommen die Müllabfuhren aus der Umgebung

In den Haushalten dürften die Gelben Säcke künftig schneller voll sein als gewohnt. Das Sammelintervall wird deshalb von bisher sechs auf mindestens alle vier Wochen reduziert, heißt es in einer Aussendung der Niederösterreichischen Umweltverbände. Zudem hat jeder Haushalt heuer mehr Gelbe Säcke bekommen als bisher. Auf einer Rolle finden sich nun 13 Säcke. Sollten diese nicht reichen, kann man sich für Nachschub mit seiner Gemeinde in Verbindung setzen.

Kein ganz neues System

In der Sortieranlage in Wölbling war man auf das neue Sammelsystem ohnehin schon seit Jahren vorbereitet. Denn in der Region bzw. auch in der Landeshauptstadt St. Pölten wurde bereits in den vergangenen Jahren Plastikmüll und Metall gemeinsam gesammelt und musste dadurch bei Brantner auch getrennt werden. Die Anlage musste deshalb nicht eigens adaptiert werden.

Bei der Mülltrennung helfen einerseits Lasermaschinen, die den Müll zunächst scannen und dann mit mehr oder weniger Luftdruck auf das richtige Förderband schießen. Andererseits hilft etwa bei den Metall-Dosen einfache Physik, erzählt der Betriebsleiter: „Wir arbeiten hier mit Permanent-Magneten, die über den Förderbändern hängen und das Material aufsaugen, und mit Wirbelstromabscheidern, die mit Hilfe eines Magnetfeldes das Aluminium abstoßen und sortieren.“

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Ein Magnet über dem Förderband zieht die Metalldosen an und filtert sie so aus dem restlichen Müll heraus

Hohe Ziele bei Recycling-Quote

Ziel des neuen Sammelsystems ist es die Recycling-Quoten deutlich zu erhöhen. Denn Wertstoffe, die im Restmüll landen, werden unweigerlich thermisch verwertet und sind somit für den Recyclingkreislauf verloren. Die EU schreibt hier bis 2030 eine Recycling-Quote von 55 Prozent vor. Österreich liegt derzeit bei etwa 25 Prozent und will schon bis 2025 50 Prozent erreicht haben.

Um diese auch selbstgesteckten Ziele zu erreichen ist es laut Tollinger deshalb notwendig, „bei Bürgern schon eine möglichst hohe Menge zu sammeln, um dann in einer Anlage qualitativ sortieren zu können“. So müsse etwa 80 Prozent des verarbeiteten Plastikmülls eingesammelt werden, davon müssen wiederum 80 Prozent an Rohstoffen heraussortiert und weitere 80 Prozent wiederverwertet werden. Mit dieser Methode würde man knapp über 50 Prozent erreichen, so Tollinger.

Die Neuigkeiten bei der Mülltrennung

In die gelbe Tonne und den gelben Sack kommen seit 1. Jänner 2023 alle Plastik- und Metallverpackungen. Ausnahmen gibt es nur in den Bezirken Neunkirchen und Gmünd.

Müllsortierung gefordert

Damit diese Rechnung aufgeht muss aber neben der Sammelquote auch die Sortierung verbessert werden. Denn in Wölbling kann derzeit nur knapp die Hälfte des Plastikmülls so weit sortiert werden, dass der Müll recycelt werden kann. Die andere Hälfte, in der sich etwa auch Restmüll oder Papier findet, die fälschlicherweise im Gelben Sack landen, muss verbrannt werden.

In Krems wird deshalb eine neue Sortieranlage errichtet. „Dort werden wir bis zu 75, vielleicht sogar 80 Prozent für das stoffliche Recycling aussortieren können“, sagt der Geschäftsführer von Brantner. Bis Ende 2025 soll diese neue Anlage in Betrieb gehen und dann ein Fassungsvolumen von bis zu 70.000 Tonnen Plastik-Müll pro Jahr haben – mehr als drei Mal so viel wie jene in Wölbling.