Energiegewinnung im MarchfeldDruckanzeige
Energie
Erdgas
Erdgasleitung
ORF.at/Roland Winkler
ORF.at/Roland Winkler
Wirtschaft

Start für Gasprobebohrungen im Weinviertel

Die OMV führt seit Kurzem Probebohrungen in Wittau (Bezirk Gänserndorf) durch. Sie sollen ein halbes Jahr dauern, eine eventuelle Förderung könnte dann in ein bis zwei Jahren starten. Mit Fracking habe das Projekt nichts zu tun, wird betont.

Die teilstaatliche OMV führt die Probebohrungen in Wittau seit dem Jahreswechsel 2022/23 durch. Dem waren seismologische Untersuchungen in den Jahren 2017 bis 2019 im Wiener Becken und im Weinviertel vorausgegangen, wobei sich Wittau als am hoffnungsvollsten herausstellte, so ein OMV-Sprecher am Mittwoch im Ö1-„Morgenjournal“. Bisher sei man noch nicht auf Gas gestoßen.

Die niederösterreichischen Grünen hatten bereits kritisiert, dass bei Probebohrungen austretendes teures Gas abgefackelt würde. Das begründete der OMV-Sprecher damit, dass es bei den Probebohrungen keine Pipelines gibt, um es abzutransportieren. Wäre es tatsächlich wirtschaftlich vertretbar, 1,3 Millionen Kubikmeter Gas zu fördern, aber nicht zu verwenden, müsste dringend über die Energiepreise für Verbraucher nachgedacht werden, sagte Bezirkssprecherin Beate Kainz kürzlich zur „NÖN“.

„Während Kampagnen zum Energiesparen aufrufen und Speicher mit russischem Gas gefüllt werden müssen, um über den Winter zu kommen, sollen hier – übrigens direkt neben dem Natura-2000-Naturschutzgebiet – 3.600 Tonnen CO2 und 8,8 Tonnen SO2 freigesetzt werden“, so Kainz zu dem 5.000 Meter tiefen Bohrloch auf einem bestehenden Bohrgelände der OMV bei Groß-Enzersdorf.

Umweltabwägungen gegen Wirtschaftsabwägungen

Die Umweltökonomin Sigrid Stagl sieht die Bestrebungen zur eigenen Gasförderung in Österreich heute im Ö1-„Morgenjournal“ differenziert. Könnte das Gas schnell – also idealerweise in den nächsten ein bis zwei Jahren – gefördert werden und würde das den Bestrebungen nach der Energiewende keinen Abbruch tun, dann wäre die Gewinnung durchaus sinnvoll. Aber man müsse sich auch den Energieeinsatz für das Fördern des Gases anschauen. Wäre jedenfalls das Signal an die Politik, dass ohnehin genug Gas zur Verfügung stehe, wäre das „fatal“ – man dürfe die Gasförderung nicht der Wirtschaft ohne Regulierung überlassen.

Ein Plakat mit der ÇStop FrackingÈ steht am 03.06.2014 in BrŸnen (Nordrhein-Westfalen) am Niederrhein in einem Feld. Der Landtag beschŠftigt sich am 04.06.2014 mit dem Thema Fracking im grenznahen Raum. Foto: Martin Gerten/dpa +++(c) dpa – Bildfunk+++
APA/dpa
Bei den Bohrungen im Weinviertel handelt es sich nicht um das umstrittene Fracking

Fracking sei jedenfalls „höchst problematisch“, so Stagl. Das hänge mit dem hohen Energie- und Chemikalieneinsatz zusammen. ÖVP-Umweltsprecher Johannes Schmuckenschlager meinte im Ö1-„Morgenjournal“, dass ein Verbot von Fracking nicht notwendig sei, da es ohnehin nicht komme. „Wir können auch Flugverkehr mit UFOs verbieten, aber es wird nicht stattfinden“, sagte Schmuckenschlager.

Die Staatsholding ÖBAG, die die Staatsbeteiligungen des Bundes betreut, hat kürzlich in einer Analyse im Auftrag von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) festgehalten, dass die heimische Gasproduktion, sofern es wirtschaftlich machbar sei, unbedingt erhalten werden sollte.

Noch kein Fracking in Österreich

In der Bundesregierung waren sich gestern Grüne und ÖVP bei dem von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) gewünschten Fracking-Verbot noch nicht einig. Die Ressortchefin hat einen Entwurf für einen Ministerratsvortrag bezüglich eines solchen Verbots erstellt, hieß es am Dienstag aus Gewesslers Büro auf APA-Anfrage. Erst am Wochenende hatte Gewessler ihre Forderung nach einem Fracking-Verbot in der ZIB2 bestärkt – mehr dazu in Umweltministerin Gewessler für Fracking-Verbot (news.ORF.at; 15.1.2023). Ihr aktueller Entwurf befinde sich derzeit in Abstimmung. Auf ÖVP-Seite gab man sich zurückhaltend und wollte das nicht kommentieren.

Zu Wort gemeldet hat sich am Mittwoch auch die Grüne Jugend. „Seit dem Wochenende wird darüber fantasiert, in Österreich wieder nach Erdgas zu bohren. Das wäre ein Alptraum für das Klima und unsere Zukunft“, stellt deren Sprecherin Rosa Novy fest.

OMV stark mit Russland verknüpft

Laut der Geologischen Bundesanstalt in Wien geht die Gasproduktion in Österreich zurück. Derzeit werden acht Prozent des Bedarfs durch inländische Produktion abgedeckt, Ende der 1970er Jahre wurde noch das Vierfache der Gasmenge aus der Erde geholt.

Nach wie vor fördert die OMV beträchtliche Gasmengen in Russland, wo sie mit knapp 25 Prozent am westsibirischen Gasfeld Juschno Russkoje beteiligt ist. Im März 2022 hatte die OMV als Konsequenz des Ukraine-Krieges eine Prüfung aller Optionen für ihr Russland-Geschäft angekündigt, inklusive eines Verkaufs. Während der deutsche Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea – die Deutschen halten 35 Prozent an Juschno Russkoje – erklärt hat, dass eine Fortführung der Geschäfte in Russland nicht mehr haltbar sei, hat die OMV noch keine endgültige Entscheidung darüber getroffen. Das sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters.