Smartmeter
ORF/Koppensteiner
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Wirtschaft

Mit digitalen Stromzählern Energie sparen

Digitale Smart Meter sind die neue Stromzähler-Generation, die mehr Details über den Stromverbrauch zeigen und in fast allen Haushalten bereits eingebaut sind. Neben Vorteilen für Anbieter sollen die Geräte auch Haushalten mehr Effizienz ermöglichen.

Das Haus von Daniel Diendorfer aus Watzelsdorf in der Gemeinde Neidling (St. Pölten) wurde erst vor wenigen Monaten gebaut. Über eine Photovoltaik-Anlage am Dach erzeugen die Hauseigentümer einen Teil des Stroms selbst. Einen genauen Einblick dazu erlaubt der Smart Meter im Zählerkasten. „Damit kann ich den Verbrauch, der beim Waschen der Wäsche oder Kochen anfällt, mit der PV-Anlage abstimmen“, erzählt Diendorfer.

Die Folge: Waschmaschine oder Geschirrspüler schaltet Diendorfer – sofern es zeitlich möglich ist – nur dann ein, wenn die PV-Anlage gerade Strom produziert. Dadurch kann die Familie den eigenen Stromverbrauch effizienter gestalten und auch mit der Eigenerzeugung abstimmen. Die Daten übermittelt das Gerät automatisch über das Stromnetz in der Nacht – jeweils für den Vortag. Wohnungswechsel oder Ummeldungen ohne Ablesung sollen damit einfacher werden.

Wahlfreiheit bei Ablesungsintervallen

Diese digitalen Stromzähler sind für die Haushalte vorgeschrieben. Der Austausch ist kostenlos. Wie oft die Daten übermittelt werden, kann man aber selbst wählen. Ein Smart Meter kann grundsätzlich Tages- aber auch 15-Minuten-Werte erfassen, sagt Karl Heinz Grassmann, Projektleiter „Smart Meter“ bei Netz NÖ: „Tageswerte werden täglich ausgelesen, 15-Minuten-Werte nur mit ausdrücklicher Zustimmung.“

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Die digitalen Geräte geben einen detaillierten Überblick über den eigenen Stromverbrauch und ermöglichen damit einen effizienten Energieeinsatz

Standardmäßig eingestellt ist die Tagesauswertung – man kann aber auch eine sogenannte Opt-Out-Variante wählen, erklärt Grassmann: „Hier werden überhaupt keine Verbrauchswerte im Zähler gespeichert und damit können diese auch nicht ausgelesen werden. Der Zähler wird hier im Normalfall nur einmal pro Jahr für Abrechnungszwecke oder Verbrauchsabgrenzungen ausgelesen.“

Lange Umsetzungsphase

Bereits 2009 wurde die Einführung der Smart Meter auf EU-Ebene beschlossen. Die intelligenten Zähler sollten das Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch steigern und langfristig auch Innovationen in der Stromversorgung ermöglichen. Die neuen Stromzähler würden nicht nur den Kunden, sondern auch den Energielieferanten einen besseren Einblick zum Strom-Bedarf geben, heißt es bei der E-Control.

Zudem sind sie Voraussetzung für flexible Tarife in Zeiten, in denen durch erneuerbare Energieformen Strom unregelmäßiger zur Verfügung steht. Solche Tarife gab es bisher zwar schon, sagt Alfons Haber, Vorstand der E-Control. Er verweist auf das Prinzip von Tag- und Nachtstrom: „Das haben wir auch genutzt, aber durch die 15-Minuten-Messungen können wir das noch leichter anpassen und die Tarife auch dementsprechend verrechnen.“

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Bis zu 2.000 digitale Stromzähler wurden in den vergangenen Jahren pro Tag in Niederösterreich eingebaut

Bedenken wegen Datenschutzes

Thema sind im Zusammenhang mit dem Smart Meter auch immer wieder Bedenken wegen des Datenschutzes. Haber verweist darauf, dass die Zählerstände maximal jede Viertelstunde übertragen werden: „Ein bestimmtes Nutzerverhalten ist hier schon sehr schwer ablesbar, denn wenn ich zwei Minuten das Licht eingeschaltet habe, kann ich das innerhalb einer Viertelstunde nicht mehr detektieren.“

In Niederösterreich ist der Einbau von Smart Meter im Sommer 2020 voll angelaufen. An guten Tagen tauschte die EVN-Tochter Netz Niederösterreich 1.500 bis 2.000 Stromzähler. Eigentlich sah eine Verordnung für Österreichs Netzbetreiber bereits für Ende 2020 einen Verbreitungsgrad von 80 Prozent vor, diese Ziele wurden klar verfehlt.

Doch auch die EU verschob ihre Ziele wegen der schleppenden Umstellung in etlichen anderen EU-Staaten auf 2024. Am Smart-Meter-Ausbau hielt die österreichische Strombranche fest. Mittlerweile sind in Niederösterreich mehr als 820.000 Smart Meter eingebaut – das entspricht einer Abdeckung von 97 Prozent. Damit wurde das jüngste Ziel der Verordnung – ein 95-prozentiger Ausbau bis Ende 2022 – erfüllt.