Hochsicherheitstrakt der Justizanstalt Stein in Krems
APA/HELMUT FOHRINGER
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Chronik

Slowakischer „Most Wanted“ sitzt in Stein Haft ab

Der slowakische „Most Wanted“ Viliam M., ein mafiöser Schwerverbrecher mit einer langen kriminellen Karriere, sitzt seine 20-jährige Haftstrafe in der Justizanstalt Krems-Stein ab. Er wurde im Juli in Baden von Zielfahndern des Bundeskriminalamts festgenommen.

Viliam M. war im März 2018 in der Slowakei in Abwesenheit wegen Anstiftung zum Mord und anderer Delikte zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht erachtete es als erwiesen an, dass am 25. August 2009 in seinem Auftrag in der westslowakischen Stadt Topolcany ein Anschlag auf seine Schwägerin verübt wurde.

Ein Bote hatte der Geschäftsfrau ein Paket mit einer Sprengladung in ihre Firmen-Räumlichkeiten gebracht, die per Fernzündung zur Detonation gebracht wurde. Der Bote kam ums Leben, die Schwägerin und vier weitere Personen wurden schwer verletzt.

Keine Auslieferung an die Slowakei

Die von der Slowakei beantragte Auslieferung des Festgenommenen wurde vom Wiener Landesgericht für Strafsachen für nicht zulässig erklärt, da Viliam M. seit 24. Juli 1989 neben der slowakischen auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt. Allerdings erklärte sich die Wiener Justiz mit der Übernahme der Strafvollstreckung einverstanden.

Da das österreichische Rechtssystem für Kapitalverbrechen maximal 20 Jahre oder lebenslange Haft vorsieht, wurden die 23 auf 20 Jahre reduziert, erläuterte die Sprecherin des Wiener Landesgerichts, Christina Salzborn. Der entsprechende Beschluss sei seit 24. Juni 2021 rechtskräftig.

Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt

Zuletzt hatte Viliam M. versucht, in der Slowakei eine Wiederaufnahme des Verfahrens um das ihm zugeschriebene Attentat auf seine Schwägerin zu erwirken. Der Spezialgerichtshof STS in Pezinok lehnte das zu Beginn der Woche mit der Begründung ab, es gebe keine neuen Fakten oder Beweismittel, berichtete die slowakische Nachrichtenagentur TARS.

Der 65-Jährige soll in der Slowakei insgesamt fünf Morde in Auftrag gegeben haben, darunter auch den Anschlag auf den 2004 in Bratislava getöteten Mafiapaten Peter Congrady. Auch seinem eigenen Neffen soll Viliam M. nach dem Leben getrachtet haben. Schon Ende der 1990er-Jahre war Viliam M. an einem spektakulären Bankraub mit Millionenbeute beteiligt.

Seiner Festnahme hatte er sich immer wieder entzogen, indem er sich rechtzeitig aus der Slowakei nach Venezuela und Belize absetzte. Nachdem er in einem Gerichtsverfahren in Bratislava in letzter Instanz 23 Jahre Haft ausgefasst hatte, wurde von den slowakischen Behörden ein Europäischer Haftbefehl erlassen. Dieser wurde nach Hinweisen, dass der Gesuchte bei einem Verwandten in Baden untergetaucht war, vollzogen.