Wirtschaft

Umstrittenes Flughafen-Angebot genehmigt

Das Teilangebot der Airports Group Europe für etwa 9,99 Prozent der Aktien des Flughafens Wien-Schwechat ist genehmigt worden. Die Gruppe hält bereits 40 Prozent an dem Flughafen. Dieser empfiehlt, das Angebot nicht anzunehmen.

Die Airports Group Europe teilte am Dienstag mit, dass das österreichische Wirtschaftsministerium und das National Foreign Direct Investment Screening Office von Malta den Erwerb von rund 9,99 Prozent der Aktien der Flughafen Wien AG zu einem Preis von 34 Euro je Aktie genehmigt haben. Weitere Großaktionäre neben der Gruppe sind die Länder Wien und Niederösterreich.

Der Flughafen empfiehlt, das Angebot nicht anzunehmen, Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) wiederum verteidigt den weiterhin unter 50 Prozent liegenden Anteil der luxemburgischen Airports Group an dem Flughafen am Rande von Wien.

Annahmefrist von zehn Börsentagen

Gemäß den Auflagen des Wirtschaftsministeriums dürfe die Airports Group Europe nicht mehr als zwei Kandidaten zur Wahl in den Aufsichtsrat der Flughafen Wien AG und keine Änderungen der Satzung der Flughafen Wien AG vorschlagen. Weiters würden Berichtspflichten gegenüber dem Ministerium bestehen, insbesondere betreffend die Einhaltung der Auflagen, teilte die Airports Group mit. Sie ist eine indirekte Tochtergesellschaft des IFM Global Infrastructure Fund.

„Mit diesen erteilten Genehmigungen sind die aufschiebenden Bedingungen unter dem Angebot erfüllt und das Angebot ist unbedingt verbindlich geworden. Aktionäre können nun das Angebot in der unten beschriebenen verlängerten Annahmefrist von zehn Börsentagen annehmen“, so die Airports Group. „Als bestehender Aktionär des Flughafen Wien seit über acht Jahren und als langfristiger Investor im Auftrag von Pensionsfonds und institutionellen Anlegern sehen wir Österreich weiterhin als attraktiven Investitionsstandort“, wird Werner Kerschl, IFM Investors Executive Director Infrastructure, zitiert.

Flughafen: „Angebotspreis zu niedrig“

Der Flughafen selbst hat heute seine Empfehlung an Aktionäre bekräftigt, das Kaufangebot von IFM nicht anzunehmen. „Der Angebotspreis erscheint angesichts der guten Entwicklungsaussichten des Unternehmens zu niedrig. Das wird eindrucksvoll von der zuletzt veröffentlichten Ergebnisprognose für 2023 unterstrichen, die ein Nettoergebnis von über 150 Millionen Euro prognostiziert. Überdies ist die Flughafen Wien AG erstmals seit Jahrzehnten schuldenfrei. Auch ein möglicherweise drohendes Ausscheiden vom Aktienhandel wird als nicht im Interesse des Unternehmens eingeschätzt“, teilte die Flughafen Wien AG in einer Aussendung mit.

Weiters wird festgehalten, dass die vom Wirtschaftsministerium erteilten Auflagen auf Dauer die Möglichkeit für IFM verhindern, beherrschenden Einfluss auf das Unternehmen zu erlangen. „Dazu trägt auch das Verbot bei, dass IFM Anträge auf Satzungsänderung in der Hauptversammlung einbringen kann“, so der Flughafen.

Für Ministerium spricht nichts gegen Angebot

Zuvor hatte das Wirtschaftsministerium in einer Aussendung mitgeteilt: „Im Ergebnis konnte durch strenge Auflagen sichergestellt werden, dass die ausländische Antragstellerin durch ihre Investition auch auf sonstige Weise keinen beherrschenden Einfluss auf den Flughafen Wien-Schwechat erlangt.“ Wirtschaftsminister Kocher betonte dazu: „Es liegen keine Gründe vor, die für eine Untersagung der Investition sprechen würden. Die Investition wird daher von der Investitionskontrollbehörde nicht untersagt.“

Der australische IFM Global Infrastructure Fund (IFM GIF) war Ende 2014 über seine Tochter IFM Airports Group Europe beim Flughafen Wien mit zunächst 29,9 Prozent der Aktien eingestiegen, hatte im April 2016 auf 38,16 Prozent aufgestockt und ging danach bis zur Grenze von knapp unter 40 Prozent.

Heftige Kritik am Fonds IFM

Airports Group Europe ist eine in Luxemburg ansässige Gesellschaft. Zu den Anlegern von IFM GIF gehören eine Vielzahl von Pensionsfonds und institutionellen Anlegern in Großbritannien, Europa, Australien, den USA, Kanada und Asien.

Am Fonds IFM entbrannte in der Vergangenheit heftige Kritik. Vertreter von IFM hatten sich als Veranlager von australischen Pensionsfonds präsentiert. Medienberichte von „profil“ und ZIB2 deckten jedoch auf, dass sich die Eigentümerschaft am Flughafen über zwei Luxemburger Fonds nur bis zu einer Treuhandgesellschaft (Conyers Trust) auf den Cayman Islands nachverfolgen lässt. Wer die wirtschaftlichen Eigentümer dahinter sind und woher diese ihr Geld beziehen, ist unklar.

Die Flughafen Wien AG wurde im Jahr 1992 privatisiert, jeweils 20 Prozent halten das Land Niederösterreich und die Stadt Wien. Jeweils zehn Prozent entfallen auf die Mitarbeiterbeteiligungsstiftung und den Streubesitz, 40 Prozent hält die Airports Group Europe.