Die Personalsituation im Gesundheitsbereich ist angespannt – zuerst die Coronavirus-Pandemie, dann die Grippewelle mit vielen Krankenständen. In den Landeskliniken ist mit 15.000 Beschäftigten im Ärzte- und Pflegesektor so viel Personal beschäftigt wie nie zuvor, es fehlt aber an niedergelassenen Ärzten in speziellen Fachrichtungen.
Das führt zu vollen Spitalsambulanzen und dort wiederum zu langen Wartezeiten. Beschwerden von Patientinnen und Patienten sind die Folge. Patientenanwalt Gerald Bachinger versammelte deshalb am Dienstag alle Verantwortlichen aus dem Gesundheitsbereich an einem Tisch, um rasch eine Lösung zu finden. Die dürfte nun auch – in Form eines Ärztepools – am Tisch liegen.

„Das ist eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Gebietskrankenkasse und Ärztekammer, wo es darum geht, unbesetzte Kassenplanstellen kurzfristig zu besetzen. Das hat natürlich Auswirkungen im niedergelassenen Bereich, aber auch auf die Ambulanzen“, so Bachinger gegenüber noe.ORF.at.
Neue Betriebsgesellschaft als Vertragspartner
Mit dem Ärztepool sollen etwa junge Ärztinnen und Ärzte, die noch keinen Kassenvertrag haben oder jene, die zuletzt in einem anderen Bereich tätig waren, angesprochen werden. Sie sollen dann dort, wo Kassenstellen schon länger unbesetzt sind, tätig sein. Vertragspartner ist eine neu gegründete Betriebsgesellschaft. Sie hilft zum Beispiel bei der Bereitstellung einer passenden Ordinationsräumlichkeit.
Es gibt drei Pilotprojektgemeinden: Mistelbach, Maissau und Gänserndorf, sagte Norbert Fidler, Vorsitzender des Landesstellenausschuss der ÖGK Niederösterreich. Die Umsetzungsphase sei dort bereits angelaufen. „Konkret jetzt zu sagen, wann wir in einer diesen Pilotgemeinden starten, das wäre jetzt total vermessen, aber der Startschuss ist gefallen“, so Fidler.

Harald Schlögel, Präsident Ärztekammer Niederösterreich, sagte am Dienstag: „Es war mir schon von Anfang an ein Anliegen, diese medizinisch nicht so gut versorgten Bereiche in Niederösterreich möglichst gut abzudecken. Wir haben hier in Zusammenarbeit mit vielen Beteiligten versucht eine Lösung zu erarbeiten.“
Im Ausbildungsbereich ansetzen
Wichtig sei es, schon im Ausbildungsbereich anzusetzen, sagte Konrad Kogler, Vorstand der Landesgesundheitsagentur. „Wenn man nämlich einen derartigen Pool aufbauen will, ist es auch notwendig, dass wir in der Ausbildung der Mediziner entsprechende Schwerpunkte setzen. Wir haben mit der Karl Landsteiner Privatuniversität die Anzahl der Studienplätze auf 125 angehoben“, so Kogler. „Zudem haben wir die Ausbildungsplätze und auch das Ausbildungspersonal entsprechend aufgestockt. Ich glaube das ist eine zentrale Initiative, um die Ambulanzen zu entlasten.“