Umwelt & Klima

WIFO kritisiert Klimaschutzfortschritt

WIFO-Umweltökonom Stefan Schleicher kritisiert die Klimabilanz Niederösterreichs. Wie er im Ö1-Morgenjournal darlegt, stehe Niederösterreich sowohl bei den Pro-Kopf-Emissionen als auch beim Heizen schlechter da als der Bundesschnitt.

Selbst wenn man die Belastung durch die Raffinerie Schwechat und die energieintensive Industrie herausrechne, so bleibe ein Pro-Kopf-Emissionsausstoß, der über dem Bundesschnitt liegt, kritisierte Schleicher am Mittwoch im Ö1-Morgenjournal. „Ungefähr zehn Prozent pro Person wird in Niederösterreich mehr emittiert als in Österreich“, so Schleicher.

Dagegen seien die Potenziale Niederösterreichs beim Klimaschutz sehr hoch, so der Ökonom. In den letzten 15 Jahren sei der Anteil erneuerbarer Energien im Bundesland um 75 Prozent gewachsen, während er im Rest Österreichs nur um 50 Prozent zugenommen habe. „Der Grund ist aber der, dass in Österreich hier so etwas wie eine Zweiteilung stattfindet. Der Westen vergisst fast immer noch auf den Ausbau von Erneuerbaren, und im Osten ist hier der Schwerpunkt“, erklärt Schleicher diesen Trend.

Zehn Prozent mehr Öl- und Gasheizungen als im Schnitt

In Sachen fossile Energieträger hänge man in Niederösterreich nämlich noch immer hinterher. Öl und Gas würden in Niederösterreich noch von zehn Prozent mehr Haushalten als im Durchschnitt verheizt. Gleichzeitig sei die Gebäudequalität in Sachen Energiesparen überdurchschnittlich schlecht. Rund zwei Drittel des Energieverbrauchs dieser Häuser könnte mit entsprechenden Sanierungen eingespart werden. Beide Faktoren sind für Schleicher ein „zweifaches Warnsignal“.

Hat die Landespolitik also in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wichtige Entwicklungen versäumt? Aus dem Büro der zuständigen ÖVP-Landesräte Martin Eichtinger und Stephan Pernkopf widerspricht man. Seit 2005 habe man im Wohnbau 36,5 Prozent CO2 eingespart, heißt es in einer Stellungnahme. Im geförderten Wohnbau seien Öl- und Gaskessel bereits seit 2005 verboten. Und die Förderaktion „Raus aus Gas und Öl“ habe im vergangenen Jahr 11.000 Anträge gezählt. Bei der Sanierungsrate liege Niederösterreich außerdem genau im Österreich-Schnitt, sagt das Land.

1990-2019: Emissionen um vier Prozent reduziert

Festhalten möchte man weiter an den Förderungen für Häuslbauerinnen und -bauern, trotz des hohen Bodenverbrauchs und der schlechten Energiesparbilanz alleinstehender Häuser. „Wir halten nichts davon, den Menschen vorzuschreiben, wie sie wohnen möchten“, so die beiden Landesräte. „Wichtig ist, dass die Wohnung oder das Haus energiesparend und ökologisch gebaut wird.“

Laut Daten der niederösterreichischen Energie- und Umweltagentur eNu gingen die Gesamtemissionen des Bundeslandes zwischen 1990 und 2019 um gerade einmal vier Prozent zurück. Die Klimaschützerinnen und Klimaschützer, die gegenwärtig vor dem Landhaus protestieren, kritisieren das scharf. „Klimaschutz, der in 30 Jahren die Emissionen um nichtige vier Prozent reduzieren konnte, hat seinen Namen nicht verdient“, sagt Alina Koller von „Fridays for Future“ Niederösterreich.

Auf die Frage, warum die Niederösterreichische Volkspartei, die in diesem Zeitraum durchgehend in Regierungsverantwortung war, nicht mehr erreichte, heißt es von den zuständigen Landesräten: „Niederösterreich tut, was ein Land tun kann, und das erfolgreicher als andere Bundesländer, Niederösterreich ist nämlich das Bundesland mit der größten CO2-Einsparung.“ Mit Ausnahme der Steiermark, die ebenfalls vier Prozent Emissionen einsparen konnte, seien die Emissionen laut eNu in allen anderen Bundesländern gestiegen, am stärksten im Burgenland (plus 17 Prozent), Tirol (plus 14 Prozent) und Salzburg (plus elf Prozent).