Der Angeklagte vor Gericht
APA/Christopher Eckl
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Chronik

Schüsse bei Polizeieinsatz: Mann muss in Haft

Weil er im November bei einer Polizeikontrolle in St. Pölten mit dem Auto auf Polizisten zugefahren sein soll, ist ein 25-Jähriger am Freitag am Landesgericht St. Pölten wegen mehrerer Straftaten rechtskräftig zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Der mehrfach einschlägig vorbestrafte österreichische Staatsbürger, der laut eigenen Angaben auf einer Art Botenfahrt „ein halbes Kilo Marihuana “ bei sich hatte, soll am 25. November 2022 mit einem Pkw Straßensperren der Polizei durchbrochen und mehrere Verkehrsteilnehmer gefährdet haben. Aufgrund der im Wagen mitgeführten Drogen sei er in „Panik und Angst“ geraten, sagte der Beschuldigte am Freitag auf die Frage, warum er nicht einfach angehalten habe.

Der Lenker soll gegen 17.00 Uhr auf einen Beamten zugefahren sein, sodass dieser Schüsse aus seiner Dienstwaffe auf die Reifen des Autos abgab. Nach dem Aufprall eines Geschosses dürfte es zu einer Zersplitterung gekommen sein, wodurch ein weiterer Polizist am linken Unterschenkel verletzt wurde. „Ein Abpraller, der steckengeblieben ist“, sagte der Betroffene im Zeugenstand. Der Beamte wurde ambulant im Universitätsklinikum St. Pölten behandelt. „Nach einer Woche habe ich aber schon fast wieder normal belasten können.“

Viereinhalb Jahre Haft für zahlreiche Delikte

Am Montag ist der Fahrer am Landesgericht St. Pölten rechtskräftig zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Angelastet wurden ihm eine ganze Reihe an Delikten: Neben Gefährdung der körperlichen Sicherheit, versuchter schwerer Körperverletzung von Beamten, fahrlässiger Körperverletzung, Sachbeschädigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt und – in Bezug auf die gestohlenen Kennzeichen, die der 25-Jährige aus Geldnot verwendet haben will – auch wegen Urkundenunterdrückung. Ebenfalls verantworten musste sich der Mann wegen unbefugten Besitzes eines Wurfmessers. Dieser Vorwurf wurde vom Richter aber verworfen.

Schießerei St. Pölten
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Nach dem Vorfall ist in ganz St. Pölten nach dem geflüchteten Mann gesucht worden. Einen Tag später wurde er gefunden.

Der Einzelrichter verwies auf eine „minutenlange Verfolgungsfahrt“, die der 25-Jährige „sehr gekonnt“ und auch erfolgreich durchgeführt habe. Die Verantwortung des Angeklagten, dass er die Polizisten, auf die er zugefahren sein soll, nicht wahrgenommen habe, hielt der Richter in dem Zusammenhang für unrealistisch bzw. für „eine Schutzbehauptung“.

Mildernd habe sich das teilweise Geständnis ausgewirkt. Hinzu gekommen sei, dass „es bei den wichtigsten Fakten beim Versuch geblieben ist“. Erschwerend wertete der Einzelrichter die acht einschlägigen Vorstrafen sowie einen „wirklich sehr raschen Rückfall“. Deswegen wurde eine Strafnachsicht von neun Monaten teilbedingt – aus einem anderen Urteil – widerrufen.

Verteidiger: „Gut, dass nicht mehr passiert ist“

Der 25-Jährige war grundsätzlich tatsachengeständig und bekannte sich zu den Vorwürfen teilweise schuldig. „Es ist gut, dass in der Sache nicht mehr passiert ist“, konstatierte Verteidiger Roland Schöndorfer. Der Angeklagte selbst will einen ausweichenden Beamten bei seinem Fahrmanöver im Zusammenhang mit der Straßensperre nicht gesehen haben, offenbarte allerdings auch Erinnerungslücken. „Auf den Polizisten zugefahren bin ich nicht“, stellte er dann doch klar. Er habe auch niemanden verletzten wollen.

Im Nachhinein ist er nicht stolz auf den Vorfall. „Ich wollte nie, dass es so passiert. Überhaupt so extrem, wie es war.“ Zu zahlreichen vorangegangenen strafrechtlichen Verurteilungen sagte der 25-Jährige: „Ich will selber, dass es irgendwann ein Ende hat.“ Er wolle eine „intensive Therapie“ machen. Ein Ermittlungsverfahren gegen den Polizisten rund um die Schussabgabe wurde eingestellt, weil laut Staatsanwaltschaft keine Fahrlässigkeit vorlag. Der Mann soll in Notwehr gehandelt haben.

Zahlreich schwere Vorwürfe gegen den Angeklagten

Der 25-Jährige ohne Führerschein soll den nicht zum Verkehr zugelassenen Pkw mit gestohlenen tschechischen Kennzeichen in der Landhausgarage abgestellt und danach versucht haben, mit einer 28-Jährigen per Zug zu flüchten. Das Duo wurde am 26. November 2022 am Bahnhof St. Pölten in Gewahrsam genommen – mehr dazu unter St. Pölten: Festnahme nach Schussabgabe (noe.ORF.at; 27.11.2022).