Ärztin bei der Untersuchung mit einem Stetoskop
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Wie der Ärztepool konkret funktionieren soll

Ein Ärztepool soll dafür sorgen, dass in Gemeinden mit unbesetzten Kassenstellen Mediziner vertretungsweise ordinieren. Zuletzt waren allerdings noch einige Fragen offen. noe.ORF.at hat beim Präsidenten der NÖ Ärztekammer nachgefragt.

Medizinerinnen und Mediziner, die Teilzeit im Spital arbeiten oder schon in Pension sind, Wahlärztinnen und -ärzte oder junge Ärztinnen und Ärzte „frisch von der Uni“ – sie sollen in den Orten aushelfen, in denen eine niederösterreichische Kassenarztstelle unbesetzt ist. Soweit die Theorie. Aber gibt es in der Praxis auch genügend Ärzte, die dazu bereit sind?

Ja, sagt der Präsident der Niederösterreichischen Ärztekammer, Harald Schlögel. Vorerst arbeite man mit der Wiener Ärztekammer zusammen, denn in Wien gebe es für solche Tätigkeiten bereits einen Pool von rund 400 Ärztinnen und Ärzten, so Schlögel. „Seit wir an diesem Projekt arbeiten, war die Auskunft der Ärztekammer Wien, dass ausreichend motivierte Kolleginnen und Kollegen da sind, die auch gerne nach Niederösterreich fahren, um dort auszuhelfen“, versichert Schlögel. In Wien gebe es zudem bereits die Gesellschaft, die die Vermittlung und Einteilung der Kolleginnen und Kollegen vornehme.

Ständig wechselnde Ärzte in Ordinationen

Der Wermutstropfen beim Vertretungsärzte-System: Natürlich hat man keinen Vertrauensarzt in der Gemeinde, sondern kann bei jedem Besuch auf einen anderen Mediziner treffen. Die Devise der Ärztekammer diesbezüglich: Besser so, als gar kein Arzt. „Ich vergleiche das immer mit einer Ambulanz. Wenn gar kein Arzt da ist, müssen die Patientinnen in ein Krankenhaus in eine Ambulanz fahren, auch dort haben sie keinen vertrauten Arzt“, meint Schlögel. Das oberste Ziel sei aber ohnehin, dass einer der Vertretungsärzte sich dann dazu entschließt, die Praxis dauerhaft zu übernehmen.

Konkret soll es eine Plattform geben, in der die Gemeinden ihren Bedarf und die Ärzte ihre Verfügbarkeiten einmelden. „Maissau sagt zum Beispiel wir brauchen an drei Tagen für vier Stunden jemanden und dann sagt ein Arzt ‚Ja, an dem Tag kann ich, den Dienst kann ich übernehmen‘.“

Eigener niederösterreichischer Ärztepool als Ziel

Nach dem Start in Mistelbach, Gänserndorf und Maissau (Bezirk Hollabrunn) – den Pilotgemeinden, die unter anderem gewählt wurden, weil sie nicht allzu weit von Wien liegen – sollen laufend neue Gemeinden dazu kommen. Und auch ein eigener niederösterreichischer Ärztepool wird angestrebt, „denn wir können von Wien aus sicher nicht alle Orte abdecken, in denen es Bedarf gibt“, so Schlögel.

„Wir wollen jetzt einmal Erfahrung sammeln. Sobald wir sehen, dass das funktioniert, haben wir jetzt schon eine Reihe von Bürgermeistern, die sagen, ‚ich möchte so etwas in meiner Gemeinde auch haben‘. Also wenn das Ding einmal zum Laufen kommt, gehe ich davon aus, dass wir das ausrollen können“, erklärt Schlögel seine Pläne im Kampf gegen Dutzende unbesetzte Kassenstellen in Niederösterreich.

Noch heuer sollen weitere Gemeinden dazu kommen

Der Ärztekammer-Präsident zeigt sich optimistisch, dass die Pläne, noch in diesem Quartal zu starten, eingehalten werden können. Die Verträge seien fast in trockenen Tüchern. Schlögel kann sich jedenfalls vorstellen, das Projekt bis Jahresende auf zehn Gemeinden auszuweiten. „Wir wollen heuer schon eine namhafte Anzahl schaffen“, sagt er gegenüber noe.ORF.at.