Landesgericht Wiener Neustadt außen
APA/Alex Halada
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CHRONIK

Sozialbetrügerin erschlich sich 167.000 Euro

Eine 38-Jährige aus Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) hat sich über mehrere Jahre hinweg Sozialleistungen erschlichen. Sie behauptete u.a., dass ihr damals vierjähriger Sohn sexuell missbraucht worden sei. Der Schaden dürfte sich auf mindestens 167.000 Euro belaufen.

Die Betrugsserie begann im November 2010 und liest sich wie ein Krimi: Eine 38-Jährige beschuldigte einen Sanitäter, ihren damals vierjährigen Sohn sexuell missbraucht zu haben. Dabei versuchte sie, eine damals 15-Jährige zur Falschaussage zu überreden. Die Schülerin war zu diesem Zeitpunkt im Haushalt der Frau tätig und hätte aussagen sollen, dass sich der Vierjährige für rund 30 Minuten ohne Aufsicht in der Wohnungsanlage nahe des Samariterbundes aufgehalten habe. Das Mädchen weigerte sich aber und wechselte den Ausbildungsplatz.

Weil bei dem Sohn der Frau damals keine Verletzungen gefunden wurden, und es auch keine Spuren oder Sachbeweise gab, die die Behauptungen der Frau stützten, wurde das Verfahren gegen den wegen sexuellen Missbrauchs beschuldigten Sanitäter von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt im Februar 2011 eingestellt.

Frau bezog jahrelang Pflegegeld

Die Frau behauptete jedoch, ihr Kind sei schwer geschädigt worden und suchte bei der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) St. Pölten um Pflegegeld an. Bei mehreren ärztlichen Begutachtungen gab sie an, dass ihr Sohn mehrmals täglich inkontinent werde, nicht essen, nicht schlafen und das Haus nicht alleine verlassen könne. Auch bei der letzten Untersuchung im Oktober 2021 gab sie noch an, ihrem Sohn bei der Körperpflege und beim Anziehen helfen zu müssen. Tatsächlich spielte er als Hauptschüler im Verein Fußball, absolviert derzeit eine höhere bildende Schule und steht aktiv im Kader eines Sportvereins.

Über die Jahre konnte sich die Frau mehr als 100.000 Euro Pflegegeld und erhöhte Familienbeihilfe erschleichen. Außerdem täuschte die inzwischen Verurteilte die Behörden hinsichtlich ihrer Wohnsituation und ihres Einkommens und erschlich sich weitere 67.000 Euro. Neben der PVA, dem Finanzamt und der Bezirkshauptmannschaft dürfte auch das Bundessozialamt zu den Geschädigten gehören. Das gesamte Schadensausmaß ist noch nicht bekannt.

Betrug im Bezirk Baden nicht gelungen

Als die Polizei bereits gegen die Frau ermittelte, wechselte sie kurzfristig ihren Hauptwohnsitz in den Bezirk Baden. Auch dort suchte sie noch einmal um Sozialleistungen an – jedoch ohne Erfolg. Wie die Polizei nun bekanntgab, wurde sie am 12. Jänner am Bezirksgericht Wiener Neustadt wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs sowie Verleumdung zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, sechs Monate davon unbedingt. In zahlreichen Zeugenvernehmungen konnten die Angaben der Frau widerlegt werden.