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Chronik

Verschanzte Familie glaubt an Weltuntergang

Der Fund von sechs Kindern in einem Weinkeller in Obritz hat am Donnerstag die Behörden alarmiert. Zwei Beamte wurden bei einer Kontrolle attackiert. Laut Polizei dürften die Personen einer Gruppe angehören, die sich auf den Weltuntergang vorbereitet.

Der Keller in Obritz (Bezirk Hollabrunn) war gut überwacht und abgeschieden. Laut Polizei ist das ein typisches Merkmal der sogenannten Prepper-Szene, die vor allem in Nordamerika und Großbritannien aktiv ist und sich auf verschiedenste Katastrophen vorbereitet, den Weltuntergang ebenso wie Alien- oder Atomangriffe.

Dafür kaufen die Mitglieder abgelegene verlassene Kellergewölbe, sanieren und verbinden sie unterirdisch, um dort im Notfall längere Zeit überleben zu können. Laut Gemeinde hat der 54-jährige mutmaßliche Familienvater in der Kellergasse in Obritz bereits bis zu sechs Keller gekauft. Bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at am Freitag war zu sehen, dass die Weinkeller teilweise schon saniert bzw. umgebaut wurden.

Anrainer hören Kinderstimmen

Bewohner der kleinen Katastralgemeinde hatten sich deshalb zuletzt mehrmals über den Mann beschwert, der offenbar seit ein paar Monaten in der örtlichen Kellergasse wohnen dürfte. „Vor allem die Überwachungskameras vor dem Keller haben gestört, außerdem haben Bewohner manchmal Kinderstimmen im Keller gehört, und sobald sie sich genähert haben, war es still“, erzählte Vizebürgermeister Erich Greil.

Kellergasse in Obritz
ORF/Stefan Schwarzwald-Sailer
Laut Gemeinde soll der 54-Jährige in der Kellergasse in Obritz bereits bis zu sechs Keller besitzen

Donnerstagnachmittag wollen der Gemeindeamtsleiter und ein Mitarbeiter der Bezirksbehörde Nachschau halten. Als die Beamten den 54-Jährigen darauf ansprachen, attackierte er die beiden mit Pfefferspray und verbarrikadierte sich im Keller. Über Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde der Keller geöffnet und durchsucht. Dabei entdeckten die Beamten auch seine 40-jährige Lebensgefährtin und sechs Kinder im Alter zwischen fünf Jahren und sieben Monaten.

Waffenfund nicht ungewöhnlich

Dass man im Keller auch Waffen fand, ist laut Polizei nicht ungewöhnlich. Schließlich will sich die Gruppe im Ernstfall verteidigen können. Doch eine Gefahr gehe von diesen Personen in der Regel nicht aus, heißt es. Warum der Mann die Beamten attackierte, war am Samstag weiter unklar. Er wurde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angezeigt.

Die Kinder, deren Identität weiter unklar ist, befinden sich nach wie vor in der Obhut des Jugendamts. Dieses prüft das Umfeld der Kinder und wird laut Bezirkshauptmannschaft entscheiden, ob die Kinder zu den mutmaßlichen Eltern zurückkommen. Laut Aussagen des 54-Jährigen seien es seine eigenen Kinder, die in England geboren waren. Die Elternschaft wird von der Behörde ebenfalls noch geprüft.