Tim Breyvogel in „Ein Apartment auf dem Uranus“
Franzi Kreis
Franzi Kreis
Kultur

Landestheater zeigt Stück in Virtual Reality

Um im Theater Grenzen verschwimmen zu lassen, kommt immer häufiger moderne Technologie zum Einsatz. Für die Produktion „Ein Apartment am Uranus“ setzt das Landestheater Niederösterreich auf Mixed-Reality-Forschung der Fachhochschule St. Pölten.

Inspiriert von den Erzählungen aus Paul B. Preciados „Ein Apartment auf dem Uranus“, widmet sich Tim Breyvogel (Bild oben), Ensemblemitglied des Landestheaters Niederösterreich, am Donnerstag dem Plädoyer des Wandels hin zur Gleichheit und für bedingungslose Solidarität gegenüber allen Minderheiten. Dabei befindet sich seine Inszenierung selbst im Übergang zwischen virtueller und haptischer Realität.

In Kooperation mit dem Studiengang Digital Design der FH St. Pölten wird der Schauspieler „gemeinsam mit dem Publikum in virtuellen Umgebungen und mit virtuell erweiterten und variierten Versionen sich selbst und das Verhältnis zum eigenen Körper neu erfahren“, ist in der Ankündigung der Produktion nachzulesen.

Augmented Reality
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Digitale Fortschritte eröffnen neue Räume für die nächsten Generationen. Mittlerweile erreichen sie auch das Theater.

Verwandlung der Person soll spürbar werden

Die Aufführung „Ein Apartment auf dem Uranus“ inszeniert Essays des spanischen Philosophen und Queer-Theoretikers Paul B. Preciado und ist ein Plädoyer für den Wandel hin zu Gleichheit und bedingungsloser Solidarität gegenüber allen Minderheiten. Die Arbeit von Paul B. Preciado dreht sich um Themen rund um Identität, Geschlecht und Sexualität. Ursprünglich als weibliche Schriftstellerin bekannt, begann Preciado einen Prozess der „langsamen Transition“, bei dem er begann, Testosteron zu nehmen, um sich medizinisch umzuwandeln. Seitdem bezeichnet er sich öffentlich als Transgender.

Das Glück, schreibt der spanische Philosoph und Queer-Theoretiker Paul B. Preciado, hat damit zu tun, „dass leben bedeutet, Zeuge eines Zeitalters zu sein.“ Preciados „Chroniken eines Übergangs“, entstanden zwischen 2013 und 2018, und handeln vom permanenten Unterwegssein, von Verwandlung und Revolution. Er sieht dabei die Chance, „dass wir heute die Gegenwart verändern und eine neue, vielfältige und offene Gesellschaftsform entwickeln können“, so das Verständnis in Breyvogels Inszenierung.

Studierende gestalteten virtuellen Theaterraum

Die Aufführung ist Teil gemeinsamer Forschungen des Landestheaters Niederösterreich und des Instituts für Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten, die darauf abzielen Mixed-Reality-(XR)-Technologien für die Theaterpraxis zu erschließen. Studierende der Fachhochschule St. Pölten der Studiengänge Medientechnik und Digital Design mit dem Schwerpunkt Experimentelle Medien haben den virtuellen Bühnen-Raum für das Landestheater Niederösterreich gestaltet.

Pokemon Go Smartphone Videospiel
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Virtuelle Welten mit realen Umwelt zu verbinden ist im Computerspielbereich seit Jahren gelebte Realität und äußerst erfolgreich

An der Fachhochschule wurden dazu Workshops abgehalten, die das Ziel verfolgten, „die Arbeit am Text in Korrespondenz mit Technologien wie Motion Capturing sowie Virtual- und Augmented Reality in Korrespondenz treten zu lassen“, ist auf der Webseite der FH nachzulesen. Schauspiel, Dramaturgie und Technik des Landestheaters arbeiteten mit der Masterklasse Experimentelle Medien daran, Kunstpraxen „des Digitalen“ in die Theaterpraxis zu überführen. Auf diese Weise würden sich die Möglichkeitsräume des Theaters um neue Zielgruppen erweitern, denen die Ausdrucksformen digitaler Öffentlichkeit und Kunst bereits aus anderen Zusammenhängen vertraut sind, so die Verantwortlichen.

Die szenische Einrichtung stammt von Regisseurin Anna Laner, die Dramaturgie von Thorben Meißner. Den virtuellen Theaterraum gestalteten vier Studierende der Fachhochschule gemeinsam mit ihren Dozenten und Lektoren. Zu sehen ist die Produktion am 2. Februar sowie am 21. März in der Theaterwerkstatt des Landestheaters Niederösterreich.